
Ein Fünftel der gesamten Ackerfläche wird in Österreich biologisch bewirtschaftet. Die Ernte fiel vielfach besser aus als ursprünglich angenommen.
Die anhaltende Frühjahrstrockenheit bis Mitte Mai beeinträchtigte nicht nur die Sommerungen entschieden in ihrer Entwicklung, auch Winterkulturen hatten dadurch weniger Ähren pro Quadratmeter und weniger Körner pro Ähre angesetzt. Durch die darauffolgenden ergiebigen Niederschläge im Großteil des Landes fielen die Erträge trotzdem vielfach besser aus als erwartet.
Weichweizen mit viel Protein
Die Bio-Weichweizenfläche konnte 2020 gehalten werden und liegt laut AMA Flächenerhebungen bei 40.280 ha. Die Qualitäten sind gut bis sehr gut. Besonders die Proteingehalte sind erfreulich, aufgrund der geringeren Kornzahl pro Ähre und der guten Kornfüllung konnten überdurchschnittliche Proteingehalte erreicht werden.
Der Anteil von Futterweizen wird von BIO AUSTRIA auf 20 % geschätzt. Experten gehen von einer durchschnittlichen Erntemenge aus, die mit 140.000 t etwas unter dem Vorjahresniveau liegt. Die Vermarktungschancen werden von den Getreidehändlern unterschiedlich eingeschätzt. Die Mehrheit der Vermarkter geht jedoch von einer besseren Vermarktbarkeit als bei anderen Kulturen aus.
Auch das Verhältnis zwischen Lagerstand und Marktleistung war im Getreidewirtschaftsjahr 2019/2020 mit rund 30 % im Vergleich zu anderen Kulturen noch sehr gut. Je höher der Lagerstand im Vergleich zur Marktleistung ist, desto eher geraten die Preise unter Druck.
Hartweizen hat Potenzial
Die Hartweizenfläche wurde im Vergleich zum Vorjahr kräftig ausgeweitet (+41 %) und liegt nun bei 2143 ha. Die Erträge lagen jedoch deutlich unter dem Vorjahresniveau. Es kann bei Erträgen von durchschnittlich 2,4 t/ha von einer Erntemenge von rund 5100 t ausgegangen werden.
Die Nachfrage nach Hartweizen aus Österreich ist gut. Auch im Inland besteht noch Potenzial, zum Beispiel für Nudelprodukte mit BIO AUSTRIA-Rohstoffen.
Dinkel gut ausgereift
Die Flächenausweitung bei Dinkel auf 9835 ha entspricht laut AMA-Flächenauswertung einer Steigerung von 20 % (+1671 ha) im Vergleich zum Vorjahr. Die Erträge bewegen sich mit durchschnittlich 2,8 t/ha auf Vorjahresniveau. Etwa 90 % der Ware kann als Speisegetreide verwendet werden. Momentan ist Dinkel aus Österreich auch am deutschen Markt gefragt. Hubert Spanischberger, von der RWA Raiffeisen Ware Austria AG sagt dazu: „Dinkel ist heuer sehr schön ausgereift und wird im Schälprozess höchstwahrscheinlich bessere Ausbeuten ergeben. Dinkelprodukte erfreuen sich weiterhin steigender Beliebtheit. Aber auch wenn wir in diesem Produkt weiterhin hohes Potenzial sehen, sollten die Flächen für die nächste Ernte dennoch mit Bedacht ausgewählt werden. Einerseits sollte eine Wiederholung der bekannten Überangebotssituation des Jahres 2016 vermieden werden, andererseits ist auch auf die Fruchtfolge Rücksicht zu nehmen, um zum Beispiel das Risiko von Steinbrand zu reduzieren.“
Roggen im Überangebot
Der Anbau von Roggen in Gunstlagen, wo auch andere Kulturen möglich sind, sollte tunlichst vermieden werden. Trotz den bemerkenswert schlechten Absatzmöglichkeiten und den Übermengen in den Lagerstellen stagniert die Roggenanbaufläche 2020 bei 15.862 ha. Die Erntemenge wird auf rund 45.600 t geschätzt, die Qualitäten sind überwiegend gut, rund 85 % der Ware kann als Speiseware eingestuft werden. Ende Juni waren, laut AMA-Marktbericht, noch rund 70 % der Jahresvermarktungsleistung auf Lager. Martin Ziegler, Geschäftsführer der EZG Biogetreide bestätigt: „Im Speisebereich ist der Roggen momentan das größte Sorgenkind. Bei dieser Kultur nähern wir uns konventionellen Preisen aufgrund des enormen Überangebotes am Markt.“
Gerste schwer zu vermarkten
Futtergerste ist am Markt schwer unterzubringen. Trotz des Flächenrückgangs bei Wintergerste um 1143 ha auf 11.302 ha bleibt die Lage am Markt angespannt. Sommergerste war aufgrund der trocknen Witterungsverhältnisse der letzten Jahre prozentuell von einem noch stärkeren Flächenrückgang betroffen. Das bestätigt auch Felix Gohn, Geschäftsführer der Fritz Mauthner Handelsges.m.b.H. & Co KG: „Überlager aus der Ernte 2019 und gute Erträge der Ernte 2020 prägen den Markt.“
Triticale & Hafer
Die Erzeuger haben auf die angespannte Marktlage reagiert und die Triticale-Flächen reduziert. Insgesamt wurden die Triticale Flächen um 2635 ha auf 14.347 ha reduziert. Seit der Ernte 2016 sind die Lagerbestände kontinuierlich angestiegen.
Die Nachfrage nach Hafer ist derzeit sehr gut. Gerade in Milchersatzprodukten steigt die Verarbeitung von Bio-Hafer. Die Flächen wurden im Vergleich zum Vorjahr leicht reduziert (-353 ha).
Gute Herbsternte erwartet
Die Erwartungen für die Herbsternte sind aufgrund der bisher optimalen Witterungsbedingungen und der weitgehend schönen Bestände sehr gut. Sollten die Bedingungen anhalten, kann man bei Körnermais von einem Durchschnittsertrag von 7 t/ha ausgehen und bei Soja von 2,4 t/ha.
„Preislich und vermarktungstechnisch am stabilsten sind seit Jahren sämtliche Eiweißkulturen wie Ackerbohne, Erbse sowie Soja und die Öl-Sonnenblume. Die Nachfrage ist ungebrochen hoch, die Preise trotz der guten Ertragserwartungen für die Herbsternte 2020 sehr ansprechend“, betont Martin Ziegler von der EZG Biogetreide sagt.
Europäischer Bio-Markt
Die Eigenversorgung mit Bio-Getreide steigt in Zielmärkten wie Deutschland und der Schweiz. Von der Ernte 2017 zur Ernte 2018 stieg beispielsweise der Selbstversorgungsgrad von Bio-Getreide in Deutschland von 79 % auf 82 %. Die Inlandsanteile von Schweizer Brotgetreide betragen 2020/21 bei Weizen 67 %, bei Roggen 94 % und bei Dinkel 86 %.
Hoffnung auf Exportchancen macht die geringere Bio-Getreideernte in Frankreich aufgrund der Trockenheit sowie die durchwachsenen Qualitäten der deutschen Getreideernte. In Südosteuropa (Rumänien, Ukraine) werden aufgrund der Trockenheit bei Mais Ernteausfälle erwartet. Johann Pinczker, Geschäftsführer von Bioprodukte Pinczker meint dazu: „Bio-Getreide wird in vielen Ländern Europas und darüber hinaus produziert, in wenigen Ländern aber konsumiert. Jedes Korn Bio-Getreide, das in Osteuropa produziert wird – und auch dort steigen die Bio-Flächen rasant – ist für den Export nach Deutschland, Schweiz, Frankreich, Skandinavien bestimmt.“
Heimische Nachfrage steigern
Daher setzt BIO AUSTRIA neue Akzente bei der Steigerung der Inlandsnachfrage. Seit 2019 sind wieder etliche neue BIO AUSTRIA-zertifizierte Produkte hinzugekommen. BIO AUSTRIA-Produkte können sowohl direkt bei unseren Bäuerinnen und Bauern mit Direktvermarktung als auch im Lebensmittelhandel erworben werden. Ein breites Sortiment an BIO AUSTRIA-Produkten (mit unserem LOGO) hat Spar im Sortiment. Dieses umfasst mittlerweile über 30 verschiedene Artikel. In den Denn ́s Supermärkten, bei Unimarkt und M-Preis können BIO AUSTRIA-Produkte ebenfalls erworben werden.
Auch im Biofachhandel und in der Gastronomie sind BIO AUSTRIA-Produkte zahlreich vertreten. Gemeinsam mit unserem Partner BIOGAST führen wir ein eigenes BIO AUSTRIA-Sortiment, welches mehr als 440 BIO AUSTRIA-Artikel umfasst.
Autor: DI David Moser, BIO AUSTRIA Marketing GmbH, Linz