Beobachten gehört zur Routine

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Bernhard und Martina Gusenbauer bewirtschaften einen Bio-Mastschweinebetrieb. Achtsam durch den Stall gehen, so lautet eine wichtige Devise.
Bereits seit der Umstellung gibt es eine fixe Züchter-Mäster-Beziehung, alle drei bis vier Wochen liefert der Züchter 30 bis 40 Ferkel. Die Ferkel erhalten beim Züchter Trockenfutter und werden langsam mit breiigem Futter an die Flüssigfütterung angewöhnt. Die ersten zwei Tage wird es halbtrocken mit 30 bis 40 % Feuchtigkeit angeboten. Sonst wird keine Einstellprophylaxe betrieben.

Tägliche Routine

Es gibt eine tägliche Routine am Hof. In der Früh dauert der Stallrund-gang circa eine dreiviertel Stunde. Dabei werden die Spalten im Außen-bereich abgekehrt, Rohfaser (im Sommer Gras, sonst Silage oder Heu) eingefüttert und die Tiere beobachtet. „Wichtig ist, dass man bei Anzei-chen von Krankheiten schnell reagiert. Man kann sonst beobachten, wie es von einer zur nächsten Bucht geht“, betont Bernhard Gusenbauer. Wesentlich ist das „Lesen der Tierzeichen“. Steht ein Schwein zum Bei-spiel nicht auf, auch wenn man es weckt, kann das ein Hinweis für eine Lahmheit sein.
Ein Beispiel für ein immer wiederkehrendes Problem: Schwanzbeißer. Treten die ersten Anzeichen in der Bucht auf, wird zunächst beobachtet und das Tier – falls notwendig – abgesondert. Hier heißt es auch mit of-fenen Ohren in den Stall gehen, denn die Schweine, die gebissen wer-den, quieken eindeutig. Schnelles Handeln ist wichtig. Da es trotz opti-maler Haltungsbedingungen (Einstreu, Licht, Platzverhältnisse) immer wieder zu Schwanzbeißern kommt, betreibt Bernhard intensive Ursa-chenforschung in Rücksprache mit Kollegen und Tierärzten. Hier zeigt sich wie wichtig die Rückverfolgbarkeit der Tiere und die genetische Zuordnung sind. Im Moment wird mit dem Züchter die Genetik ver-mehrt beobachtet.

Die Schweine werden in einem Kaltstallsystem gehalten. Das heißt, der Stall ist auf einer Seite offen, im Stall befinden sich geschützte Liegekis-ten. Der alte Bereich mit Spalten wurde so belassen und wird als Fütte-rungsbereich verwendet. Im Sommer liegen die Tiere, wenn es sehr heiß ist, auch mal drinnen auf den Spalten oder nutzen die Schweinedusche im Auslauf.
Die Fütterung erfolgt voll automatisch als Flüssigfütterung am Kurztrog mit Sensorsteuerung. Die Überwachung der Fütterung ist ein wesentli-cher Punkt im Management der Tiere. Wenn Schweine nicht auffressen, wird die Information auf dem Computer angezeigt und die Herde wird kontrolliert.
Der Auslauf wird einmal pro Woche ausgemistet und neu mit Stroh ein-gestreut. Im Durchschnitt werden 150 Quaderballen mit je circa 200 kg Stroh pro Jahr benötigt. Das Einstreuen erfolgt mit einem umgebauten Futterverteiler zum Ausbringen und nachgearbeitet wird mit der Gabel.

Tätowierung und Ausstallung

Einen wichtigen Arbeitsanteil auf einem Mastbetrieb betrifft die Täto-wierung und Ausstallung der Tiere. Alle drei bis vier Wochen werden 30 bis 40 Tiere abgeholt.
Die Tätowierung der Tiere erfolgt mit einem Lebendgewicht von 50 bis 60 kg. Hierzu werden alle Tiere einer Bucht in den Futterbereich im Stall getrieben und einzeln rausgelassen. Vor der Tür steht Sohn Leonhard mit dem Tätowierer und stempelt die Tiere beim Rauslaufen. Dies erfolgt einmal links und einmal rechts.
Die Kennzeichnung der schweren Tiere startet zehn Tage vor dem ge-planten Abholungstermin. Bei der Fütterung geht Bernhard durch, sieht sich die Tiere an und markiert sie mit einem Farbspray, den er bei jedem seiner Rundgänge eingesteckt hat. Die Tage darauf kontrolliert er die Tiere während dem Ausmisten nach. Die Tiere werden nicht gewo-gen, aber nur da es eine jahrelange Erfahrung mit Schweinen gibt und das Augenmaß trainiert ist.
Am Tag der Abholung werden die markierten Tiere schon vorher in den Fütterungsbereich gesperrt. Wenn der LKW kommt, können sie so leicht raus getrieben werden, eine Person kann diese Arbeit erledigen.

Die Zukunft der Bio-Schweine sieht Bernhard positiv, da es immer mehr Konsumenten gibt, die Wert auf Qualität und Tierwohl legen. Familie Gusenbauer schätzt an der biologischen Bewirtschaftung das Arbeiten im Einklang mit der Natur und die gut funktionierende Kreislaufwirtschaft.

Bernhard und Martina Gusenbauer, Naarn, OÖ:

  • 2011 Umstellung auf Bio-Schweinehaltung
  • 250 Mastplätze (im Durchschnitt 220 Tiere am Betrieb)
  • 50 ha Ackerfläche
  • Verkauf von Spezialkulturen: Mohn, Hanf, Zuckermais
  • Direktvermarktung und Catering
  • www.biohof-donisel.at
  • Zwei-Phasenfütterung: Vormast und Endmastfutter; durchschnittliche Tageszunahmen bei 800 bis 840 g
  • MFA 59,8 %; bei Abweichungen wird Ration angepasst
  • Maximal 1,5 % Ausfälle im Jahresschnitt
  • Vermarktung über Bioschwein Austria VertriebsgmbH.

Kontakt

  • Dr. Simone Schaumberger

    BIO AUSTRIA, Landwirtschaft
    Beratung Schweine
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