Fruchtfolge: Eine stabile Basis schaffen

© Willi Peszt

Renate und Fritz Fröhlich bewirtschaften einen viehlosen Bio-Ackerbaubetrieb mit circa 100 ha in Steinbrunn im Burgenland. Die Fruchtfolge zeichnet sich durch praxiserprobte Grundsätze und notwendige Flexibilität aus.
Die Bodenart auf dem Betrieb Fröhlich ist sehr unterschiedlich, von leichten, schottrigen Böden bis zu schweren Tonböden. Die Jahresniederschlagsmenge beträgt im langjährigen Durchschnitt etwa 700 mm. Das Problem der letzten Jahre ist aber die Frühjahrs-Trockenheit.

Fritz Fröhlich hat folgendes Fruchtfolgegerüst, das er an die aktuellen Bedingungen anpasst:
• Luzerne/Kleegemenge
• Luzerne/Kleegemenge
• Winterweizen mit bewusstem Luzerne-Durchwuchs,
• Winterweizen + Zwischenfrucht
• Sojabohne/Sonnenblume
• Dinkel + Zwischenfrucht
• Körnerleguminose (Sojabohne, Wintererbse, Wickroggen) oder Sonnenblume
• Winterweizen

Grundsätze der Fruchtfolge

Bei der aktuellen Ausgestaltung dieses Fruchtfolgegerüstes werden nach Möglichkeit folgende Grundsätze berücksichtigt:
• Basis der Fruchtfolge ist ein mehrjähriges Luzerne-/Kleegemenge
• Wechsel zwischen Halm- und Blattfrucht
• Wechsel zwischen Winterung und Sommerung
• Zwischenfrucht vor jeder Sommerung

Fritz Fröhlich passt die tatsächliche Kulturauswahl an die speziellen Bedingungen jeden Feldes an. Auf den leichten, schottrigen Böden wird zum Beispiel eher Sonnenblume und Wickroggen angebaut, auf den tiefgründigeren Böden mit höherem Wasserspeichervermögen eher Sojabohne. Ebenso wird der Zeigerwert von Unkräutern berücksichtigt. Wenn zum Beispiel im Weizen ein starkes Auftreten von Klettenlabkraut erkenntlich ist, wird dieses als Stickstoffzeiger gedeutet und vor dem Anbau von Leguminosen noch eine weitere abtragende Frucht angebaut.

Einfluss des Klimawandels

Fritz Fröhlich hat auf die zunehmende Trockenheit im Frühjahr reagiert, indem er anstelle von Sommer-Erbsensorten nur mehr Wintererbsen anbaut. Diese können schon im Herbst und Winter mit ihren Wurzeln größere Bodentiefen erreichen und damit die Wasserversorgung verbessern.
In der Vergangenheit wurde das Luzerne-Klee-Gemenge als Untersaat in die vorausgehende Hauptfrucht angebaut. Dies ist aber aufgrund der häufigeren Frühjahrs-Trockenheit zu unsicher geworden. Der Anbau wurde in Anpassung an den Klimawandel daher auf den Spätsommer verlegt.

Leguminosenanbau

Der Leguminosenanteil schwankt in Abhängigkeit von der Anzahl der abtragenden Kulturen. Der Anbau von Leguminosen ist nicht nur für die Stickstoffversorgung, sondern auch für den Aufbau und Erhalt der Bodenstruktur wichtig. Fritz Fröhlich möchte auf die positiven Wirkungen von mehrjährigen Luzerne-Klee-Beständen keinesfalls verzichten:
• Bodenruhe, Ernährung des Bodenlebens
• Regulierung von Wurzelunkräutern durch Konkurrenz und Schnitt/Häckseln
• Ausbildung von beständigen Wurzelgängen in tiefen Bodenschichten, Tiefenlockerung, gute Wasserversickerung anstelle von oberflächlichem Abfluss
• Humusaufbau
• Bildung von stabilen Bodenkrümeln

Der Aufwuchs dieser Flächen wird teilweise verkauft oder gemulcht, je nach Witterung wird auch versucht, einen Aufwuchs pro Jahr zur Samenreife zu bringen und zu dreschen.
Als Körnerleguminosen werden vor allem Sojabohnen, Wickroggen und Wintererbsen angebaut.

Anbaupausen

Vorwiegend bei den Körnererbsen wird versucht, die Anbaupausen so groß wie möglich zu halten, zum Beispiel nur ein Anbau innerhalb einer Fruchtfolgerotation. Es wird auch auf die Verwendung von Erbsen in der Zwischenfrucht verzichtet.
Die Anbaupause des Luzerne-Kleegemenges richtet sich nach der Fruchtbarkeit beziehungsweise der Sauberkeit der Felder. Wenn die Erträge auch von anspruchslosen Kulturen abnehmen oder sich Wurzelunkräuter ausbreiten, werden wieder Futterleguminosen angebaut.
Der Anbau von Weizen erfolgt teilweise auch nach der Vorfrucht Weizen. Der erste Weizenbestand ist aber eine Mischkultur. Beim Luzerneumbruch mit dem Grubber wird bewusst ein bestimmter Durchwuchs im Weizen eingeplant, um die positiven Wirkungen von Mischkulturen auf das Bodenleben zu erzielen. Die Luzerne kann auch den Stickstoff aufnehmen, der durch den Umbruch frei wird und vom Weizen vor dem Winter nicht aufgenommen wird.
Im Durchschnittsjahr überwächst der Weizen die Luzerne. Im Trockengebiet dürrt in der Regel der gesamte Bestand vor der Ernte ab, sodass er mit hohen Stoppeln gut gedroschen werden kann. Nach dem Weizendrusch wächst der Luzerne-Klee-Durchwuchs nochmals an, sodass auch zwischen den beiden Winterungen das Bodenleben von lebenden Wurzeln ernährt wird.
Durch das trockene Frühjahr 2020 ist die Mischkultur aufgrund des Wassermangels nicht sehr hoch geworden. Teilweise sind auch Trockenschäden am Weizen zu erkennen. Daher wird vor allem auf den leichten Böden zukünftig die Luzerne stärker umgebrochen werden. Es wird aber nicht angestrebt, zur Gänze auf den Durchwuchs und den Mischkultureffekt zu verzichten.

Mischkulturen und Zwischenfrüchte

Neben den schon erwähnten Luzerne-Klee- und Luzerne-Weizen-Mischkulturen wird auch Wickroggen angebaut. Dieser bildet regelmäßig dichte, unkrautunterdrückende Bestände. Das Erntegut kann als Gemenge als Futtermittel verkauft werden.
Wenn Wickroggen im Herbst nach Dinkel angebaut wird, würde das Bodenleben ab der Abreife des Dinkels bis zur Wurzelausbildung des Wickroggens nicht durch Wurzelausscheidungen ernährt werden. Es wird daher möglichst rasch nach der Dinkelernte eine abfrostende Zwischenfruchtmischung angebaut, in die später der Wickroggen hineingebaut wird.
Auch vor allen Sommerungen werden Zwischenfruchtgemenge angebaut. Diese sind teilweise winterhart und werden zum Teil erst im Frühjahr umgebrochen. Dadurch wird das Bodenleben gefördert und die Krümelstabilität erhöht. Die Erosionsgefahr wird durch oberflächlich liegende Pflanzenreste zusätzlich vermindert.

Pflanzenpflege und -schutz

Aufgrund der vielfältigen Fruchtfolge kommt es bei den derzeit angebauten Kulturen zu keinem problematischen Auftreten von Krankheiten und Schädlingen. In der Vergangenheit machte das Auftreten von Virosen den Anbau von Ackerbohnen schwierig. Dies ist in Zusammenhang mit verstärktem Blattlausauftreten bei Trockenheit zu sehen.
Die aktuelle Unkrautflora (Klettenlabkraut, Distel, Kamille) richtet sich nach dem herrschenden Nährstoffangebot und eventuellen Verdichtungen etc. Diese werden mit Striegel und Hacke reguliert. Die abwechslungsreiche Fruchtfolge verhindert ein Überhandnehmen von Problemunkräutern.

Nährstoffmanagement

Die Stickstoffversorgung erfolgt während der Fruchtfolge durch die Leguminosen. Auf den Zukauf von organischen Handelsdüngern wird verzichtet. Andere Nährstoffe werden zum Teil im Kreislauf gehalten (kein Strohverkauf), zum Teil durch die aktive Nährstoffmobilisierung der mehrjährigen Futterleguminosen und Zwischenfruchtmischungen bereitgestellt. Allein Schwefel wird zugekauft und vor allem zu den Leguminosen gedüngt.

Fritz Fröhlich sieht sein Fruchtfolgegerüst als guten Kompromiss zwischen der Einhaltung von praxiserprobten Grundsätzen und der notwendigen Flexibilität zum Eingehen auf individuelle Situationen der Einzelflächen.
Besonders wichtig ist ihm, dass er dadurch eine gewisse Stabilität erreicht. Seine Bestände sind gut mit Nährstoffen versorgt. Ein unbeherrschbares Auftreten von Krankheiten und Schädlingen beziehungsweise Problemunkräutern wird vermieden. Wenn durch die Bodenbearbeitung und die Bestandespflege die Mineralisierung von Humus angeregt wird, so ermöglichen mehrjährige Futterleguminosen, Mischkulturen und Zwischenfruchtgemenge auch dessen Wiederaufbau. Er ist überzeugt davon, dass dadurch auch die Bodenstruktur gefördert wird, sodass die Gefahr von Verschlämmungen und Erosion vermindert wird.

Autor: DI Willi Peszt ist Pflanzenbauberater und zertifizierter Mediator auf der LK Burgenland.