
Österreich gilt als das Bio-Musterland Europas. Der Bio-Landbau in Österreich ist schon längst keine Nische mehr. Mehr als 16 % der landwirtschaftlichen Betriebe bewirtschaften fast 20 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche biologisch. Immer mehr Konsumenten kaufen Bio-Produkte, das Marktwachstum ist ungebremst. So ist die biologische Landwirtschaft nach wie vor eine interessante und zukunftsfähige Perspektive für interessierte Betriebe.
Was ist Bio?
Die biologische Landwirtschaft ist ein Produktionsverfahren, das rechtlich in der EU-Bio-Verordnung definiert ist. Diese regelt die gesamte Wertschöpfungskette von der Erzeugung, Verarbeitung, Etikettierung bis hin zu Vermarktung und Kontrolle.
Der Bio-Landbau unterscheidet sich deutlich von anderen landwirtschaftlichen Methoden. So ist die Kreislaufwirtschaft ein Grundprinzip. Im Idealfall wird daher ein Bio-Betrieb lediglich durch die Nutzung seiner eigenen Ressourcen in geschlossenen Stoff- und Energiekreisläufen bewirtschaftet. Die Bio-Bauern verzichten auf Fremdenergie in Form von leicht löslichen Düngemitteln („Kunstdünger“) und chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln. Auf den Flächen wird neben den Marktprodukten der Großteil des Futters für die Tiere erzeugt. Der Anbau von Kleegras und Luzerne bindet Stickstoff. Eine zentrale Rolle im biologischen Landbau nehmen der Boden und die Bodenpflege ein. Daher sind der Erhalt beziehungsweise die Verbesserung der natürlichen Bodenfruchtbarkeit oberstes Ziel der Bio-Bauern.
Zur Regulierung von Krankheiten und Schädlingen stehen vorwiegend vorbeugende, nicht chemische Maßnahmen zur Verfügung.
In der Tierhaltung legen Bio-Bauern und Bio-Bäuerinnen ein besonderes Augenmerk auf Tiergerechtheit. So haben alle Tiere jederzeit Zugang zu Auslaufflächen und Wiederkäuer müssen weiden.
Umstellung planen
Bevor ein Bio-Betrieb seine Erzeugnisse als Bio-Produkt kennzeichnen und vermarkten darf, muss er während der Umstellungszeit die Richtlinien der Bio-Landwirtschaft auf dem gesamten Betrieb einhalten. Die Umstellungszeit beginnt mit der Unterzeichnung eines Kontrollvertrages mit einer Bio-Kontrollstelle. Sie dauert auf Ackerflächen zwei Jahre, bevor eine Bio-Kultur ausgesät werden darf; bei Grünland mindestens zwei Jahre vor Verwertung dieses als Bio-Futtermittel und bei Dauerkulturen mindestens drei Jahre vor der ersten Ernte eines Bio-Produktes. Während der Umstellungszeit kann unter bestimmten Voraussetzungen Futterware für den Bio-Markt erzeugt werden.
Beratung anfordern
Die Umstellung auf den biologischen Landbau fordert die Betriebsleiter heraus. Daher ist es sinnvoll, einen Bio-Berater zu kontaktieren. Bei der Erstberatung ermitteln sie gemeinsam mit dem Landwirt die Ausgangssituation und die Zielvorstellungen für den künftigen Bio-Betrieb. Sie erläutern die einzelnen Schritte der Umstellung, diskutieren die Gestaltung der Fruchtfolge, die notwendigen Änderungen in der Tierhaltung und die Marktchancen.
Bio in Österreich
Im Jahr 2012 gab es in Österreich 21.843 Bio-Betriebe, das waren 16,5 % aller landwirtschaftlichen Betriebe. Die Bio-Gesamtfläche betrug 536.600 ha, davon entfielen 190.000 ha auf Ackerland. Die Bio-Grünlandfläche lag bei 336.500 ha, das waren 26 % des gesamten österreichischen Grünlandes und fast 63 % der gesamten Bio-Fläche. Die Bio-Rebfläche wuchs in den vergangenen Jahren sehr stark, aktuell werden bereits 10 %, das sind 4250 ha, biologisch bewirtschaftet. Die Bio-Obstfläche betrug 17 %.
In den Jahren 2007 bis 2012 stieg die Bio-Fläche um mehr als 10 %, in den Ackerbau dominierten Bundesländern noch mehr: im Burgenland um fast 50 %, in Niederösterreich und Wien um 20 bis 30 %.
Stark am Markt
Der Bio-Markt in Österreich gehört zu den führenden und höchst entwickelten der Welt. Der Umsatz mit Bio-Produkten steigt in Österreich und weltweit stetig, mit einem durchschnittlichen Pro Kopf Konsum von 127 Euro belegt Österreich den fünften Rang im weltweiten Vergleich hinter der Schweiz, Dänemark, Luxemburg und Liechtenstein. Gründe dafür sind die frühe Entwicklung der biologischen Landwirtschaft in Österreich und die Einführung einer der weltweit ersten Bio-Handelsmarken. Fast 70 % des Bio-Umsatzes wird im Lebensmitteleinzelhandel erwirtschaftet, ca. 15 % im Bio-Fachhandel, etwa 6 % in der Direktvermarktung, der Rest wird exportiert und in Großküchen und Gastronomie umgesetzt.
Die meistverkauften Bio-Produkte in Österreich sind Eier mit einem mengenmäßigen Marktanteil von 18 % gefolgt von Milch, Kartoffeln, Gemüse und Butter. Der Anteil an Bio-Fleisch ist im Vergleich noch auf niedrigem Niveau, er liegt bei ca. 4 %.
Auch europa- und weltweit haben sich Bio-Produktion und Bio-Markt eindrucksvoll entwickelt. In Europa beträgt der jährliche Umsatz mit Bio-Produkten mehr als 20 Milliarden Euro, die zwei umsatzstärksten Länder sind Deutschland und Frankreich. Es folgen Großbritannien, Italien und die Schweiz. Die Vereinigten Staaten haben den weltweit größten Bio-Markt mit einem Umsatz von über 21 Milliarden Euro.
Politik stellt Weichen
Neben der Marktnachfrage beeinflussen Förderprogramme die Entwicklung der Bio-Landwirtschaft massiv. In Österreich wird die Bio-Landwirtschaft seit den 1990iger Jahren über Flächenförderungen finanziell unterstützt. Die Maßnahme „Biologische Wirtschaftsweise“ gilt als die höchstwertige Maßnahme des Österreichischen Programms für eine umweltgerechte Landwirtschaft (ÖPUL).
Details zum aktuellen Programm ÖPUL entnehmen Sie bitte der Fachinfo ÖPUL
Ende 2012 werden 37,5 Millionen Hektar biologisch bewirtschaftet, die Fläche hat im Vergleich zu 2011 um 0,5 %, in Europa um 6 % zugenommen.
Die Anzahl der Bio-Betriebe stieg auf 1,9 Millionen.
Das Land mit der größten Bio-Fläche ist Australien mit 12 Millionen Hektar, gefolgt von Argentinien, USA und China.
Der globale Bio-Markt wird von Organic Monitor auf 63,8 Millionen US-Dollar beziffert.Quelle: FiBL-Erhebung 2014; Daten aus 2012
DI Christa Größ, BIO AUSTRIA Büro Linz