Wann ist Stroh Einstreu, wann Raufutter?

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Die Bio-Verordnung schreibt vor, dass Bio-Schweine täglich sowohl Raufutter als auch Beschäftigungsmaterial bekommen müssen. Und: Die Liegefläche muss „ausreichend“ eingestreut sein.

Eine Arbeitsgruppe hat nun die Unterschiede zwischen Einstreu, Raufutter und Beschäftigungsmaterial beschrieben. Ergebnis: Eingestreutes Stroh gilt selten gleichzeitig als Raufutter!

Wozu Stroh dient

Stroh erfüllt im Bio-Stall zwei Funktionen: Es bindet im Auslauf oder Kotbereich den Urin bzw. das Wasser. Und es isoliert und macht den Liegebereich verformbar, weswegen es ein sehr gutes Einstreumaterial für die Liegefläche ist. Stroh bietet den Schweinen darüber hinaus aber auch die Möglichkeit, darin zu wühlen und es zu fressen. Stroh erfüllt also neben Einstreu auch die Funktion des Raufutters – allerdings nur unter gewissen Voraussetzungen…

Wann ist Stroh Einstreu?

Als Einstreu gilt Stroh dann, wenn es in ausreichender Menge – also zumindest bodenbedeckend – auf der Liegefläche der Schweine vorhanden ist. Unter „Liegefläche“ ist entweder ein baulich deutlich abgegrenzter Stallbereich („Liegekiste“ oder „Liegekoje“) oder jener trockene, eingestreute, zugluftfreie und planbefestigte Bereich im Stall, der mindestens ein Drittel der Stallmindestfläche groß ist.

Strohschwelle für Spalten

Problematisch kann die Forderung nach Einstreu in jenen Ställen sein, die auch Spaltenflächen aufweisen. Denn: Hier verstopft Stroh oft die Spalten, daher neigen manche dazu, „homöopathisch“ einzustreuen… Einfache und kostengünstige Abhilfe bietet hier eine „Strohschwelle“: Ein Holzstaffel wird zwischen planbefestigter Fläche und Spaltenbereich aufgeschraubt. Der Staffel hält das Stroh im Liegebereich, die Liegefläche kann zumindest bodenbedeckend eingestreut werden. Eine einfache Lösung, die wenig Geld kostet!

Stroh als Raufutter: Nur bio!

Wer Stroh (auch) als Raufutter einsetzt, muss Bio-Stroh verwenden. Anders gesagt: Wer konventionelles Stroh (als Einstreu) zukauft, muss seinen Schweinen zusätzlich eine andere Art von Bio-Raufutter anbieten („Zwillingsverbot“)! Das kann zum Beispiel Heu, Silage oder frisches Grünfutter – aber auch Luzernepellets – sein.

Heu, Silage oder Grünfutter besser

Vor allem bei tragenden Sauen und in der Endmast eignen sich Silage und Heu besser als Stroh, um die Tiere zu sättigen. Am besten, wenn sie speziell für Schweine hergestellt sind: Sehr jung ernten, feucht einsilieren, kleine Ballen wickeln (lassen). Zartes Heu (aus dem 2. oder 3. Schnitt) wird von Schweinen ebenso gerne und in großen Mengen gefressen wie gute Silage.

Gutes Raufutter, weniger Probleme

Raufutter ist durch seine sperrige Struktur sättigend. Tragende Sauen oder Mastschweine, die sich damit den Magen füllen können, sind ruhiger und entspannter als hungrige Tiere. Mastschweine zeigen deswegen seltener die Verhaltensstörung „Schwanzbeißen“. Auch Sauen sind – wenn sie satt sind – weniger aggressiv untereinander. Und: Sie können in der Säugezeit durch ihren größeren Mägen mehr Kraftfutter fressen – und damit mehr Milch produzieren – als Sauen, die vor der Geburt kein Raufutter bekamen.

Raufutter in Raufe oder auf sauberer Fläche

Damit Schweine genug Raufutter fressen, sollte es entweder in Raufen oder täglich frisch in einem sauberen Bereich des Stalls angeboten werden. Das kann in einigen Betrieben die Liegefläche sein, in anderen aber auch nicht! Hier hat die Arbeitsgruppe klargestellt: Nur wenn der Liegebereich deutlich größer ist als die tatsächlich benötigte Ruhefläche (größer als 1/3 der Gesamtfläche=Stall+Auslauf), darf diese Fläche zusätzlich auch als (Rau-)Futterplatz verwendet werden!

FAT2-Bucht meist groß genug

Logischerweise sind „echte“ Liegekisten meistens zu klein, als dass eingestreutes Stroh dort auch als Raufutter gelten kann. Wer aber seinen Zuchtsauen auf sauberen Liegeflächen der FAT2-Bucht täglich frisches Stroh einstreut, kann nachrechnen: Die Mindeststall- plus -auslauffläche für ferkelführende Sauen beträgt 10 m2. Sollte die Liegefläche 1,8 tief und 2,2 m breit sein, ist sie mit knapp 4 m2 mehr größer als ein Drittel der Gesamtfläche. Damit kann diese Liegefläche gleichzeitig auch als Fläche zur Raufutter-Fütterung verwendet werden. Dann gilt aber: Täglich frisch kommt nur Bio-Stroh in die Bucht! Und: Ist die Bucht kleiner, muss ein anderer Stallbereich für die Raufutter-Fütterung gefunden werden!

Raufutter über dem Futtertrog

Bei Wartesauen oder in der Mast sind Liegebereiche oft – und bei strukturierten Buchten auch absichtlich – kleiner als ein Drittel der Gesamtfläche. Oder aber es muss – aus welchen Gründen auch immer –konventionelles Stroh zugekauft werden. In beiden Fällen muss Raufutter zusätzlich zur Einstreu außerhalb des Liegebereichs angeboten werden. Das kann relativ einfach in Form einer Raufe über dem Futtertrog angeboten werden. Nachteil dabei: Das Raufutter muss – womöglich händisch – in den Stall hineingebracht werden.

„Futterbarn“ entlang der Gitter

Oftmals ist es einfacher, Raufutter im Auslauf anzubieten. Hier freuen sich auch ferkelführende Sauen und Aufzuchtferkel über Heu oder Silage. Damit das Raufutter im Auslauf – der üblicherweise auch der Kotplatz ist – sauber bleibt und den ganzen Tag über gefressen werden kann, sollte es im überdachten Bereich des Auslaufs angeboten werden. Bei nach außen mit Gittern begrenzten Ausläufen ist es am einfachsten, Heu, Silage oder frischen Grünschnitt so wie Rindern entlang des Gitters anzubieten. Nachdem Schweine bevorzugt vom Boden fressen (und nicht gerne wie Ziegen kopfüber etwas herunterzupfen), entspricht diese Art der Raufutterfütterung gut ihrem natürlichen Verhalten.

Raufen im Auslauf

Wenn Ausläufe durch Mauern oder Holzplanken begrenzt werden oder (nur) von oben gut erreichbar sind, können Raufen für Heu, Silage oder Grünfutter eingesetzt werden. Hier sind folgende Eckpunkte beim Anbringen der Raufen wichtig:

  • Unter Dach angebracht oder mit einem Dach versehen
  • Rasch von außen (Zufahrt!) oder oben (Abwurflöcher!) zu befüllen
  • Gitterabstand in Rüsselbreite je nach Tierkategorie (Ferkel, Mastschweine oder Zuchtsauen)
  • Größe je nach Form des Raufutters (lose oder in Ballen)
  • Wegklappbar, wenn auf Trenngittern montiert

Raufutter in Raufen gilt auch als Beschäftigungsmaterial – das Schweinen ebenfalls zur Verfügung stehen muss.

Beraterin weiß viele gute Beispiele

Es gibt mittlerweile sehr gute Beispiele aus der Praxis, wie und wo Raufutter arbeitssparend zu Bio-Schweinen kommt. Sie reichen von „Heurutschen“ über verschiedene Raufenkonstruktionen bis zu fahrbaren Rasenmähern. Wer dazu Ideen braucht, der melde sich bitte bei mir! Auch Sammelbestellungen von Raufen sind möglich.

Webtipps: