Wirtschaftsdünger: Verluste vermeiden

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Wirtschaftsdünger sind wertvolle Nährstofflieferanten. Daher müssen alle managementbedingten und technischen Möglichkeiten genutzt werden, um hier noch effizienter zu werden.
Es sind vor allem die gasförmigen Stickstoffverluste in Form von Ammoniak als Geruchsindikator, die in den letzten Jahren in Kritik gekommen sind. Sie müssen zudem bis 2030 um 18 % (Stand Emissionsbewertung 2018) aufgrund einer EU-Verordnung (NEC-Richtlinie) reduziert werden. Monetär, mineraldüngeräquivalent bewertet sind das jährliche Stickstoffverluste von 10 Millionen Euro, die so indirekt in der Landwirtschaft bleiben würden. Beinahe 94 % der Ammoniakemissionen sind der Landwirtschaft im Zusammenhang mit dem Wirtschaftsdüngermanagement zuzuordnen.
Bezogen auf die Aktivitätsbereiche innerhalb der Landwirtschaft gehen bei der Wirtschaftsdüngerausbringung mit 45 % der größte Teil in Form von Ammoniak verloren, aus der Stallhaltung stammen 35 % und aus der Lagerung rund 20 %.
Die Wirtschaftsdünger sind aber besonders auf biologisch geführten Betrieben kein „Problemstoff“, sondern ein wichtiger Dünger, den es so effizient wie möglich einzusetzen gilt.

Festmist ist auf Ackerflächen schnellstmöglich innerhalb von drei Stunden nach der Ausbringung einzuarbeiten. Kompost kann aus der Sicht der gasförmigen Emissionen zu jeder Zeit ausgebracht werden und muss nicht eingearbeitet werden.

Güllekonsistenz verbessern

Bei flüssigen Wirtschaftsdüngern sind managementbedingte und technische Reduktionsmaßnahmen möglich. Die Verbesserung der Konsistenz und hier insbesondere die Verbesserung der Fließfähigkeit und damit das „Infiltrationsverhalten“ (Eindringungverhalten in den Boden) der flüssigen Wirtschaftsdünger sind dabei besonders zu berücksichtigen. Jauche ist diesbezüglich ein „goldener Standard“, da diese eine sehr gute Fließfähigkeit und damit auch ein gutes Infiltrationsverhalten aufweist.

Sommergülle mit Wasser verdünnen Rindergülle ist aufgrund der vielen Fest- und Schleimstoffe zähfließend und neigt zum Anhaften und Antrocknen und damit besteht in weiterer Folge die Gefahr der Futterverschmutzung. Die einfachste und eine sehr wirksame Methode zur Konsistenzverbesserung ist die Verdünnung mit Wasser. Idealerweise ist die Gülle im Verhältnis 1:1 zu verdünnen. Damit hat die Rindergülle dann einen Trockensubstanzgehalt von rund 5 %. Rund 20 % Emissionsminderung ist mit dieser Maßnahme im Vergleich zu Dickgülle zu erwarten. In der Praxis bedeutet das, dass insbesondere die Sommergülle maximal mit Wasser verdünnt werden sollte. Auf arrondierten Betrieben mit ausreichender Wasserverfügbarkeit (Regenwasser, eigener Brunnen etc.) ist der zusätzliche „Wassertransport“ wirtschaftlich zu rechtfertigen. In Kombination mit einer Gülleverschlauchung lässt sich die Gülleverdünnung mit Wasser noch sinnvoller kombinieren. Zum einen wird die Pumpfähigkeit der Gülle deutlich verbessert, zum anderen ist mit dieser Ausbringtechnik eine hohe Ausbringleistung (50 bis 150 m3/h) verbunden und damit die Ausbringkosten pro m3 Gülle geringer.

Gülle separieren und Einstreu gewinnen Auf Betrieben mit größeren Feld-Hofentfernungen bietet sich die Gülleseparierung zur Verbesserung der Güllekonsistenz an. Dabei wird der flüssige Anteil der Gülle deutlich besser fließfähig und der Feststoff kann bei gutem Abtrenngrad (29 bis 35 % TS) entweder als Einstreumaterial in Liegeboxenlaufställe oder für den Humusaufbau auf Ackerflächen verwendet werden. Um einen hohen Hygienestatus in den Liegeboxen zu erhalten, ist ein gutes Liegeboxenmanagement verantwortlich. Bei überbetrieblich eingesetzten Gülleseparatoren muss besonders sauber gearbeitet werden beziehungsweise darf der erste Pfropfen aus dem Separator (Material des „Vorbetriebes“) nicht eingestreut werden. Bei Rindergülle ist im Durchschnitt von einer 10 %igen Ammoniakemissionsreduktion auszugehen, wenn separierte Gülle im Vergleich zu Dickgülle ausgebracht wird.

Schleppschlauch und Co

Mit bodennahen Ausbringtechniken wie Schleppschlauch, -schuh und Schlitztechnik können die Ammoniakemissionen um 20 bis 80 % im Vergleich zur Breitverteilung von Gülle reduziert werden. Für Grünland hat sich der Einsatz von Schleppschuh bewährt. Der Schleppschuh drückt die Pflanzen leicht zur Seite, damit die Gülle überwiegend am Boden und nicht auf den Pflanzen abgelegt wird. Diese Funktionsweise hat wiederum den Vorteil, dass Gülle auch noch bis zu zehn Tagen nach dem Mähen auf den angewachsenen Bestand ausgebracht werden kann, während bei allen anderen Ausbringverfahren unmittelbar nach dem Abräumen des Feldes Gülle oder Jauche gefahren werden muss.
In eigenen Versuchen konnte nachgewiesen werden, dass die befürchtete Verschmutzung des Futters auf Flächen, die mit bodennahen Gülleausbringtechniken begüllt wurden, nicht höher war, als auf den Flächen, die mit der Breitverteiltechnik gedüngt wurden.
Weiter konnten in dem Versuch auch die deutlich höheren Stickstoffverluste bei breitverteilter Gülle im Vergleich zur bodennah ausgebrachten Gülle nachgewiesen werden (siehe Abbildung).
Um den Boden durch zunehmende Maschinengewichte nicht noch stärker zu gefährden, sind Reifendruckregelanlagen oder auch kleinere Fassgrößen mit Schleppschuhverteiler zu vernünftigen Investitionskosten am Markt erhältlich. Für beide Techniken gibt es eine Investitionsförderung.

In der Bio-Landwirtschaft ist der sorgsame Umgang mit den wirtschaftseigenen Düngern besonders wichtig. Dem Stickstoff kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Vom Stall über die Lagerung bis hin zur Ausbringung sind dabei alle Maßnahmen sinnvoll, die helfen, den ausgeschiedenen Stickstoff im Kreislauf zu halten. Nur so wird es auch Bio-Betrieben gelingen, das natürliche Produktionspotenzial ihrer Grünlandflächen voll zu nützen.

Autoren: DI Alfred Pöllinger und DI Andreas Zentner, HBLFA Raumberg-Gumpenstein