Mit Agroforst die Ernte sichern und das Klima schützen

Veröffentlicht am 23. Juni 2025

Agroforstsysteme sind in der Praxis zwar noch kaum verbreitet, werden aber zunehmend interessanter. Sie steigern die Widerstandskraft landwirtschaftlicher Kulturen gegenüber Hitze, Dürre und Starkregen und sichern dadurch langfristig die Erträge.

Agroforst – die Kombination von Gehölzen und Feldkulturen auf derselben Fläche – gewinnt als multifunktionelles Landnutzungssystem zunehmend an Bedeutung und bietet neue Möglichkeiten, die Produktivität unter erschwerten Produktionsbedingungen zu halten und aktiv Klima und Umwelt zu schützen.

Vorteile nutzen

Durch die zunehmenden Hitzewellen, Trockenperioden und Extremniederschläge werden zukünftig immer höhere Einschränkungen für die landwirtschaftliche Produktion erwartet: Es stellt sich nicht mehr primär die Frage nach möglichst hoher Produktivität, sondern auch nach einer möglichst hohen Pufferung ertragsmindernder Faktoren. Die gezielte Einbindung von Gehölzen hilft dabei, Wind- und Wassererosion effektiv zu reduzieren, die Bodenfeuchte zu erhöhen, Schatten für Weidetiere zu spenden, Nährstoffe und Wasser aus dem Unterboden zu mobilisieren, Kohlenstoff zu binden und neue Lebensräume für Tiere zu schaffen. Die Erzeugung von Obst, Nüssen, Stamm- und Energieholz kann darüber hinaus eine zusätzliche Einkommensquelle für landwirtschaftliche Betriebe darstellen.

Praktische Umsetzung

Auch wenn es für Österreich noch wenig etablierte Agroforstsysteme gibt, die als Referenzen genommen werden können, so sind bereits einige Erkenntnisse aus Deutschland und der Schweiz vorhanden, aus denen sich praktische Beratungsempfehlungen für die Umsetzung ableiten lassen.

Erosionsschutz

Winderosion kann bis über 90 Prozent reduziert werden. Kritische Parameter in der Planung sind einerseits der Abstand zwischen den Gehölzreihen und andererseits die Dichte und Struktur der Gehölzreihen selbst. Für den Abstand der Gehölzreihen empfehlen sich Abstände zwischen 24 und 60 Meter, um Erosionsschutz und Produktivität der Feldkultur gleichermaßen zu berücksichtigen. Um rasch einen Windschutz zu erhalten, sollen schnellwachsende Gehölze wie Weiden, Pappeln, Beerensträucher etc. zwischen den Hauptgehölzen gepflanzt werden.

Nährstoff- und Wasserverfügbarkeit

Die reduzierte Windgeschwindigkeit und höhere Taubildung führt nachweislich zur besseren Wasserverfügbarkeit auf den Flächen zwischen den Agroforststreifen. Bei konsequenter Wurzelerziehung ab den ersten Jahren nach der Pflanzung wird die Konkurrenz der Bäume mit der Feldkultur vermieden und es kommt zur besseren Nährstoffausnutzung.

Klimaschutz und Humusaufbau

Der verbesserte Wasserhaushalt und zusätzliche Eintrag von Wurzelkohlenstoff tragen zum Erhalt und Aufbau von Humus bei. Zusätzlich wird in der verholzten ober- und unterirdischen Biomasse ein langfristiger CO2-Speicher geschaffen. Besonders effektiv sind dafür heckenartige Agroforststrukturen, zum Beispiel eine Gehölzreihe mit Strauchpflanzungen zwischen den Bäumen.

Ertragsstabilität

Bei einer guten Anordnung kann es trotz des Flächenverlustes durch die Gehölze zu einem Mehrertrag der Feldkultur kommen. In Studien aus Deutschland zeigte sich, dass ein Gehölzflächenanteil von 10 bis 15 Prozent im Mittel zu keinen Ertragseinbußen führte. Dies gilt vor allem für ertragsschwächere Standorte.

Biodiversitätsschutz

Die Baumreihen und Baumstreifen bieten ungestörten Lebensraum für Tiere und Pflanzen und dienen auch als Verbindung zwischen verschiedenen Habitaten. Damit wird der Lebensraum deutlich vergrößert. Dieser Effekt ist schon in den ersten Jahren sichtbar und wurde mehrfach nachgewiesen. Zusätzlich bieten Gehölze ein attraktives und kontinuierliches Nahrungsangebot, vor allem für Wildbienen.

Genaue Planung

Um die ökologischen und ökonomischen Vorteile von Agroforst zu nutzen, braucht es allerdings eine genaue und langfristige Planung und Anpassung an Betrieb und Standort.

Wichtig für die Planung ist zunächst, die Ziele, die mit Agroforst verfolgt werden sollen, genau mit den betrieblichen Ressourcen und dem Standort abzustimmen: Welche Arbeitskapazitäten und welches Wissen habe ich am Betrieb für zusätzliche Arbeiten wie Baumschnitt, Bewässerung, Baumstreifenpflege, Ernte etc?.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, die Kosten für den Baumschutz nicht zu unterschätzen beziehungsweise nicht dabei zu sparen. Diese können nämlich durchaus mehr als 50 Prozent der Gesamtkosten ausmachen, zahlen sich aber langfristig über eine hohe Aufwuchsrate der Bäume aus. Wichtig ist auch, sich im Planungsprozess möglichst viele Informationen und Eindrücke von bereits bestehenden Agroforstsystemen einzuholen und auch Beratung in Anspruch zu nehmen.

„Bei einem Online-Gespräch und anschließender Besichtigung der Betriebsflächen werden viele Fragen zur Standort- und Gehölzartenwahl, zur Anordnung und zu Förderungen etc. schnell geklärt.“

Das BIO AUSTRIA Beratungsangebot zum Thema Agroforst steht zwar erst am Anfang, doch es kommen zunehmend Anfragen aus ganz Österreich. Dabei zeigt sich, dass über ein kurzes Online-Gespräch und anschließender Besichtigung der Betriebsflächen viele Fragen zur Standort- und Gehölzartenwahl, zur Anordnung und zu Förderungen etc. schnell geklärt werden können. Priorität wird von vielen Betrieben auf das Thema Erosionsschutz und Schattenwurf gelegt. Zusätzlich sind vor allem fruchttragende Gehölze wie Nussbäume von großem Interesse, da sie auch die Möglichkeit für einen neuen Betriebszweig bieten. Im Gespräch mit Betrieben, die bereits Agroforststrukturen etabliert haben, wird ein weiterer positiver Aspekt ersichtlich: Die Einbindung von Baumstrukturen in den Betrieb schafft eine schöne langfristige Perspektive, die Freude macht. Das ist speziell für den Ackerbau mit jährlichen Anbauzyklen etwas Neues, das sehr geschätzt wird.

Autor: David Luger, BIO AUSTRIA Bundesverband

Der Artikel erschien in der BIO AUSTRIA Fachzeitung, Ausgabe 3/2025 zum Thema Ackerbau & Klimawandel.

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  • DI David Luger

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