Die Sau braucht flotte Beine

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Was für uns das richtige Schuhwerk für die Arbeit oder die Freizeit ist, ist für die Sau ein Fundament, das mit den Anforderungen und der Bodenbeschaffenheit der jeweiligen Flächen im Stall und Auslauf zurechtkommt. 

Die Zuchtsauenhaltung auf Bio-Betrieben bietet den Tieren ein hohes Maß an Raum und Bewegungsfreiheit. Ein gesunder und schmerzfreier Bewegungsapparat, also flotte Beine, sind die Basis für eine stabile und langlebige Herde. 

Hierbei leisten die Landwirte durch die Haltung und den Pflegeaufwand ihren Beitrag, um diese Basis zu stärken. Das betriebsindividuelle Haltungssystem gibt den wesentlichen Rahmen hierfür vor. Je nach System und Zusammensetzung der Oberflächen und dem Zeitraum, in dem die Tiere in diesem Bereich aufgestallt sind, kommt es zu unterschiedlichem Abrieb und Beanspruchungen an den Klauen. Ergibt sich haltungsbedingt ein ausgewogener natürlicher mechanischer Abrieb, kommt es seltener zur Bildung von zu langen Haupt- und Afterklauen. Sogenannte Stallklauen sind somit das Resultat von Haltungsmängeln und müssen durch eine Klauenkorrektur ausgeglichen werden. Überlängen, als eines der Hauptprobleme, führen zwangsläufig von einem physiologischen gesunden Bewegungsapparat hin zu Tieren mit „alltagsuntauglichem Schuhwerk“, die folglich dadurch direkt oder indirekt körperliche Schäden und Schmerzen erleiden. Je länger die Klauen daher anwachsen, desto größer sind folglich die negativen Auswirkungen auf den gesamten Bewegungsapparat der Sau.

Frühzeitig reagieren

Betriebe, die insbesondere ein Auftreten chronisch kranker und auch lahmer Tiere in ihrer Herde verhindern wollen, setzen auf Prophylaxe oder frühzeitige Intervention bei ersten Anzeichen von Fundamentproblemen. Es gibt einige Betriebe in der Praxis, die mit gutem Bespiel voran gehen und ihren Stall gesunden Tieren zuliebe für die Klauenkorrektur ausgerüstet haben und dadurch auch eine flotte Sauenherde betreuen – dies ist jedoch anders als bei Rinderhaltern nicht auf allen Betrieben Standard.

Ein Vorzeigebetrieb ist Familie Prehofer in Oberösterreich. Sie haben sich vor circa zehn Jahren einen mobilen Klauenstand angeschafft und können seither schnell und jederzeit betroffene Tiere fachgerecht versorgen. In der Praxis hat sich der Klauenstand dabei nicht nur für die Klauenkorrektur bewährt. Auch Verletzungen und Verbände und andere Behandlungen an den Extremitäten könnten ohne Stand gar nicht oder nur schwer durchgeführt werden. Eine Sedierung oder Immobilisierung der Tiere durch den Tierarzt, wie in Betrieben ohne Pflegestand, ist hier in der Regel erst gar nicht notwendig. Hauptarbeit in der routinemäßigen Klauenpflege ist in der Praxis in erster Linie die Längenkorrektur. So auch am Betrieb Prehofer. Das Konzept ist sehr einfach und dadurch effektiv: Sauen mit Fundamentproblemen oder überlangen Klauen werden in der Säugezeit für die Klauenpflege im Sauenplaner vorgemerkt. Nach dem Absetzen und damit nach der Rückbildung des Gesäuges kommen diese Tiere in den Klauenstand zur Pflege. Am Betrieb werden einfache Pflegegeräte wie eine Baumschere zur Längenkorrektur und eine Schleifscheibe am Winkelschleifer zur anschließenden Anpassung der Klauenform verwendet. Der am Frontlader befestigte Stand wird unmittelbar in der Nähe der Abferkeleinheit positioniert und somit verkürzt man die Treibwege und gewährleistet einen schnellen Durchtrieb der Tiere durch den Stand.

Es zahlt sich aus

Die für die Klauenkorrektur notwendige Arbeitszeit zahlt sich aus, um die Gesundheit der Tiere zu erhalten oder zu verbessern. Denn als Ursache vieler Ausfälle oder vorzeitiger Abgänge von reproduktiven Sauen aus der Herde liegen Erkrankungen im Bewegungsapparat zu Grunde. Und ein Großteil der Längenkorrekturen kann in wenigen Minuten pro Sau erledigt werden. Erfahrungen in der zeigen: Je besser die Klauenpflege etabliert ist, desto flotter und fitter sind die Sauen.

Autor: Dipl.Tzt. Franz Wolf, Tierarzt in Schallerbach, Oberösterreich