Mit verschiedenen Strukturen die Vielfalt am Hof fördern

Veröffentlicht am 02. September 2025
© Martin Mikulitsch

Martin Mikulitsch hat jahrelange Erfahrung in der Gestaltung von Naturgärten. Er zeigt, wie bereits wenige einfache Strukturen schnell für mehr Artenreichtum auf dem Hof sorgen.

„Wer die Welt retten will, muss an seiner eigenen Gartentür beginnen“, so ein Motto von Martin Mikulitsch und er muss es wohl wissen. Mit einer über dreißigjährigen Erfahrung als Landschaftsgärtner und Schwimmteichbauer, mit eigener bio-zertifizierter Gärtnerei, sind Martin und Angelika Mikulitsch in Österreich Bio-Naturgartengestalter der ersten Stunde. Thujen und Kirschlorbeersträucher wird man in der Bio-Gärtnerei Mikulitsch daher vergeblich suchen. Vielmehr wird einem die ungeheure Vielfalt an verschiedenen Wild- und Zierpflanzen und sogar Wasserpflanzen auffallen, die in den unterschiedlichsten Garten- und Schwimmteichprojekten eingesetzt werden.

Strukturen schaffen

Martin Mikulitsch ist es wichtig Strukturen in Gärten zu schaffen, die vielen Pflanzen und Tieren einen Lebensraum und Nahrungsquelle bieten. Er spricht in diesem Zusammenhang von Systemleistungen, die von den einzelnen Gartenbestandteilen wie Hecken, Beete, Mauern etc. erbracht werden. Ein Naturgarten soll sich auch in die Arbeitsabläufe einer Bio-Landwirtschaft integrieren lassen und darf keinen zusätzlichen Arbeitsaufwand verursachen.

Je vielfältiger und naturnaher ein Garten gestaltet ist, desto weniger muss dieser auch betreut werden und seine Resilienz gegenüber Krankheiten und Schädlinge ist um vieles höher, als ein wildes Sammelsurium an unangepassten Zierpflanzen. Martin Mikulitsch ist nicht strikt gegen Zierpflanzen. Ein Anteil von bis zu dreißig Prozent ist locker vertretbar. Unkräuter hingegen sind in einem Naturgarten gänzlich unbekannt. Ein wildes Eck stellt vielleicht die einfachste Variante dar, wie man ohne Aufwand sehr schnell und dauerhaft die Artenvielfalt erhöhen kann. Vielfach siedeln sich dort mit der Zeit für die jeweilige Gegend typische Pflanzen an, die mit den regionalen Gegebenheiten besonders gut zurechtkommen und für die die ortsansässige Tierwelt eine wichtige Nahrungsquelle darstellen.

Trockenrasen und Brachflächen

Martin Mikulitsch hat zwei konkrete Vorschläge parat, wie man auf einfache Weise und dennoch sehr effektiv die Artenvielfalt am Betrieb nachhaltig fördern kann.

Der erste Vorschlag bezieht sich auf das Mähen der Wegböschungen. Seine Empfehlung ist, dass das Mähgut dabei entfernt und nicht gemulcht wird. Die Abfuhr des Mähgutes hat den Vorteil, dass der Boden nicht unnötig abgedeckt und dadurch ständig gedüngt wird. Durch den Entzug der Nährstoffe können sich wieder vermehrt ortstypische Blütenpflanzen ansiedeln, die für bestäubende Insekten eine bedeutende Nahrungsquelle darstellen. Diese Vorgehensweise kann sehr gut auch auf ebenen Flächen angewendet werden. Auch hier locken die verschiedenen Blütenpflanzen eines Trockenrasenbiotops eine Vielzahl an Insekten an.

Der zweite Vorschlag betrifft die aktive Förderung von Brachflächen. Diese stellen aufgrund ihrer offenen Struktur ein Paradies für viele Insektenarten, wie zum Beispiel die Sandbienen dar, die ihre Nisthöhlen in offenen Flächen anlegen. Zur Anlage solcher offener Brachflächen genügt es, wenn man mit der Traktorschaufel oder dem Rückeschild den Bewuchs entfernt und die Fläche einfach sich selbst überlassen wird. Dieser Vorgang sollte dann alle drei Jahre wiederholt werden, um den wiedererstarkten Pflanzenbewuchs zu entfernen. Solche offenen und vor allem trockene Standorte sind ein sehr wertvolles Biotop für eine Vielzahl an Tieren und Pflanzenarten, die sich auf solche Lebensräume spezialisiert haben.

Wem so viel Wildnis doch zu viel ist oder wer sich eher vor den kritischen Blicken der Nachbarn fürchtet, kann mit einem Schild und einigen erklärenden Worten die Welt darüber informieren, vor welchem biodiversen Kleinod sich der kritische Betrachter befindet.

Nasszellen im Garten

Wasser stellt für Martin Mikulitsch ebenfalls ein Strukturelement dar, mit dem man mit recht einfachen Mitteln kleinräumige Biotope schaffen kann. Die Bandbreite reicht vom Garten- und Schwimmteich bis hin zu kleinen Wassergerinnen und Versickerungsflächen, die von der Regenrinne gespeist werden können. Solche Kleingewässer gewährleisten vor allem während der heißen Sommermonate eine lebensnotwendige Wasserversorgung und Bademöglichkeit für viele Tiere.

Bei der Anlage von Amphibienbiotopen ist es sehr wichtig, darauf zu achten, dass es mehrere Zonen mit unterschiedlichen Wassertiefen geben muss. Bei der Bepflanzung kann man der Natur ihren Lauf lassen. Auch die Standortwahl ist für den Erfolg eines Feuchtbiotops ausschlaggebend. Denn wenn die jungen Frösche und Kröten ihr Leben an Land verlegen, ist es für sie überlebensnotwendig, Strukturen vorzufinden, in denen sie Schutz vor Fressfeinden und Austrocknung finden. Eine dichte Vegetation in Form von Büschen und Sträuchern schützt sie vor intensiver Sonneneinstrahlung.

Technische Elemente

Andererseits können auch technische Elemente wie eine Trockensteinmauer oder eine Krainerwand (Stützwand mit Gitterstruktur) für verschiedene Amphibien und Kriechtiere einen idealen Unterschlupf bieten. Martin Mikulitsch betont, dass ortstypische Materialien verwendet werden sollen. Wer also genügend Holz für eine Krainerwand zur Verfügung hat, sollte nicht unbedingt eine Trockensteinmauer errichten. Für den Bau ist ein bautechnisches Verständnis erforderlich. Für Martin Mikulitsch ist es wichtig, dass etwaige Hohlräume und Bepflanzungen schon während der Errichtung der Trockensteinmauer miterrichtet oder mit miteingepflanzt werden. Zu einem späteren Zeitpunkt ist beides nicht mehr möglich. Im Zweifel sollte auf Professionisten zurückgegriffen und diese mit der Planung und Umsetzung betraut werden.

Zufahrtswege

Auf Wegflächen, die nicht ständig befahren werden, empfiehlt Martin Mikulitsch einen Schotterweg. Dieser kann auch so ausgeführt werden, dass er der Belastung eines Lastkraftwagens standhält und winterdiensttauchglich ist. Mit 1,5 Liter Grünkompost pro Quadratmeter Wegfläche und mit Thymian, Steinnelke, Mauerpfeffer und kleinem Mausohr als Mischungspartner einer Schotterrasenmischung lassen sich entweder der nicht befahrene Mittelstreifen, oder wenn einer Pflasterung der Vorzug gegeben wird, die Pflasterzwischenräume begrünen. So einfach lässt sich eine wenig beachtete und unterschätzte Fläche aufwerten und in einen für Insekten interessanten Lebensraum verwandeln. Weitere Vorteile einer solchen einfachen Weggestaltung sind, dass sie kostengünstig errichtet und repariert werden kann.

Hecke aus Ästen

Weitere Strukturen, die für eine Bereicherung der Biodiversität rund um Haus und Hof sorgen, wäre die Benjeshecke (Totholzhecke). Diese stellt eine wunderbare Verwertungsmöglichkeit von Ästen dar, die beim Baum- und Strauchschnitt anfallen. Das Geäst wird etwa vier Meter breit und ein Meter hoch als Gestrüpp-Barriere geschichtet. Dünnes und dickes Material wird gemischt, ineinandergeschoben und gerüttelt. Die Barriere soll Licht und Luft für die Pflanzen zum Boden kommen lassen, aber auch so struppig sein, dass sie vor allem für Vögel einen Schutzraum oder Brutplatz bietet. Durch ihre unverdauten Hinterlassenschaften werden Samen von Heckensträuchern eingebracht, die in weiter Folge keimen und zu einer lebendigen Hecke heranwachsen.

Diese Beispiele zeigen, dass man auf jedem Hof einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz leisten kann. Es geht darum, Tiere durch Errichtung von geeigneten Lebensräumen anzulocken und zum Bleiben zu animieren. Auf keinen Fall dürfen Tiere von Menschenhand angesiedelt werden. Wichtig ist auch, ein Bewusstsein für diese kleinen Lebensräume zu entwickeln, um deren Notwendigkeit zu erkennen und sie besonders und bewusst zu fördern, zu hegen und zu pflegen.


Autor: Stefan Kopeinig, BIO AUSTRIA Kärnten

Der Artikel erschien in der BIO AUSTRIA Fachzeitung 4/2025 zum Schwerpunkt Biodiversität.