Gesunde Euter: Kleine Maßnahmen zählen
Martin Bayer achtet darauf, die Zellzahl seiner Milchkühe so gering wie möglich zu halten und somit die Mühen und Kosten für Euterentzündungen zu vermeiden.
Familie Bayer bewirtschaftet einen Bio-Milchviehbetrieb auf 900 Metern Seehöhe in Neuberg an der Mürz, umrahmt von der Rax und der Schneealm. Im Sommer werden die Kühe auf der Lurgbauerhütte auf knapp 1800 Metern Seehöhe gehalten, wo Rohmilchprodukte und Käse für den Verkauf vor Ort produziert werden. Eine gute Eutergesundheit ist dafür Voraussetzung.
Genau beobachten
Eine gezielte Beobachtung und Kontrolle der Tiere, um vorzeitig Krankheiten zu erkennen ist Schwerpunkt des Betriebes. Für Martin Bayer sind viele kleine Maßnahmen der Schlüssel zum Erfolg. Melkhygiene, Melkroutine, Pflege der Liegefläche und eine gezielte Tierbeobachtung zählen zur täglichen Arbeitsroutine. Hierbei bedient sich Martin Bayer auch technischer Hilfsmittel wie zum Beispiel der Sensortechnik.
Die Schritte während des Melkens im Vierer-Fischgrätenmelkstand und die Maßnahmen zur Euterhygiene erklärt er so:
„Die Zitzen reinigen wir mit einer eigenen Reinigungslösung und Einwegtüchern. Durch Vormelken und eine Anrüstautomatik wird die Kuh ideal auf den Melkvorgang vorbereitet. Vor dem Abnehmen des Melkzeuges kontrollieren wir jede Kuh und melken bei Bedarf nach. Zum Schluss dippen wir die Zitzen mit einem biotauglichen Präparat auf Jodbasis und einem hohen Anteil an Pflegewirkstoffen.“
Bevor die nächsten Kühe gemolken werden, führt der Betrieb eine Zwischendesinfektion durch. Das Melkzeug wird zur Gänze mit Wasser ausgespült und danach desinfiziert: „Hierbei verwenden wir einen zehn Liter-Kübel mit einer Peressigsäurelösung. Melkzeug eintauchen und mit dem Vakuum kurz anziehen, damit die Flüssigkeit das Melkzeug durchströmt. Danach genügend Zeit geben zum Abtropfen, bis die nächste Gruppe Kühe in den Melkstand kommt. Das funktioniert bei unserem System sehr gut.“
„Um auf Nummer sicher zu gehen“, erklärt Martin, „wird alle 14 Tage ein Schalmtest bei jeder Kuh durchgeführt. So haben wir immer einen guten Überblick über die Eutergesundheit der Herde.“ Nach dem Melken werden die Kühe mindestens eine halbe Stunde am Fressplatz fixiert und gefüttert.
Um für ausreichende Hygiene im Stall zu sorgen, reinigt ein Schrapper automatisch alle zwei Stunden die Lauffläche. Liegeboxen werden konsequent gepflegt und ausreichend nachgestreut, wenn nötig mit Mist und Stroh aufgefüllt.
Auf Hygiene achten
„Wir haben ein paar Kühe mit dem Mastitis Erreger Staphylococcus aureus im Bestand“, erklärt Martin Bayer. Durch Hygienemaßnahmen wie Tragen von Einweghandschuhen, Verwendung von einem Reinigungstuch pro Kuh und die Zwischendesinfektion nach jedem Melkvorgang wird das Übertragungsrisiko auf andere Tiere in der Herde stark reduziert.
Um die Trockenstehperiode so gut als möglich zu nutzen, macht der Biobauer vor dem Trockenstellen von jeder Kuh einen Schalmtest und eine bakteriologische Untersuchung. Hierbei orientiert sich der Betrieb auch an den Grenzwerten der Tankmilchuntersuchung sowie den Ergebnissen der Probemelkungen. Das Ziel bei der Tankmilch sind weniger als 80.000 Zellen/ml und bei den LKV-Untersuchungen 80.000 bis 100.000 Zellen/ml.
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Autor: DI Roland Taferner, Bundesverband für Schafe und Ziegen, Wien
Die wichtigsten Hilfsmittel für gesunde Euter am Betrieb Bayer:
• Tierbeobachtung
• Schalmtest
• Tankmilchergebnis
• LKV-Ergebnisse der Probemelkungen
• Bakteriologische Untersuchung
• Kontrolle des Milchfilters
• Konsequente Selektion von Problemkühen
• Service der Melkanlage, Vakuum und Puls werden kontinuierlich überprüft
www.lurgikas.at