Gute Erfahrungen mit der Portionsweide – Weide und Heu

Kühe auf der Weide
© BIO AUSTRIA

Die Weide hat bei Familie Niederreiter aus St. Georgen in Salzburg eine lange Tradition. Und doch wird immer wieder Neues ausprobiert.

Nicht die höchstmögliche Leistung, sondern eine ausgewogene, kreislauforientierte Wirtschaftsweise unter Berücksichtigung der eigenen Ressourcen, auch Kompromisse eingehen, Praktiziertes ändern, Ansichten revidieren, genau beobachten, überlegen und weiterentwickeln – so lässt sich die Betriebsstrategie von Familie Niederreiter am ehesten beschreiben.

Weideform muss passen

Der Betrieb wurde über die Jahre durch Zukauf und Zupacht immer wieder etwas vergrößert. Er ist einer von zwei noch verbliebenen landwirtschaftlichen Betrieben im Weiler Jauchsdorf an der Landesgrenze zwischen Salzburg und Oberösterreich. Es werden rund 65 ha bewirtschaftet, 20 ha davon als Acker, darauf werden in erster Linie das eigene Futtergetreide und Speisegetreide angebaut. Auch das Stroh für den Jungvieh-Tiefstreustall kommt von den eigenen Feldern; das Grünland ist großteils arrondiert, mit feuchten Lehmböden mit mäßiger Wasserdurchlässigkeit bis hin zu gut versorgten Braunerdeböden, auf denen seit mehreren Generationen geweidet wird – bis auf eine kurze Unterbrechung in den 70ern, in denen die Weide als rückständig galt. Doch die Eltern von Martin Niederreiter beobachteten, dass die Tiere an Fitness verloren, nicht mehr so gut aufnahmen und so begannen sie wieder mit der Portionsweide.
Von 2004 bis 2014 experimentierte der Biobauer als einer der ersten mit der Kurzrasenweide. In den ersten sechs, sieben Jahren funktionierte diese sehr gut, man war euphorisch, die Arbeit wurde weniger, das Zäunen und Eingrasen fiel weg und die Kühe hatten die ganze Zeit über genug zu fressen. Ausschließlich rohfaserreiches Heu wurde im Stall zugefüttert.
Doch mit den Jahren wurde die Futtermenge weniger, trotz unveränderter Tieranzahl musste mehr Fläche zur Verfügung gestellt werden. Die Grasnarbe war gut geschlossen, reichlich rasenbildende Gräser wie Weißklee oder Deutsches Weidelgras und verschiedene Kräuter wie Spitz- und Breitwegerich, Schafgarbe und Margeriten waren vorhanden; durch die zu intensive Nutzung wurde die Fläche jedoch über die Maßen strapaziert.

Heute ist man mit der Portionsweide wieder sehr zufrieden. Die Teilflächen werden täglich nachgezäunt. Ausgetrieben wird im Frühjahr und Herbst am Tag und in den heißen Sommermonaten in der Nacht, obwohl die Tiere zweimal täglich über eine relativ stark befahrene Pendlerstraße müssen. Im heurigen, viel zu nassen Frühjahr konnten die Kühe tageweise gar nicht auf die Weide, weil sonst zu viele Trittschäden entstanden wären. Die Triebwege sind mit ammoniak-beständigem Beton befestigt, da verdichteter Schotter und Hackschnitzel nicht den erhofften Erfolg brachten. Gedüngt wird mit aufbereiteter Gülle, 10 bis 12 m³ pro Hektar und umgesetztem Mist, der mit Effektiven Mikroorganismen behandelt wird. Drei- bis viermal wird geheut, der letzte Schnitt wird gemulcht oder eingegrast.

Richtige Strategie finden

Der Betrieb hat mit rund 30 Kühen und 35 Stück Nachzucht eine geringe Besatzdichte, der Ackerbau wird mit siebenjähriger Fruchtfolge betrieben. Aufgestockt kann derzeit nicht werden, weil der 20 Jahre alte Stall zu klein wäre. Doch auch ein Stallneubau will gut überlegt sein. „Denn wer weiß, wie lange der Bio-Milchpreis noch auf diesem Niveau bleibt, in der Gegend gibt es viele Neu-Umsteller“, so Martina. Beliefert werden die Milchwerke Berchtesgadener Land in Piding, die derzeit für Bio-Milch noch 53,34 Cent brutto – bei 4,2 % Fett und 3,4 % Eiweiß –bezahlen, für Heumilch gibt es keinen extra Zuschlag.
Von der Heuwirtschaft ist man am Betrieb der Niedereiters nie abgekommen, eine Rundballenbelüftung aus den 90ern leistet immer noch gute Dienste. Rohfaserreicheres Heu wird im Sommer im Stall zusätzlich zum Eingrasen gefüttert, alle drei bis vier Tage ein Ballen. Der Stalldurchschnitt liegt bei 6500 kg Milch, knapp die Hälfte des eigenen Getreides werden jährlich, angepasst an das jeweilige Laktationsstadium verfüttert, der Rest vermarktet. Die meisten Kühe kalben in den Wintermonaten, was dem gesamten Arbeitsablauf zu Gute kommt, da die Außenwirtschaft wegfällt.

„Jeder muss schauen, was am besten zum individuellen Betriebsablauf passt“, betont die Biobäuerin und um das zu ergründen, bildet sich die Landwirtschaftsmeisterin und Mutter von drei kleinen Kindern zwischen 4 und 6 Jahren auch regelmäßig weiter, sei es in der Homöopathie oder wie derzeit im Bodenpraktikerlehrgang. „Man schaut im eigenen Betrieb wieder aufmerksamer auf die Tiere und Wiesenbestände hin, das bringt was!“, ist sie überzeugt.

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