Baumreihen: Neuen Lebensraum schaffen

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Es ist ein nicht alltägliches Bild in der Südwest-Steiermark. Auf einem etwa zwei Hektar großen Feldstück sind drei Reihen mit Hybrid-Schwarzpappeln bepflanzt.

Bereits im Jahr 2011 wurde der Schlag geteilt, als am gesamten Acker von Andreas Brodschneider Körnermais gesät wurde. Damit war die Möglichkeit gegeben, ohne zusätzlichen Vermessungsaufwand drei Reihen mit Schwarzpappeln anzulegen. Die zugekauften Stecklinge wurden im Abstand von je einem Meter in eine Maisreihe gesteckt. So oft, dass sich eine Vierteilung des einstigen zwei Hektar großen Schlages ergab.
Die Rechnung wurde zunächst jedoch ohne das Wild gemacht. Das erste Jahr überlebte nur ein Teil der jungen Baumpflanzen unbeschadet. Ein Großteil wurde zumindest so stark verfegt, dass ein Weiterwachen nur geschwächt oder gar nicht erfolgte. In den Folgejahren wurde daher neben der erforderlichen Nachpflanzung auch ein Wildverbissmittel ausgebracht. Aber auch nach acht Jahren ist der Unterschied zwischen ungestörtem Wachstum und der eingebremsten Variante durch Wildverbiss noch deutlich zu sehen.
Förderungstechnisch wurde die Anlage der Baumreihen so dokumentiert, dass im Mehrfachantrag drei Feldstücke mit je zwei Metern Breite als Sonderkultur „Energieholz“ angelegt wurden. Und dieses Energieholz wird im kommenden Winter zum Teil schon genutzt. Die mittlere der drei Hecken hat sich am besten entwickelt und wird nunmehr der Nutzung zugeführt. Durch den Neuaustrieb kann sich hier dann wieder ein neuer Lebensraum für die Vielfalt in der Natur entwickeln.

Lebensräume schaffen

Damit ist auch schon ein Ziel dieser Maßnahme von Andreas Brodschneider genannt. Es sollte am Acker wieder mehr Lebensräume für Wildtiere und Nützlinge geben – auch abseits der Bachläufe. Fasanen und Hasen sind in diesem Bereich des Tales deutlich häufiger zu sehen. Ergänzend zum Baumbestand wurden auch Nistkästen angebracht. Vor dem Aufhängen wurden sie der Kinderbetreuungseinrichtung der Diakonie „Sternderlhaus“ mit Sohn Felix überlassen, damit jedes Kind einen Kasten bemalen und mit seinem Namen signieren kann. So wurde die Idee der zusätzlichen Lebensräume gleich multipliziert.

Schutz vor Erosion

Mit den Baumreihen will Andreas Brodschneider auch den Humusgehalt steigern und die Winderosion verringern. Tatsächlich findet sich das Laub der Bäume über den gesamten 25 m breiten Zwischenraum der Hecken verteilt am Boden, um dort zu verrotten. Und das Wurzelwachstum der Pappeln im Bereich der Ackernutzung kann jährlich im Zuge der Bodenbearbeitung beobachtet werden. In Summe gibt es somit deutlich mehr Kohlenstoff, der im Boden gebunden werden kann. Auch die verringerte Angriffsfläche für den Wind in der Zeit, wo der Boden offen ist, ist augenscheinlich. Bodenanalysen wurden zwar keine vorgenommen, die Richtung der Bodenentwicklung stimmt aber sicher. Der Humusgehalt war auf diesem Standort mit rund vier Prozent immer schon gut und der pH-Wert mit 5,8 bis 6,2 im schwach sauren Bereich. Ertraglich ist Brodschneider der Meinung, dass zumindest jene Erträge eingefahren werden, die auch unter Einbeziehung der drei Baumstreifen in den Anbau möglich wären. Wichtig dabei sei die Ausrichtung der Hecken. Mit einem Nord-Süd-Verlauf der Baumreihen ist die Schattenwirkung im Tagesverlauf am geringsten.

Struktur mit Hecken

In einem zweiten Projekt wurden auf einem weiteren Feldstück Schlehen, Kornelkirschen und Kirschen ausgepflanzt. Hier hat neben der möglichen Nord-Süd-Ausrichtung das Vorhandensein von Strommasten im Feldstück dafürgesprochen, ebenfalls eine Heckenstruktur zu errichten. Der Wildschutz muss allerdings bei Kirschen, die tatsächlich einen Stamm ausbilden sollen, noch intensiver und am besten mittels Drahtkorb erfolgen. Dann sind gute Zuwächse in der Höhe möglich, die aber unter jenen von zwei Metern je Jahr bei den Schwarzpappeln liegen. Der monetäre Aufwand hielt sich wie bei den Schwarzpappeln in Grenzen. Forstpflanzen sind günstig zu haben und erfüllen ihren Zweck. Bei den Hecken mit Schwarzpappeln könnte laut Brodschneider der Abstand in der Reihe noch vergrößert werden, ohne den Erfolg zu schmälern.

Autor: DI Heinz Köstenbauer, Bio Ernte Steiermark