FAQ

Was bedeutet eigentlich Bio? Wie erkenne ich Bio-Produkte? Wird im Bio-Landbau gedüngt? Wer kontrolliert die Biobauern und –bäuerinnen?
Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um Bio finden Sie hier:

Was ist Bio?

Nur Produkte die den strengen, in den EU-Verordnungen 834/2007 und 889/2008 gesetzlich geregelten, Bio-Richtlinien entsprechen, dürfen als Bio-Produkt gekennzeichnet sein. Die EU-BIO-Verordnung ist für alle EU-Mitgliedsländer bindend und regelt Pflanzenbau, Tierhaltung, Verarbeitung, Handel, Kontrolle und die Kennzeichnung für Bio-Lebensmittel. Erzeuger und Verarbeiter von Bio-Lebensmitteln und agrarischen Rohstoffen verpflichten sich zur Einhaltung der gesetzlichen Verordnung und erfüllen darüber hinaus noch häufig weit strengere Verbandsrichtlinien (z.B. von BIO AUSTRIA oder Demeter).

Wie wird im Bio-Landbau gedüngt und warum?

Pflanzen brauchen für ihr Gedeihen Licht, Luft, Wasser und Nährstoffe. Im Bio-Landbau werden die Pflanzen nicht direkt gedüngt, sondern durch Ernährung und Förderung der Bodenlebewesen (vom Regenwurm bis zum Einzeller) indirekt ernährt. Biobauern und -bäuerinnen achten daher darauf, die Aktivität des Bodenlebens zu erhöhen, indem sie dieses ausreichend und kontinuierlich mit organischer Substanz in Form von Gründüngung, Mist, Kompost, Gülle, Jauche, Pflanzenwurzeln usw. füttern. Pflanzen können die Aktivität des Bodenlebens über die Wurzelausscheidungen fördern und so auch schwer lösliche Nährstoffe aus tieferen Bodenschichten verfügbar machen. Ziel ist, mit diesen Maßnahmen die natürliche Bodenfruchtbarkeit zu steigern und den Humusgehalt zu erhöhen. Denn Humus ist der größte Nährstoff- und Wasserspeicher. Biobauern schließen die Nährstoffkreisläufe in ihrem Betrieb und bringen keine Fremdenergie in Form von leicht löslichen mineralischen Düngemitteln („Kunstdünger“) in den Betriebskreislauf.

Wie sicher ist Bio?

Zusätzlich zu der Kontrolle der allgemein gültigen gesetzlichen Vorgaben, wie Tierschutzgesetz, Wasserschutzrecht, Lebensmittelgesetz, Düngemittelverordnung u.a. finden im Bio-Bereich in jeder Stufe – beginnend bei der Produktion auf den landwirtschaftlichen Betrieben, der Verarbeitung, dem Handel bis hin zum Verkauf – weitere unabhängige Kontrollen statt. Jährlich wird unter anderem kontrolliert, ob auf dem Betrieb unerlaubte Dünge- oder Spritzmittel eingesetzt werden oder eventuell nicht zugelassenes Saatgut und Futtermittel eingekauft wurde, oder ob die Tiere genügend Auslauf haben.
Die Verarbeiter (Molkereien, Bäcker usw.) werden kontrolliert, ob ihre Rohstoffe (zB. Milch) und Zusatzstoffe (zB. Verdickungsmittel) einerseits von Biobauernund –bauern kommen und gemäß der EU-Bio-Verordnung zugelassen sind.
Sowohl die bäuerlichen Produzenten als auch die Verarbeiter müssen genaue Aufzeichnungen führen: der Biobauer bzw. –bäuerin muss zum Beispiel die angekauften Betriebsmittel und -stoffe aufzeichnen und einen Anbauplan für das nächste Jahr vorlegen. Der Verarbeiter und Vermarkter muss über seine An- und Verkäufe zwecks Mengenflusskontrolle Buch führen.
Die Kontrollen werden von unabhängigen, akkreditierten Kontrollstellen mindestens einmal jährlich auf jedem Betrieb durchgeführt. BIO AUSTRIABetriebe halten darüber hinaus weitere strenge Richtlinien ein, die ebenfalls von unabhängigen Kontrollstellen einmal jährlich überprüft werden. Wo Bio drauf steht, ist Bio drin.

Wer kontrolliert Bio?

Unabhängige Bio-Kontrollstellen. Diese werden von der Lebensmittelbehörde zugelassen und kontrolliert und müssen gemäß der europäischen Norm 45011 akkreditiert sein:
Kontrollstellen

Sind Bio-Produkte aus dem Ausland wirklich Bio?

Auf europäischer Ebene gibt es einen einheitlichen gesetzlichen Standard für die Produktion, Verarbeitung, Vermarktung, Kennzeichnung und Kontrolle von Bio-Produkten. Das heißt, dass z.B. ein Produkt aus Frankreich nach demselben gesetzlichen Standard erzeugt ist wie ein Produkt aus Österreich. Einige Mitgliedsstaaten und private Bio-Markeninhaber wie Bio-Verbände, Verarbeiter und Handelsketten haben Regelungen, die in einzelnen Bereichen über diesen gesetzlichen Standard hinausgehen. Gründe dafür liegen in der Berücksichtigung regionaler und struktureller Begebenheiten sowie in einem unterschiedlichen Verständnis der Prinzipien und Werte in der Bio-Erzeugung. So müssen BIO AUSTRIABetriebe beispielsweise ihren gesamten Betrieb auf die biologische Wirtschaftsweise umstellen, und nicht nur, wie die EU-Bio-Verordnung es erlauben würde, einzelne Betriebszweige (z.B. biologische Ackerflächen und konventionelle Weingärten).

Ist Bio nachhaltig?

Die biologische Wirtschaftsweise ist gesamtheitlich betrachtet die nachhaltigste Form der Landwirtschaft. Es gibt keine andere Form der Landwirtschaft, die vergleichbare Systemleistungen zu erbringen vermag, wie sie die Biobauern und Biobäuerinnen tagtäglich für die Umwelt, den Boden, die Pflanzen und die Tiere verwirklichen.
Bio-Landbau hat eine vielfältigere Fauna und Flora, schützt den Boden und betreibt eine besonders tierfreundliche Tierhaltung. Nur die biologische Landwirtschaft fördert das gesamte Ökosystem, verbessert die Qualität von Grund- und Oberflächenwasser und trägt zum Klimaschutz bei (vgl. Artikel von Urs Niggli in BIO AUSTRIA Zeitung 2/10, Die Leistungen der Biolandwirtschaft).

Können Bio-Produkte, die weit transportiert wurden, noch nachhaltig sein?

Nur 5 % der Energiebilanz eines Lebensmittels stammen aus dem Transport vom Erzeuger bis zum Supermarkt. Mit über 50 % hat die Landwirtschaft den weitaus größten Anteil am Energieverbrauch von Lebensmitteln, daher kann hier am effektivsten Energie eingespart werden. Bei biologischer Wirtschaftsweise werden die durch die Landwirtschaft emittierten Treibhausgase um bis zu 20 Prozent reduziert, z.B. durch Verzicht auf leichtlösliche mineralische Düngemittel (die auf synthetischem Stickstoff und damit auf Erdöl basieren) und chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und bei BIO AUSTRIA zusätzlich durch Verzicht auf importierte Futtermittel aus Übersee für die Tierproduktion. Auch die Heizung und Beleuchtung von Gewächshäusern, die Lagerhaltung, Verarbeitung und Verpackung sind sehr energieaufwändig. Daher verzichten BIO AUSTRIABauern auch auf künstliches Licht und die Beheizung ihrer Gewächshäuser mit fossiler Energie.
Generell gilt die Faustregel, dass die Gemüseproduktion im beheizten Glashaus im Schnitt zehnmal umweltschädlicher ist als ein entsprechendes Freilandprodukt (Quelle: Christian Salmhofer, Klimabündnis Kärnten ).
1 kg Tomaten aus Spanien weist, trotz eines 2.700 km langen LKW- Transports, rund 3 Mal weniger CO2-Emissionen auf als 1 kg beheizter Glashaustomaten aus Österreich. Am besten schneiden regionale Freilandtomaten ab(0,1 kg CO2/kg), aber es zeigt sich deutlich, dass bei der Energiebilanz die Produktionsweise viel stärker ins Gewicht fällt als der Transport.

Warum Gemüse und Obst aus dem Ausland?

Viele Gemüsearten wie zum Beispiel Gurken, Tomaten oder Paprika sind sehr wärme-empfindlich, gedeihen bei unserem Klima nur in den Sommermonaten und werden daher die restliche Zeit importiert.
Um Umwelt und Klima zu schonen, beheizen BIO AUSTRIA Bäuerinnen und Bauern die Glashäuser nur mit erneuerbaren Energieformen und verzichten auf den Einsatz von künstlichem Licht. Das ist der Grund, weshalb bei konventionellem heimischen Gemüse die Erntezeit früher beginnt als bei biologischem – Tomaten, Gurken und Melanzani von BIO AUSTRIABetrieben kommen beispielweise erst ca. Mitte Juli auf den Markt.

Ist Bio seinen Preis wert?

Die biologische Wirtschaftsweise ist um einiges aufwändiger als die konventionelle. Die Erträge auf den Äckern sind beispielsweise durch den Verzicht auf leichtlösliche mineralische Düngemittel und chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel um 20 bis 40 % geringer.
Die Bio-Richtlinien fordern besonders tierfreundliche Haltungssysteme, die häufig mit höheren Investitionskosten verbunden sind: verpflichtender Auslauf, ausreichend Tageslicht, bei Rindern ab einem gewissen Tierbestand Laufställe etc.. Außerdem wachsen Bio-Tiere langsamer: Bio-Masthühner beispielsweise mindestens doppelt so lange bis sie schlachtreif sind. Das führt zu höheren Futterkosten, weniger Durchsatz im Stall und somit zu höheren Produktionskosten für die Bauern.
Die Verarbeitung von Bio-Produkten erfolgt oft in kleineren Chargen und händisch, die Bio-Zutaten sind teurer, was auch hier höhere Produktionskosten bedingt.
In Summe müssen Bio-Produkte daher für die Konsumenten und Konsumentinnen teurer als konventionelle Vergleichsprodukte sein, wenn sie den Erzeugern ein wirtschaftliches Überleben sichern sollen.

Wie ist Bio gekennzeichnet?

Seit Juli 2010 sind alle verpackten Bio-Produkte verpflichtend folgendermaßen zu kennzeichnen:
Bio-Kennzeichnung

Bei nicht verpackten Bio-Lebensmitteln, wie sie etwa auf Bauernmärkten angeboten werden, frag am besten den Anbieter nach seiner Bio-Kontrollnummer oder lass dir das Zertifikat seiner Bio-Kontrollstelle zeigen!