Invasive Neophyten

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Die Unkrautflora unterliegt einem ständigen Wandel, der sich in aller Regel unmerklich vollzieht. Stetig kommen neue Unkrautarten hinzu. Dabei handelt es sich oftmals um nicht heimische, sogenannte neophytische Unkrautarten. 

Einige Arten haben sich in den letzten Jahrzehnten erkennbar ausgebreitet und führen bereits zu empfindlichen Ertragseinbußen und Kostensteigerungen bei der Bekämpfung. Ein bekanntes Beispiel ist das Ragweed, das sich seit den 1990er-Jahren in steter Ausbreitung befindet und gegenwärtig in vielen Regionen Österreichs vorkommt. Andere neophytische Unkrautarten wiederum sind bisher nur sehr lokal in Erscheinung getreten, befinden sich in einer Art „Warteposition“ und haben aufgrund ihrer Biologie das Potenzial, sich großflächig auszubreiten. Ihnen gilt ein besonderes Augenmerk.

Im Folgenden werden einige invasive Neophyten kurz vorgestellt. In der Bio-Landwirtschaft ist ihr Auftreten heikel, da nachhaltige Bekämpfungsmöglichkeiten dieser oftmals ausdauernden Arten rar oder sehr aufwendig sind.

Erdmandelgras

Das Erdmandelgras ist ein besonders gefährlicher Neophyt, der in vielen Feldkulturen und auch in Gemüse und anderen Spezialkulturen vorkommt. Sein Erfolg als Unkraut hat eine wesentliche Ursache: die effektive vegetative Vermehrung mit Hilfe der 1 bis 2 cm großen Knollen („Erdmandeln“). Es genügen wenige Knollen, um eine neue Fläche zu besiedeln. Immer wieder werden daher neue Befallsherde gemeldet. Umso wichtiger ist eine konsequente Bekämpfung und Eindämmung des Erdmandelgrases. Getreide- und Futterbau betonte Fruchtfolgen unterdrücken ganz allgemein seinen Auflauf und die Knollenbildung. Erfahrungen zeigen, dass eine mehrmalige mechanische Bekämpfung wie das Hacken im späten Frühjahr bis in den Frühsommer – vor der Knollenbildung – am erfolgreichsten ist. Zur Vorbeugung der Verschleppung ist die Reinigung von Maschinen und Geräten unerlässlich.

Gewöhnliche Seidenpflanze

Die Gewöhnliche Seidenpflanze ist leicht zur erkennen: derb-ledrige Blätter, braunrote Blüten in vielblütigen Dolden, weichdornige, hornförmige Früchte, Samen mit einem seidigen Haarschopf. Die Art befällt oftmals die Randbereiche der Äcker oder es treten Nester inmitten der Ackerflächen auf. Sie kommt in den unterschiedlichsten Kulturen vor, wie Sojabohne, Mais, Kartoffel, Zuckerrübe und (Winter-)Getreide, vor allem im Osten Österreichs. Die Pflanze wurde als invasive gebietsfremde Art gemäß der EU-Verordnung Nr. 1143/2014 eingestuft und damit geht unter anderem die Verpflichtung einher, sie in einer frühen Phase der Invasion sofort zu beseitigen. Eine Bekämpfung der Art ist jedoch schwierig, da sie eine hohe Regenerationsfähigkeit hat. Schneiden und mehrmaliges Hacken können sie unterdrücken. Fakt ist, dass die Gewöhnliche Seidenpflanze durch eine reduzierte Bodenbearbeitung gefördert wird.

Stechapfel

Der Stechapfel ist wahrlich kein Unbekannter. Er scheint stark von den wärmeren Temperaturen zu profitieren und ist in einigen Regionen bereits allgegenwärtig. Die einjährige, spätkeimende Art enthält giftige Tropanalkaloide und entwickelt sich besonders gut in Sommerkulturen, entgeht dort teilweise den herkömmlichen Maßnahmen zur Unkrautbekämpfung und führt oft zu einer Spätverunkrautung. Besonders betroffen sind daher Kulturarten wie Sojabohne, Hirse und Mais, aber auch andere Mähdruschfrüchte wie Buchweizen. Es besteht grundsätzlich die Gefahr einer Kontamination des Ernteguts mit Tropanalkaloiden, insbesondere wenn die Samen und die oftmals grünen Pflanzenteile des Stechapfels mitgeerntet werden. Es gelten bereits Höchstwerte, wie für das Atropin in Hirse als Babynahrung und für Stechapfelsamen in Futtermitteln. Wichtig ist die Kontrolle der Flächen, am besten vor dem Bestandesschluss der Kultur. Zu diesem Zeitpunkt ist das Ausreißen bei biologischer Bewirtschaftung das einzig wirksame Mittel.

Amerikanische Kermesbeere

Eine imposante Pflanze ist die mehrjährige Amerikanische Kermesbeere mit ihrem charakteristischen Fruchtstand und den zuerst grün, dann dunkelrot, später schwarzwerdenden Beeren. Ihre Bedeutung für die Landwirtschaft wird bisher eher unterschätzt, in der Steiermark gibt es bereits zahlreiche befallene Felder, insbesondere ist der Ölkürbis betroffen. Ausgangspunkt für einen Befall in den Äckern sind im Wesentlichen Populationen der Amerikanischen Kermesbeere in angrenzenden Wäldern. Die Samen werden aber vor allem auch über Vögel über weite Distanzen verbreitet. Das Ausgraben der Pflanzen mit kompletter Wurzel oder das mehrfache Stechen mit einem Spaten, um den Rübenkörper der Pflanzen zu zerstören, sind wichtige Maßnahmen zur Bekämpfung.

Autor: Dr. Swen Follak, Institut für Nachhaltige Pflanzenproduktion, AGES, Wien 

Tipps

Weitere Informationen zu den aufgeführten und anderen invasiven Neophyten können auf der Website der AGES unter dem Stichwort „Schaderreger“ abgerufen werden: www.ages.at

Informationen zur Situation in Österreich, zu nationalen Bestimmungen und zu invasiven Neophyten gemäß der EU-Verordnung Nr. 1143/2014 finden Sie auf der Website www.neobiota-austria.at