Kompost nährt und belebt

© Pongratz

Stefan Pongratz aus Dobl-Zwaring in der Steiermark ist überzeugter Kompostierer. Über seine Erfahrungen lesen Sie nachfolgend.

Im Bio-Landbau beschäftigen wir uns viel mit dem Thema „Kreisläufe schließen“. Was kann die Kompostierung dazu beitragen?
Mit Hilfe der Kompostierung wird aus organischem Material wie Speisereste, verdorbene Lebensmittel, Rasenschnitt, Strauchschnitt, etc. Kompost erzeugt, der als wertvoller Dünger in Gemüsebeeten oder am Acker eingesetzt wird. Richtig eingesetzt unterstützt Kompost auch den Humusaufbau. Somit werden organische Abfälle wieder in den Kreislauf des Lebens eingebracht.

Ist das ein wesentliches Argument für Sie zu kompostieren?
Ja, wir versuchen so, den Kreislauf der Natur zu leben. Aus organischem Material Kompost herzustellen, der unsere Böden nährt und belebt. Damit schaffen wir die Grundlage für unsere hochwertigen Produkte.

Seit wann wird am Betrieb kompostiert?
Begonnen haben bereits meine Eltern, die ersten Versuche gab es bereits 1997. Meine Eltern waren damals auf der Suche nach einem zusätzlichen Einkommen für unsern Betrieb.

Was und wieviel wird kompostiert?
Wir kompostieren organische Abfälle aus den umliegenden Gemeinden. Dazu zählen Abfälle aus der Biotonne, das sind circa 400 Tonnen, und circa 100 Tonnen Rasen- sowie 800 Tonnen Strauchschnitt pro Jahr.
Die Abfälle aus der Biotonne werden für uns von einem Dienstleister gesammelt. Das Besondere dabei ist, dass das Material bei der Tonnenentleerung auf Störstoffe kontrolliert werden kann. Störstoffe, das sind Plastik oder Verpackungsmaterial, Alufolien oder Kaffeepads. Diese Störstoffe werden in einer Kontrollwanne aussortiert, erst danach kommt das Material in den Sammelcontainer. So ist es möglich, nahezu 100 Prozent störstofffreies Material aus der Biotonne zu bekommen. Strauch- und Rasenschnitt wird laufend am Platz angeliefert. Dieser kommt von Gemeinden, privaten Haushalten oder Dienstleistern.

Wie funktioniert die Qualitätssicherung?
Die Kontrolle der Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen (Kompostverordnung) der landwirtschaftlichen Kompostierung in der Steiermark obliegt dem Land Steiermark, bei gewerblichen Anlagen ist die Bezirkshauptmannschaft zuständig. Dazu gibt es laufende Kontrollen. Seitens des Kompostierers sind Aufzeichnungen über die Materialströme und den Rotteverlauf zu führen. Zusätzlich ist der Kompost in akkreditierten Laboren zu untersuchen. Wir sind auch Mitglied beim „Kompost und Biogas Verband“. Als solche verpflichten wir uns einer zusätzlichen Kontrolle eines fachkundigen Ingenieurbüros.

Welche Technik wird für die Kompostierung eingesetzt?
Wir betreiben eine offene Dreiecksmietenkompostierung. Das bedeutet, die Inputmaterialen werden von uns in einem bestimmten Verhältnis in Dreiecksmieten aufgesetzt. Laufend werden Temperatur, Feuchtigkeit und der Sauerstoffgehalt der Miete kontrolliert. Diese drei Parameter sind wichtige Indikatoren, damit die Rotte optimal funktioniert. Sinkt der Sauerstoffgehalt in der Miete unter 10 Prozent, wird belüftet, das heißt, der Kompost wird mit dem Umsetzer gewendet. Aufgrund der hohen Temperaturen in den ersten Wochen der Rotte bis 65°C trocknet die Miete rasch aus. Zu diesem Zweck wird beim Kompostwenden zusätzlich Wasser in die Miete eingesprüht. Die erste Rottephase, die Heißrotte, ist bei uns nach circa zehn Wochen beendet. In diesem Stadium sieht das Material schon erdig aus und riecht nach Waldboden. Die Temperatur der Miete ist bereits unter 40°C. Jetzt wird das Material mit einem Trommelsieb mit 20 mm Lochung gesiebt. Dadurch werden grobe Äste oder Steine getrennt, nur das feine Material wird als Kompost genutzt. Der gesiebte Kompost wird nochmals auf Dreiecksmieten zur Nachrotte gelegt. Auch während der Nachrotte werden Temperatur, Feuchtigkeit und Sauerstoffgehalt kontrolliert und bei Bedarf gewendet oder bewässert. Nach rund sechs Wochen auf der Nachrotte ist der Kompost fertig. Der Kompost ist nun abgekühlt und hat einen angenehm erdigen Geruch.
Als Maschinen braucht man einen Umsetzer, Radlader oder Traktor mit Frontlader, ein Güllefass zum Bewässern. Diese Maschinen sollte jeder Kompostierer selbst haben. Trommelsieb, Windsichter bei hohem Störstoffanteil und Schredder werden meist in Gemeinschaft gekauft oder von Dienstleistern beigestellt.

Wie hoch ist der Arbeitsaufwand?
Der Arbeitsaufwand ist nicht zu unterschätzen. Aufsetzen der Dreiecksmieten, regelmäßiges Wenden – rund 20mal je Miete –, bewässern, sieben, diverse Manipulationsarbeiten und die regelmäßige Dokumentation. Man kann sagen, dass ich rund die Hälfte meiner Arbeitszeit am Kompostplatz verbringe.

Wie wird der Kompost verwendet?
Wir produzieren aus den 1450 Tonnen Ausgangsmaterial 700 bis 800 m3 Kompost pro Jahr. Rund 60 Prozent wird für den eigenen Betrieb verwendet. Der Rest wird verkauft.

Wie wirkt sich der Kompost auf den Flächen aus?
Aufgrund der langjährigen Kompostgaben, seit 20 Jahren kommt Kompost als Dünger auf unsere Flächen, konnten wir den Humusgehalt von 2,5 Prozent auf rund 5 Prozent steigern. Die jeweilige Kompostmenge ist abhängig von der angebauten Kultur und der Vorfrucht. Starkzehrer wie Mais oder Weizen werden mit rund 25 m3 pro Hektar und Jahr gedüngt. Unsere Böden sind sehr gut mit Nährstoffen versorgt. Auch das Nährstoffverhältnis ist günstig und hat durch die Kompostdüngung zu keinen Ungleichgewichten geführt. Einzig der Kalkgehalt der Böden ist regelmäßig zu prüfen und bei Bedarf mittels Kalkung aufzubessern. Richtig eingesetzt, ist der Kompost ein sehr guter und universaler organischer Dünger, der sich sehr gut für den Humusaufbau eignet.

Rechnet sich die Kompostierung?
In unserem Fall rechnet sich die Kompostierung. Wir haben den Vorteil, dass die großen Investitionen wie Kompostplatz und die dazugehörigen Maschinen bereits vorhanden und bezahlt sind. Zudem haben wir fixe Verträge, über die wir die Inputmengen zu gesicherten Preisen angeliefert bekommen. Auch die Vermarktung der Übermengen an Kompost, den wir nicht selbst brauchen, läuft sehr gut. Unter diesen Voraussetzungen ist die Kompostierung für uns auch ein sehr wichtiges wirtschaftliches Standbein.

Gibt es Tipps für Interessierte an der Kompostierung?
Zunächst muss man überlegen, was man kompostieren will: Biotonne oder Abfälle vom Betrieb, zum Beispiel Mist mit Stroh oder Gras.
Dann Materialflüsse checken: Welches Material kann ich bekommen und zu welcher Qualität? Bei der Biotonne ist es wichtig, Fehlwürfe wie Verpackungsmaterial, Glas, Metall zu kontrollieren.
Man muss Kontakt mit der zuständigen Behörde oder dem „Kompost und Biogas Verband“ aufnehmen. Hier erfährt man, ob man für sein Vorhaben einen Kompostplatz bauen muss oder beispielsweise mit einer Feldrand-Miete auskommt. Es ist zu klären, ob man in der Nähe die notwendigen Maschinen wie Kompostwender, Sieb, Schredder, etc. ausborgen oder als Dienstleistung zukaufen kann. Und wichtig ist eine genaue Kalkulation, eventuell mithilfe des „Kompost und Biogas Verbandes“.

Stefan und Helene Pongratz, Dobl-Zwaring, Steiermark

Marktfruchtbetrieb mit 20,4 ha Ackerfläche (davon 7,7 ha Pachtfläche) 8,5 ha Wald
Kompostplatz: 0,5 ha, davon 3200m² asphaltiert; liegt außerhalb des Ortsgebiets im Freiland, 1,5 km von der Hofstelle entfernt

Ackerbau: Dinkel, Weizen, Hafer, Mais, Sonnenblumen, Öl- und Speisekürbisse, Käferbohnen
Kompostierung
Direktvermarktung: Öle, Gemüse und Kompost
Dienstleistung: Grün- und Strauchschnitt-Abholung, Sieben von Kompost, Erde und Hackschnitzeln

Kompost-Qualitätsklassen

Qualitätsklasse A+: geeignet für den Einsatz im biologischen Landbau
Qualitätsklasse A: geeignet für den Einsatz im konventionellen Landbau
Qualitätsklasse B: nicht für den Einsatz in der Landwirtschaft geeignet. Wird zum Renaturieren von Rasenflächen entlang von Straßen oder von Deponieoberflächen verwendet.

Für die Unterscheidung der Qualitätsklassen sind die Schwermetallgehalte laut Kompostuntersuchung entscheidend.

Achtung BIO AUSTRIABetriebe!
Welcher Kompost ist für BIO AUSTRIABetriebe zulässig?
• Grundsätzlich muss der Kompost die Qualitätsklasse A+ aufweisen. Diese Einstufung erfolgt aufgrund der Analyseergebnisse und ist auch dieser zu entnehmen.
• Nicht verwendet werden dürfen Komposte, die mit Materialien hergestellt wurden, die bei BIO AUSTRIA als Düngemittel nicht zulässig sind. Dies sind zum Beispiel Geflügel- und Schweinemist oder flüssige tierische Ausscheidungen konventioneller Herkunft.
• Vor dem Zukauf ist um Genehmigung von betriebsfremden organischen Düngern anzusuchen. Das Formular ist unter www.bio-austria.at/formulare zu finden.

Was muss ein Kompostierer, der Kompost an einen BIO AUSTRIABetrieb abgibt, beachten?
• Als ersten Schritt wird die Kompostieranlage bei BIO AUSTRIA registriert und freigeben. Dafür erfolgt eine einmalige Erhebung der Anlagedaten.
• Weiters muss der Komposthersteller jährlich seine verwendeten Materialien offenlegen und die aktuell gültige Analyse vorweisen.
• Ab einer Jahresproduktion von 150 m3 ist auch die Teilnahme an einem externen Qualitätssicherungssystem verpflichtend.

Bei Fragen wenden Sie sich an DI Eva Marthe, Tel. 0732/65 48 84,