BIO AUSTRIA zum Vorstoß des Landwirtschaftsministers: Bezug von Bio-Lebensmitteln in öffentlichen Kantinen muss flächendeckend umgesetzt werden

Veröffentlicht am 20. Oktober 2025
© Christoph Liebentritt

20.10.2025

„Das sind gute Ansätze im Landwirtschaftsministerium: jetzt müssen Taten in allen Bundeseinrichtungen folgen“, so Barbara Riegler, Obfrau von BIO AUSTRIA

BIO AUSTRIA begrüßt die Ankündigung von Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig, künftig verstärkt auf regionale und biologische Lebensmittel in den Kantinen der Bundesministerien zu setzen. Die positiven Beispiele aus den landwirtschaftlichen Schulen des BMLUK mit einer Bio-Quote von 35 Prozent und einem Regionalanteil von 80 Prozent sind ein erster Schritt die ambitionierten Ziele aus dem Aktionsplan „Nachhaltige Beschaffung“ umzusetzen.

„Wir freuen uns, dass das Landwirtschaftsministerium mit gutem Beispiel vorangeht und in seinen eigenen Einrichtungen konsequent auf Bio und Regionalität setzen möchte“, so Barbara Riegler, Obfrau von BIO AUSTRIA. „Die Zahlen aus den landwirtschaftlichen Schulen beweisen: Wo der politische Wille vorhanden ist, lassen sich hohe Bio- und Regionalquoten erfolgreich umsetzen.“

Aktionsplan „Nachhaltige Beschaffung“ muss endlich flächendeckend umgesetzt werden

Gleichzeitig nimmt BIO AUSTRIA die Ankündigung des Ministers zum Anlass, um erneut die zügige und lückenlose Umsetzung des Aktionsplans „Nachhaltige Beschaffung“ (naBe) zu fordern. Dieser sieht vor, dass in Einrichtungen des Bundes bereits seit 2023 mindestens 25 Prozent der Lebensmittel in Bio-Qualität eingekauft werden sollten. Bis 2025 soll dieser Anteil auf 30 Prozent steigen, bis 2030 auf 55 Prozent.

„Die Realität zeigt leider, dass die im Aktionsplan festgelegten Bio-Quoten in den allermeisten Bundeseinrichtungen noch nicht erreicht werden“, kritisiert Riegler. „Es reicht nicht aus, dass einzelne Ministerien mit gutem Beispiel vorangehen. Wir brauchen eine verbindliche und überprüfbare Umsetzung des naBe-Aktionsplans in allen öffentlichen Einrichtungen des Bundes.“

Unterstützung kommt auch vom Verband Enkeltaugliches Österreich (ETÖ). Vorständin Barbara Holzer: „Wir freuen uns, dass die Bedeutung der Bioregionalität in Österreichs öffentlichen Küchen endlich ins Bewusstsein rückt – denn sie ist eine unverzichtbare Stellschraube zur direkten Förderung aller bioregionalen Unternehmen und Landwirt:innen in unserem Land. Genau wie in der Gastronomie braucht es auch in den öffentlichen Küchen eine verpflichtende und kontrollierte Bio-Zertifizierung – wie sie BIO AUSTRIA bereits erfolgreich anbietet. Diese Zertifizierung muss klare Mindeststandards vertreten und auch verpflichtend werden, wie sie zum Beispiel in Dänemark bereits seit 2009 existiert. Dort liegt der Bio-Anteil in öffentlichen Küchen nämlich heute bei durchschnittlich 85 %, viele erreichen sogar über 90 %. Eine verpflichtende Zertifizierung hat den entscheidenden Unterschied gemacht. Wir setzen uns dafür ein, denn so sichern wir nicht nur gesundes, bioregionales Essen in Österreichs öffentlichen Einrichtungen, sondern stärken unsere biologische Landwirtschaft und sparen gleichzeitig enorme Folgekosten für die Steuerzahler:innen- etwa bei Wasserreinigung oder Klimastrafzahlungen. Unsere Werte als Bio-Branche sind längst klar. Jetzt ist es Zeit, unseren gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wert sichtbar zu machen – und einzufordern.“

Gemeinschaftsverpflegung als Schlüsselbereich für Bio-Landwirtschaft

In Österreich werden täglich über 2 Millionen Mahlzeiten in der Außer-Haus-Verpflegung ausgegeben. Die öffentliche Beschaffung ist damit eine zentrale Stellschraube für den Ausbau der heimischen Bio-Landwirtschaft und die Stärkung bio-regionaler Wertschöpfungsketten.

„Unsere heimischen Biobäuerinnen und Biobauern brauchen verlässliche Absatzmöglichkeiten. Die im Aktionsplan festgelegten Bio-Quoten bieten genau diese Planungssicherheit: aber nur, wenn sie auch tatsächlich eingehalten werden. Das Landwirtschaftsministerium hat es schließlich zur Aufgabe die österreichische (Bio-)Landwirtschaft zu stärken und zu unterstützen und ein wichtiger Hebel dafür ist die öffentliche Verpflegung“, betont Riegler.

„Auch Konsument:innen müssen sich darauf verlassen können, dass sie in öffentlichen Kantinen hochwertige Bio-Lebensmittel bekommen, wie es die Bundesregierung versprochen hat. Leider haben aktuelle Beispiele wie im Falle des Parlaments-Restaurants „Kelsen“ gezeigt, dass es nicht nur die Versprechungen für bio-regionale Ware, sondern auch die Überprüfung dieser braucht.“

Auch andere Verbände unterstützen die Forderung. Michaela Russmann und Simon Ziegler, Vorstände der Biowirt:innen in Vertretung der Biohotels, Ramsauer Bioniere und Salzburger Bioparadies: „Eine nachweisliche Kontrolle und professionelle Auslobung schaffen in Österreich unsere Biohoteliers, Biogastronom:innen und Bio-Caterer an jedem einzelnen Tag. Es ist uns ein Rätsel, warum dies in den Einrichtungen des Bundes so schwerfällt. Leider beweist auch der Skandal um das Parlamentsrestaurant „Das Kelsen“ eindrücklich, dass es hier dringend eine transparente verpflichtenden Zertifizierungspflicht und ein professionelles Controlling notwendig ist.“

BIO AUSTRIA fordert daher:

  • Verbindliche Umsetzung der Bio-Quoten des naBe-Aktionsplans in allen Bundeseinrichtungen
  • Unabhängiges Monitoring zur Überprüfung der Einhaltung der Vorgaben
  • Klare Kriterien für regionale Herkunft und Bio-Anteil in allen neuen Pachtverträgen öffentlicher Kantinen
  • Transparente Berichterstattung über die erreichten Bio- und Regionalquoten in allen öffentlichen Einrichtungen

Obfrau Barbara Riegler fasst zusammen:

„Das 55-Prozent-Ziel für Bio in der Gemeinschaftsverpflegung bis 2030 ist nicht nur ein politisches Versprechen, sondern ein notwendiger Schritt für Klimaschutz, Tierwohl und die Förderung der regionalen Landwirtschaft“, so Riegler abschließend. „Wir appellieren an alle politischen Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger, die Bedeutung von Bio in der Gemeinschaftsverpflegung anzuerkennen und die notwendigen Schritte zur Erreichung dieses Ziels konsequent zu setzen.“

Über BIO AUSTRIA

BIO AUSTRIA ist das Netzwerk der österreichischen Biobäuerinnen und Biobauern. Als größter Bio-Verband in Europa repräsentiert BIO AUSTRIA die österreichische Bio-Landwirtschaft und vertritt die Interessen der Biobäuerinnen und Biobauern. Zudem hat der Verband knapp 500 Partnerunternehmen in der Wirtschaft. Nähere Informationen unter www.bio-austria.at

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