Transfermulch: Naturschutz düngt den Acker

© Stirmayr

Mit dem Aufwuchs von Naturschutz- und Streuobstwiesen werden am Bio-Hof Stirmayr im oberösterreichischen Gramastetten einmal jährlich die Ackerflächen gedüngt. Bodenaufbau und Humusvermehrung stehen dabei im Vordergrund.

Bereits mit EU-Beitritt im Jahr 1995 haben die Stirmayrs ihren Betrieb auf Bio umgestellt. Ein Wirtschaften in und vor allem mit der Natur war und ist für sie schon immer eine Selbstverständlichkeit.
Im März 2008 verließ die letzte Kuh den Stall in Gramastetten im Mühlviertel. Idyllisch liegt der Hof am Hang und ein Großteil der Flächen ist südseitig exponiert. Die mageren Böden der Mühlviertler Braunerde und wenig Niederschläge sind für eine gute Futterproduktion oftmals die Begrenzung auf diesem Standort. Daher hat 2017 die Naturschutzabteilung des Landes Oberösterreich gemeinsam mit dem Sachverständigen der Bezirksverwaltungsbehörde einem Naturschutzplan und einer Aufwandsentschädigung für die extensive Bewirtschaftung dieser mageren Grünlandflächen zugestimmt.

Aufwand rechnet sich

Schon seit dem Schritt in die viehlose Bewirtschaftung bringen Doris und Josef Stirmayr, die ihren Betrieb als Vollerwerbsbetrieb führen, einen Aufwuchs der 17 ha Wiesen pro Jahr als Mulch auf die Getreidestoppel der 13 ha Ackerflächen. Als Vorbild für die Umsetzung dieser Idee diente die Erfahrung von Doris im Hausgarten, der durch regelmäßiges Mulchen eine tolle Bodenstruktur aufweist und gute Erträge bringt. Auch die zu Beginn im Jahr 2008 noch sehr frischen Erfahrungen von Franz Brunner aus Niederösterreich waren für Josef Motivation, seine Ideen so umzusetzen. Im Forschungszentrum Raumberg-Gumpenstein erhielt er auch fundierte Auskunft über Inhaltsstoffe und Qualitätseinschätzung der Aufwüchse. Ihm war wichtig, ungefähr abzuschätzen, wieviel Stickstoff, Phosphor, Kalium und Kalk er da jährlich auf den Acker bringt. Praktisch hat er schon im ersten Jahr gesehen, dass im Mulch eine Düngewirkung für die Folgekultur ankommt. „Triticale ist gleich einmal gelegen, da wir mit dem Kompoststreuer etwas zu dick aufgetragen haben“, meint er heute schmunzelnd. Das habe ihn bestätigt, dass der Weg nicht so verkehrt sein kann und der Aufwand schon dafürsteht. Heute stellt er das außer Frage, möchte aber mit der Teilnahme am Kreislaufprojekt der Bio Forschung Austria auch einmal genau hinschauen, was Nährstoffflüsse, Bilanzen und Analyseergebnisse des Mulchmaterials betrifft.

Am Acker wird eine achtschlägige Fruchtfolge umgesetzt. Nach drei Jahren Luzerne folgt Triticale und danach Hanf. Danach kommen Ackerbohnen, auf Ackerbohnen folgt Wintergerste und nach der Wintergerste und einer Zwischenfrucht die Sonnenblume, deren Körner verkauft werden. Die Aufwüchse der Luzernekleegrasflächen gingen bisher oft als Silageballen zu regionalen Rinderhaltungsbetrieben. Heuer hat Josef das erste Mal eine Lieferung zu einer Luzernetrocknungsanlage ausprobiert und wird eine Zusammenarbeit mit dieser in Zukunft ins Auge fassen.

Schema gut durchdacht

Für den Abtransport des Mulchs werden die Grünlandflächen nach einem durchdachten Schema und abgestimmt auf die Stoppelfeld-Größe gemäht. Die einschnittigen Naturschutzwiesen haben eine Schnittzeitpunkt-Auflage mit 1. Juli südseitig und 15. Juli nordseitig. Auch eine zweischnittig geführte Streuobstwiese ist Teil der Mulch-Spenderflächen.

Nach der Ernte der Wintergerste wird der erste Teil südseitig gemäht, nach der Ernte der Triticale der zweite Teil und der erste Schnitt des Streuobstwiese. Nach Ernte der Ackerbohnen kommt der erste Schnitt der Nordseite dran und in die wachsende Zwischenfrucht nach Wintergerste vor Sonnenblumen wird Mitte September der zweite Schnitt der Streuobstwiese eingestreut.

Früher wurde die Ernte und das Mulchausstreuen mit dem Feldhäcksler und zwei Kompoststreuern bewerkstelligt. Heute erledigt dies ein Kurzschnittladewagen, der mittels Dosierwalzen Bahnen im Abstand von einer Spur auf dem Acker aufbringt. Diese Mulchzeilen werden in einem weiteren Arbeitsgang mit dem Heuwender auf dem Acker gleichmäßig auseinander gestreut.

Manuel Böhm ist selbstständiger Bio-Berater in Wartberg, Oberösterreich.
www.bioweg.at

Transfermengen von Mulch

Um den Aufwand ungefähr abschätzen zu können, hier die Aufstellung der Transfermengen aus dem Jahr 2020:

13. Juli 2020
3,7 ha Grünland(südseitig) wurden auf 1,34 ha Wintergersten-Stoppel gebracht, das ergab sechs Fuhren mit je 45 m³, eine Fuhre wog 2758 kg.

1. August 2020
8,75 ha Grünland (südseitig und Streuobstwiesen) wurden auf 3,1 ha Wintertriticale-Stoppel gebracht, das ergab 11,5 Fuhren mit je 45 m³.

25. August 2020
4,7 ha Grünland (nordseitig) wurden auf 1,7 ha Ackerbohnen-Stoppel gebracht, das ergab zehn Fuhren mit je 45 m³.

Mitte September 2020
4 ha Grünland (2. Schnitt Streuobstwiese) wurden auf 1,5ha Zwischenfrucht vor Sonnenblumen gebracht.

Bio-Betrieb Stirmayr
Gramastetten, Oberöstererich

  • Bio-Betrieb seit 1995, seit 2008 viehlos
  • 13 ha Acker
  • 17 ha Grünland
  • 23 ha Wald