Die Bio-Roadshow – Zu Gast am Urlaubsbauernhof

Veröffentlicht am 11. September 2025
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Anfang Juli haben wir, Sebastian und Martina von BIO AUSTRIA, uns auf die Reise begeben und einen Biobauernhof besucht, um euch Einblick hinter die Kulissen zu gewähren. Unser Weg führt uns vom BIO AUSTRIA Bundesbüro in Wien in die schöne Steiermark zum Ringlerhof. In Gröbming angekommen, holt Biobäuerin Gerlinde uns am Bahnhof ab und bringt uns zum Biobergbauernhof.

Das besondere am Ringlerhof?

Er ist einer von mehr als 160 „Urlaub am Biobauernhof“-Betrieben in Österreich, auf dem man einen Urlaub am Biohof verbringen kann – das bedeutet, hautnah den Alltag am Bauernhof miterleben, Tiere streicheln, die biologische Wirtschaftsweise kennenlernen und gleichzeitig in der Natur entspannen und die Ruhe genießen.

Auf knapp 1.000 Meter angekommen, erwartet uns eine traumhafte Sicht ins Tal und auf die Wolken, die sich um die umliegenden Berge wie den Dachstein gelegt haben.

Freudig werden wir vom Hofhund Gundi begrüßt. Ein großes Transparent mit „Wir schauen aufs Ganze“, das über dem Stall hängt, sticht uns gleich ins Auge. Weiter hinten liegen zwei Kälber gemütlich im Stroh in ihrem Kälberiglu und blicken neugierig zu uns. Sofort fällt auf: Hier wird überzeugt bio gelebt!

Biobauer Engelbert erzählt uns einiges über den Hof und erklärt uns seine Philosophie. Für ihn ist es besonders wichtig, vorhandene Ressourcen zu nutzen und natürliche Kreisläufe zu erhalten. Der Ringlerhof wird schon seit vielen Generationen als Familienbetrieb biologisch bewirtschaftet. Die Vermietung von zwei Zimmern und einer Ferienwohnung ist ein wichtiges Standbein am Betrieb und bietet Familie Moosbrugger die Möglichkeit, Konsument:innen die Bio-Landwirtschaft in der Praxis näherzubringen.

Stallarbeit am Ringlerhof

Um kurz vor 17 Uhr geht es für Engelbert, die beiden Söhne Zacharias und Kajatan und uns los zur Stallarbeit. Die beiden Familien aus Niederösterreich, die gerade ihren Familienurlaub am Ringlerhof verbringen, sind ebenfalls motiviert mit dabei.

Gemeinsam holen wir die Kühe, die schon geduldig am Zaun auf uns warten, von der Weide ab und bringen sie zum Melken in den Stall. Die Kühe spazieren brav in einer Reihe den Berg hinab.

Im Stall werden sie mit hofeigenem Bio-Heu, das im Sommer von den umliegenden Wiesen geerntet wurde, versorgt und im Melkstand gemolken. Die Gäste helfen eifrig beim Füttern mit, und die Kinder testen den Heuhaufen auf seine Eignung als Bio-Hüpfburg. Die Kühe lassen sich dabei nicht aus der Ruhe bringen.

Bio-Milchkühe bekommen sehr wenig Kraftfutter – der Fokus liegt auf der Tiergesundheit und Langlebigkeit der Kühe, anstatt auf überdurchschnittlicher Milchleistung. Die natürlichen Leistungsgrenzen der Tiere werden respektiert – trotzdem geht es auch in der Bio-Milchviehhaltung nicht ganz ohne Kraftfutter. Zugekaufte Futtermittel müssen bei BIO AUSTRIA Betrieben natürlich bio-zertifiziert sein, vorzugsweise regional und aus einem Katalog an erlaubten Futtermitteln stammen.

Neugierig beobachten die Kinder, wie eine Kuh nach der anderen im Melkstand gemolken wird. Zuerst wird „vorgemolken“ – das bedeutet, die Zitzen werden gereinigt und das Euter wird massiert, um den Milchfluss anzuregen. Mit der Hand wird von jeder Zitze 1–2 Mal in den Vormelkbecher gemolken, um die Qualität der Milch zu überprüfen. Dann wird das Melkgeschirr angelegt und die frische Milch gelangt in den Milchtank. Am Ende gibt es eine Kostprobe der warmen Vollmilch, frisch von der Kuh.

Gemolken wird übrigens zweimal am Tag – in der Früh um 6 Uhr, bevor die Tiere auf die Weide gehen, und am Abend.

Nebenan wird die noch warme Milch mit einer Zentrifuge in Magermilch und Süßrahm getrennt, denn am Ringlerhof wird ein Teil der Milch zu feiner Bio-Butter verarbeitet. Beim Zentrifugieren ist es wichtig, dass die Milch warm ist, damit sich die Fettklümbchen gut von der Magermilch separieren lassen.

Der Süßrahm wird weiter zu Butter verarbeitet. Die Magermilch bekommen die Kälber, die schon ungeduldig auf ihr Abendessen warten. Auf Bio-Betrieben werden die Kälber in den ersten drei Monaten ausschließlich mit natürlicher Bio-Milch versorgt. Künstliche Milchaustauscher dürfen nicht verwendet werden.

Die Gäste dürfen den kleinen Kälbern die Milch geben.

Nach dem Melken werden die Kühe wieder auf die Weide gebracht. Nicht nur die Menschen, auch die Tiere leiden unter den heißen Tagestemperaturen – daher ist es eine wichtige Tierwohlmaßnahme, den Kühen in der Nacht den Auslauf ins Kühle zu ermöglichen.

Die Gäste erzählen uns während der Stallarbeit, dass sie schon seit vielen Jahren hierher auf den Ringlerhof kommen. Sie fühlen sich hier sehr wohl und sind gerne bei der Stallarbeit mit dabei. Auch Biobauer Engelbert erzählt: „Oft kommen die Leute als Gäste und fahren dann als Freunde wieder nach Hause. Viele Familien kommen nach ihrem Urlaub auch in den Folgejahren wieder zu uns.“

Eine besondere Geschichte gibt es zum Sommerpraktikanten Luis. Luis hat früher mit seinen Eltern viele Sommerurlaube am Ringlerhof verbracht. Er hat den Biohof sehr ins Herz geschlossen. Heute ist der Wiener schon das vierte Jahr als Praktikant am Hof tätig und unterstützt die Familie Moosbrugger bei verschiedensten Aufgaben am Betrieb.

Nachdem die Kühe versorgt worden sind, werden auch die Schweine mit Bio-Magermilch und Getreide gefüttert, die Ziege wird von der Weide in den Stall gebracht, gefüttert und lässt ihr kleines Kitz Milch trinken.

Am Ende der Stallarbeit widmen wir uns noch den Hühnern am Bauernhof. Sie genießen den ganzen Tag Auslauf auf einer großen Wiese. Ein Hahn mischt sich unter die Mädels. Am Abend werden sie in den Stall gebracht, mit Körnern versorgt und die Eier werden von den Kindern vorsichtig eingesammelt. Ein Huhn braucht übrigens mehr als 24 Stunden, um ein Ei zu produzieren. Darüber hinaus leben am Betrieb noch ein paar Masthühner und -Puten, um regionales Bio-Geflügelfleisch für die Gäste und den Eigenbedarf erzeugen zu können.

Gelebte Nachhaltigkeit

Nach der Stallarbeit stärken sich die Gäste beim Abendessen am Hof, wo Bio-Lebensmittel aus eigener Produktion verarbeitet werden. Die Transportwege könnten nicht kürzer sein. Bestes Bio-Fleisch, von Tieren, die am Hof aufgewachsen, mit betriebseigenen Futtermitteln gefüttert worden und stressfrei geschlachtet worden sind, wird hier verarbeitet. Während des Urlaubs kann man sich davon überzeugen, wie gut es den Tieren hier geht.

Nachhaltigkeit ist am Biohof selbstverständlich und spiegelt sich in allen Bereichen wider. Geheizt wird im Winter mit Hackschnitzeln, die vom Holz aus dem eigenen Wald hergestellt werden. Auch der Strom wird am Hof mit einer Photovoltaikanlage aus Sonnenenergie erzeugt.

Ein besonderer Luxus? Der Biohof verfügt über eigenes Quellwasser in bester Qualität, das im nahegelegenen Wald entspringt.

Almhaltung auf der Schladminger Alm

Am Abend dürfen wir mit Familie Moosbrugger auf die Schladminger Alm fahren. Vom Hof führt ein Wanderweg zur Alm, doch da es regnet und schon finster wird, fahren wir mit dem Auto. Auf 1.600 Meter angekommen, erwartet uns die ruhig gelegene Almhütte, die zum Biohof dazugehört. Die Schwestern Pauline und Juliane Moosbrugger verbringen den Sommer auf der Alm und verdienen sich so neben ihrem Studium ein paar Euros dazu. Gemeinsam schaukeln sie die Küche und den Service und versorgen Wander:innen mit traditionellen steirischen Gerichten, hergestellt aus Lebensmitteln vom eigenen Biohof. Frisch gebackenes Brot, eigene Butter, der traditionelle Steirerkas, Speck und vieles mehr erwartet die Gäste hier. Schafe, Kalbinnen und ein paar der Milchkühe von Familie Moosbrugger leben auf der Alm und werden dort von den beiden Schwestern gemolken. Aus der Milch werden Frischkäse und Frischkäsebällchen hergestellt.

Die Almhaltung ist die natürlichste Form der Landwirtschaft. Verschiedene Wiederkäuer bevorzugen verschiedene Pflanzen, was wiederum die Biodiversität auf den Almwiesen fördert.

Traumhaftes Frühstück am Ringlerhof

Am nächsten Tag erwartet uns ein feines Bio-Frühstück mit Produkten vom Hof. Der Tisch im gemütlichen Essraum ist reichlich gedeckt. Frisches Brot, Weckerl, Bio-Eier von den Hofhühnern, Wurst und Schinken, Marmelade, Müsli, frische Vollmilch, Joghurt, Butter und weitere schmackhafte Produkte warten auf uns.

Bei Urlaub am Biobauernhof-Betrieben gibt es je nach Bio-Anteil Frühstück in den Kategorien Gold (> 90 % Bio-Anteil) und Silber (> 60 % Bio-Anteil). Besonders schön ist es für die Kinder, wenn sie die Eier, die sie von den Hühnern am Vorabend gesammelt haben, am nächsten Tag zum Frühstück verspeisen können.

Gemeinsame Milchverarbeitung am Ringlerhof

Nach dem Frühstück begleiten wir Biobauer Engelbert in den Milchverarbeitungsraum, denn heute wird der Süßrahm zu Bio-Butter verarbeitet. Im ersten Schritt wird der Süßrahm für ca. 10 bis 15 Minuten in die Buttermaschine gegeben und dort geschlagen. Daraufhin werden kleine Kugeln geformt und in kaltem Wasser gewaschen. Die Butterkugeln werden dann in die „Buttermodel“ (Butterform aus Holz) gegeben und in eine rechteckige Form mit schönem Muster gebracht. Die Gäste können die frische Butter beim Frühstück genießen, der Rest wird eingefroren. Sommerbutter ist in der Farbe und im Geschmack kräftiger als die Butter im Winter. Durch das frische Gras und die farbenfrohen Wiesenblumen auf der Alm bekommt die Milch einen besonders feinen Geschmack. Sommerweide enthält eine höhere Menge Beta-Carotin. Dies führt zu einem satten Gelbton und einer besseren Streichfähigkeit als im Winter. Durch die verschiedenen Gräser und Kräuter, die auf Bio-Weiden in besonders hoher Vielfalt wachsen, bilden sich in der Butter mehr gesunde, ungesättigte Fettsäuren.

Nach der Butterherstellung geht es für uns wieder zurück nach Wien.

Der Einblick in das Leben am Ringlerhof war für uns wirklich etwas Besonderes. Man spürt die Überzeugung für die biologische Wirtschaftsweise, das Prinzip der Kreislaufwirtschaft und die gelebte Nachhaltigkeit. Besonders schön zu sehen ist, wie die ganze Familie zusammenarbeitet und doch jede:r seinen bzw. ihren Arbeitsbereich hat. Am Hof bei Familie Moosbrugger werden die Gäste sehr herzlich in den Alltag am Hof integriert und köstlich verpflegt.

Urlaub am Biobauernhof

Wenn auch du einen Urlaub am Biobauernhof verbringen möchtest und hinter die Kulissen der Bio-Landwirtschaft blicken möchtest, schau gerne unter https://www.urlaubambiobauernhof.info/de – dort kann man aus einer bunten Auswahl „Urlaub am Biobauernhof“-Betrieben in ganz Österreich wählen.

Wir möchten uns noch einmal herzlich für die Gastfreundschaft und die spannenden Einblicke bedanken und wünschen euch alles Gute!

Zum Ringlerhof