„Wer auf Nummer sicher geht, greift zu Bio!“
BIO AUSTRIA NÖ und Wien Obmann Otto Gasselich im Interview über die Notwendigkeit einer Wissensvermittlung zu Landwirtschaft und Ernährung in den Schulen.
Herr Obmann ÖkR Gasselich, im September hat ein neues Schuljahr begonnen. „Nicht für die Schule, sondern fürs Leben lernt man“, heißt es. Warum stehen dann Landwirtschaft und Ernährung nicht auf dem Lehrplan der österreichischen Grundschulen?
Das ist eines unserer wichtigsten Anliegen, vom Verband BIO AUSTRIA Niederösterreich und Wien als auch von mir persönlich. Unsere Kinder und Jugendlichen sollten endlich erfahren, wie Lebensmittel produziert werden und welche Inhaltsstoffe sie haben. Der menschliche Körper wird täglich vom Essen bestimmt – ja, wir sind immer auch unser Essen, von den Zehennägeln bis zu den Haarspitzen. Unsere Gesundheit, unsere Fitness … das hängt alles auch mit den Lebensmitteln zusammen, die wir zu uns nehmen.
Essen ist eben essenziell. Umso wichtiger wäre es daher, dass Kindern und Jugendlichen in der Schule durch Wissen ein fundierter Zugang zur Landwirtschaft und Ernährung ermöglicht wird.
Darauf könnte man nun antworten: „Machen Sie sich keine Sorgen, Herr Gasselich, in Österreich und der EU sind doch alle landwirtschaftlichen Produktionsformen und Lebensmittel gesetzlich geregelt.“ Was sagen Sie dazu?
Genau solche Argumente gilt es kritisch zu hinterfragen. Unbedingt. Wie werden beispielsweise Höchstgrenzen für Pflanzenschutzmittel festgesetzt und wie viele Pflanzenschutzmittel dürfen wie oft in einer Kultur ausgebracht werden? Und wir sollten auch genau und wissenschaftlich belegt erfahren, welche Auswirkungen chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel auf Kinder und Erwachsene haben. Es gibt Mittel, die waren in den letzten Jahrzehnten auf dem Markt und wurden erst jetzt als gesundheitsgefährdend eingestuft und verboten. Verstehen Sie, deshalb gehen wir im Biolandbau konsequent einen anderen Weg und verzichten strikt auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und leicht lösliche Mineraldünger. Eine späte Erkenntnis nützt niemanden etwas, und schon gar nicht unseren Kindern. Wir leben hier und jetzt, und wir essen hier und jetzt. Das wissen und spüren immer mehr Menschen: Junge Familien stellen immer häufiger ihre Ernährung auf Bio um, und auch ältere Menschen tun das für sich und ihre Enkerl. Wer auf Nummer sicher geht, greift zu Bio.
Gibt es bereits Initiativen vom Verband BIO AUSTRIA Niederösterreich und Wien mit der Politik, um den Schülerinnen und Schülern „Bio“ näherzubringen?
Ja, mehrere. Unsere Bio-Infobäuerinnen und Bio-Infobauern sind beispielsweise seit einigen Jahren direkt in den Schulen vor Ort, was dankenswerterweise von der Niederösterreichischen Landesregierung und Wiener Politik unterstützt wird. Auch die AMA hilft da immer wieder mit engagierten Projekten mit. Die ersten Schritte sind getan, jetzt braucht es aber einen starken Aufbruch: in den Schulen, Großküchen, in der Gastronomie und Hotellerie … so wie das damals in der Direktvermarktung und im Lebensmittelhandel der Fall war. Im Lebensmittelhandel hat ja Bio heuer erstmals in Österreich einen zweistelligen Anteil von 10% erreicht und rechnet man die erfolgreiche Direktvermarktung dazu, liegen wir bestimmt schon drüber. Glauben Sie mir: Diese Zahlen sind kein einmaliger Markttrend, sondern Ausdruck einer ökologischen und gesellschaftlichen Notwendigkeit, die immer mehr Menschen erkennen.
Das Gespräch führte Wilfried Oschischnig, pr-manufaktur