Projekt EIP-Fresseraufzucht
aktualisiert: 7. August 2025

Aktuell wird der Großteil des österreichischen Bio-Rindfleischbedarfs über die Nachkommen aus der Mutterkuhhaltung gedeckt, die als Bio-Jungrind bzw. Bio-Weiderind im Lebensmitteleinzelhandel zu finden sind. Aufgrund der rückläufigen Anzahl an Bio-Mutterkühen in Österreich seit über 10 Jahren entwickelt sich am Markt eine Knappheit an Bio-Rindfleisch. Vom Lebensmitteleinzelhandel wird daher starkes Interesse an Produkten aus neuen Bio-Rindermastschienen bekundet. Zudem soll die Nachfrage nach Bio-Produkten in Gemeinschaftsverpflegung, Gastronomie und Lebensmittelhandel laut der „Vision 2028+“ des BML zukünftig weiter gesteigert werden (BML 2024).
Während die Anzahl an Mutterkühen rückläufig ist, steigt die Anzahl der Bio-Milchkühen an. Auch die Kälber der Bio-Milchkühe werden für die Rindfleischmast genutzt, jedoch meistens bereits sehr jung (2-6 Wochen) an konventionelle (Vor)Mastbestriebe im Aus- und Inland verkauft. Ein Grund dafür ist, dass die biologische Fresseraufzucht mit höheren Kosten, vor allem durch teurere Futtermittel wie Milch und Kraftfutter, derzeit für die meisten Bio-Betriebe nicht rentabel ist.
Die Kälber gehen dem Bio-Mastsystem damit verloren und fehlen somit in der Bio-Rindfleischmast. Damit die Kälber von Milchviehbetrieben im Bio-Kreislauf verbleiben, ist die Erarbeitung von neuen Konzepten für die Qualitätsrindermast in der biologischen Landwirtschaft erforderlich.
Eines dieser Konzepte ist die sogenannte Fresseraufzucht, bei der die Tiere zwischen dem 1. und 5. Lebensmonat auf 80 bis max. 180 kg gefüttert werden. Anschließend werden die Jungtiere auf einem Mastbetrieb oder auch auf dem gleichen Betrieb fertig gemästet.
In diesem Projekt sollen vier verschiedene Versionen der Fresseraufzucht auf den Projektbetrieben erprobt und auf ihre Wirtschaftlichkeit überprüft werden. Neben der Fresserproduktion am Bio-Milchviehbetrieb werden dies die Fresserproduktion durch spezialisierte Bio-Fressererzeuger, die Fresserproduktion am Bio-Endmastbetrieb sowie die Fresserproduktion in Bio-Mutterkuh- oder Ammenkuhhaltung unter direktem Kuh-Kalb-Kontakt sein. Die Erkenntnisse aus dem Projekt sollen interessierten Betrieben eine Entscheidungshilfe sein und gegebenenfalls den Einstieg und die Etablierung einer erfolgreichen Fresseraufzucht unterstützen.
Ziele und Maßnahmen
Arbeitspakete & Team
Fachartikel und Berichte
Broschüren und der Foliensätze
Partner
EIP-AGRI
Bildnachweise
Ziele und Maßnahmen

Das Projektteam aus Bio-Betrieben und Fachpersonen aus Beratung und Forschung verfolgt mit diesem Projekt folgende Ziele:
- Erstellung von Futterrationen und Empfehlungen für die vier Varianten der Fresseraufzucht, die gewährleisten, dass die Kälber mit 4 – 5 Monaten 150 – 180 kg Lebendgewicht haben, von der Milch abgeetzt sind und an eine ausreichende Grundfutteraufnahme gewöhnt sind
- Findung von Lösungsansätzen für Herausforderungen im Fütterungsbereich (Bio-Trockenmilch-/Magermilchpulver, optimaler Kraftfuttereinsatz, Weideverpflichtung)
- Entwicklung tiergerechter und arbeitswirtschaftlich optimierter Haltungssysteme für die Fresseraufzucht
- Minimierung der Stressfaktoren bei der Umstallung
- Möglichst positive Gestaltung der Umstellungsphase durch optimiertes Management
- Reduktion der Erkrankungs- und Sterberaten sowie der gesundheitlichen Belastungen der Tiere durch standardisierte Prozesse und systematische Gesundheitsüberwachung
- Berechnung betriebswirtschaftliche Kennzahlen wie Deckungsbeitrag (od. direktkostenfreie Leistung) Einkommensbeitrag pro Tier, landw. Einkommen und vollkostendeckender Vermarktungspreis für die Bio-Fressererzeugung und die anschließende Bio-Kalbinnenmast/-Ochsenmast
- Identifikation kritischer Parameter, die zu einer wirtschaftlichen und somit breiteren Umsetzung der Fresser-Produktion beitragen (z.B. notwendig Vermarktungspreise, Einsparungspotential auf der Kostenseite z.B. in der Fütterung)
- Gegenüberstellung der betriebswirtschaftlichen Vorteile einzelner Verfahren.

Folgende Maßnahmen werden unternommen:
- Planung und Erhebung der eingesetzten Tränkepläne und Futtermittel sowie der eingesetzten Rationen während der Fresseraufzucht auf den Betrieben
- Futtermittelanalysen von eingesetzten Futtermitteln (Teilkomponenten)
- Erhebung der Tiergewichte
- Rationsberechnungen anhand der eingesetzten und analysierten Futtermittel und der verabreichten Milchmenge auf einzelnen Projektbetrieben
- Erarbeiten von Beispiel-Rationen und Empfehlungen für Bio-Nutzkälber für die ersten 5 Lebensmonate für die 4 genannten Fresseraufzucht-Varianten
- Dokumentation der Haltungssysteme mit Systemdetails und Bemaßung, Fütterungs- und Tränkesysteme, Digitalisierung, Stallklima, Auslauf
- Haltungsmanagement der Projektbetriebe erfassen (Betriebsabläufe, Weide, Enthornung, Kastration, Einstreumanagement (Strohbedarf), Stallreinigung, Desinfektion)
- Dokumentation von tierbezogenen Indikatoren des Tierwohls anhand von Aufzeichnungen (Tierverluste/Ausfälle, Atemwegserkrankungen, Durchfallerkrankungen, Komplikationen nach Enthornung)
- Erarbeitung von Empfehlungen zu Haltungsformen und Haltungsmanagement, insbesondere:
- Fressererzeugung im Iglusystem
- Quarantänestall bei Fresserzukauf
- Besondere Anforderungen der Bio-Fressererzeugung (Auslaufgestaltung, Angewöhnung an die Weide)
- Analyse und Festlegung, welche Parameter zum frühzeitigen Erkennen von Erkrankungen erhoben werden sollen sowie Anleitung zur eigenständigen Durchführung durch Landwirt:innen
- Dokumentation der Tiergesundheit anhand des entwickelten Erhebungsbogens, einschließlich der Aufzeichnung von Auffälligkeiten wie Husten, Fressunlust, Durchfall oder blassen Schleimhäuten
- Erhebung und Gegenüberstellung der betriebswirtschaftlichen Kennzahlen der einzelnen Aufzuchts-Varianten
- Modellierung der möglichen Gewinne der verschiedenen Varianten unter der Berücksichtigung ausgewählter Szenarien
Arbeitspakete und Team

Um den großen inhaltlichen Umfang des Projekts bestmöglich bearbeiten zu können, wurden 4 Arbeitspakete definiert. Die einzelnen Arbeitspakete haben unterschiedliche Schwerpunkte und werden von den jeweiligen Fachpersonen geleitet.
Detailliertere Informationen zu den Schwerpunkten, Aktivitäten und Zielen der einzelnen Arbeitspakete gibt es per Klick auf das jeweilige Arbeitspaket (AP).
Überblick der Arbeitspakete
AP 1: Fütterung |
AP 2: Haltungsmanagement & Stallbau |
AP 3: Tiergesundheit |
AP 4: Betriebswirtschaft |
Fachartikel und Berichte
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Broschüren und Foliensätze
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Partner
EIP-AGRI

Die Europäische Innovationspartnerschaft für landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit (EIP-Agri) ist ein Konzept zur Förderung von Innovationen in der Land- und Forstwirtschaft.
Ziel der EIP-AGRI ist es, den Austausch zwischen der modernen Forschung und Technologie und der land- und forstwirtschaftlichen Praxis zu verbessern.
Die EIP-AGRI soll zur Schaffung eines wettbewerbsfähigen Primärsektors beitragen, der wichtige Voraussetzungen für die Lebensmittelsicherheit sicherstellt:
- die weltweite Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln,
- ein breites Produktspektrum und diversifizierte Produktionssysteme,
- eine langfristige Versorgung mit unterschiedlichen Rohstoffen für die Herstellung von Lebensmitteln und Nichtlebensmitteln sowie
- eine ausgewogene Wertschöpfungskette
Operationelle Gruppen (OG)
So heißen die Arbeitseinheiten für diese innovativen Projekte. Diese werden von interessierten Akteurinnen und Akteuren aus den Bereichen der Land- und Forstwirtschaft, Forschung, Beratung sowie des Nahrungsmittelsektors gegründet, um entsprechend ihren Interessen gemeinsam Innovationsprojekte umzusetzen.
Die heterogene Zusammensetzung fördert den Austausch zwischen Praktikern und Forschern und hilft, dass Produkt- und Prozessinnovationen schneller in die Praxis umgesetzt werden. Das Projekt „Bio-Fresseraufzucht“ wird über die Europäische Innovationspartnerschaft (EIP-AGRI) gefördert. Ziel von EIP AGRI ist, innovative Ideen im landwirtschaftlichen Bereich zu fördern und somit neues Wissen von der Praxis in die Praxis zu bringen. Langfristig soll damit die Erzeugung von landwirtschaftlichen Produkten sichergestellt werden.
Eines dieser Konzepte ist die sogenannte Fresseraufzucht, bei der die Tiere zwischen dem 1. und 5. Lebensmonat auf 80 bis max. 180 kg gefüttert werden. Gegen Ende dieser aufzuchtphase werden die Jungtiere vollständig an die feste Futteraufnahme gewöhnt, indem die Milchtränke schrittweise reduziert wird. Diese Zeit ist von Umstellungen (Stallwechsel, Futterwechsel, Weidegewöhnung, Enthornung, Kastration, etc.) geprägt und bildet die Grundlage für eine problemlose Mast im Anschluss.
Anschließend werden sie auf einem Mastbetrieb oder auch auf dem gleichen Betrieb fertig gemästet.
Gegen Ende dieser Phase gewöhnt sich das Jungtier vollständig an die feste Futteraufnahme – die Milchtränke wird schrittweise reduziert. Diese Zeit ist häufig von Umstellungen (Stallwechsel, Futterwechsel, Weidegewöhnung, Enthornung, Kastration, etc.) geprägt – sie bildet die Grundlage für eine problemlose Mast im Anschluss.
Bildnachweise
Sämtliche Fotos und Grafiken wurden von den Mitgliedern der OG und den Betriebsleiter:innen der Praxisbetriebe aufgenommen und lizenzfrei zur Verfügung gestellt.