Hygiene im Geflügelstall

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Ein gesunder Darm, ein gutes Stallklima und eine stabile Mikrobengemeinschaft beugen Krankheiten vor und halten die Tiere gesund.
Bakterien leben überall – im Tier, am Tier und in der Umgebung der Tiere. Diese stehen durch einen ständigen Austausch untrennbar miteinander in Verbindung. Sie beeinflussen sich permanent gegenseitig und sollten daher auch gemeinsam betrachtet und bei der Durchführung von Hygienemaßnahmen berücksichtigt werden.

Reinigung und Desinfektion

Biosicherheitsmaßnahmen dienen dazu, die Einschleppung von Erregern möglichst zu verhindern. Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen sollen den vorhandenen Keimdruck reduzieren und unerwünschte Keime und Krankheitserreger bestmöglich eliminieren. Bei gründlicher Reinigung und Desinfektion gelingt es, die Keimbelastung um über 95 Prozent zu senken. Mit diesen Maßnahmen kann man also einen großen Einfluss darauf nehmen, mit welchen und mit wie vielen Keimen die Tiere bei der Einstallung und im Laufe ihres Lebens in Kontakt kommen. Genügt das? Ist das denn nicht wie wenn man seinen Garten roden würde und dann hofft, dass erwünschtes Gemüse von selbst wieder wächst? Wäre es daher nicht besser, von Anfang an für den Aufbau einer für die Tiere gesunden Mikrobengemeinschaft zu sorgen?

Gesundes Darmmikrobiom

Auch beim Geflügel ist der mit Abstand am dichtesten mit Mikroben besiedelte Ort der Darm. Ein gesundes Darmmikrobiom ist die Basis für die Entwicklung und den Erhalt eines leistungsfähigen Immunsystems. Je vielfältiger die gesunde Darmflora ist, desto flexibler kann sie störende Einflüsse abfedern. Bei Eintagsküken ohne funktionsfähige Darmflora genügen zum Beispiel bei Salmonellen 100 kbE/Tier (kbE steht in der Mikrobiologie für „Koloniebildende Einheit“), um eine Infektion auszulösen, bei Tieren mit einer ausgebildeten Darmflora sind dagegen mindestens 107 kbE/Tier notwendig.

Ein natürlich erbrütetes Küken nimmt in den ersten Lebenstagen durch Kontakt mit der Mutterhenne und der Umgebung (Kot und „schmutzige“ Eischalenreste) eine Vielfalt von Darmbakterien auf. Diese oral aufgenommenen Bakterien besiedeln den Darm sehr rasch und bilden eine „erste Verteidigungslinie“ gegen krankmachende Darmbakterien. Sie verhindern deren Anheftung und schaffen eine Umgebung, die das Wachstum von Keimen, die Darmkrankheiten auslösen wie zum Beispiel Salmonellen, verhindert. Dieser Vorgang wird als „Competitive exclusion“ bezeichnet (siehe Abbildung 1).
Bei einem im Brutapparat geschlüpften Küken fehlt der Kontakt mit natürlicher, schützender Darmflora und es dauert einige Wochen, bis sich ein voll funktionsfähiges Darmmikrobiom herangebildet hat. Während dieser Zeit sind die Tiere sehr anfällig für Infektionen.

Es ist daher äußerst sinnvoll, den Küken möglichst bald nach dem Schlupf eine natürliche Geflügel-Darmflora beispielsweise mit dem Produkt Broilact zu verabreichen, die das „Andocken“ pathogener Keime im Darm verhindern kann und für den Aufbau eines gut funktionierenden Immunsystems sorgt. Tiere mit einem gesunden Darmmikrobiom scheiden in ihre Umgebung vornehmlich sozusagen „gesunden Dreck“ aus, der die Gesundheit von Nachbartieren nicht gefährdet und für den Aufbau eines gesunden und vielfältigen „Stallmikrobioms“ und auch bei der Unterdrückung von „Problemkeimen“ hilfreich ist.

Zum Erhalt einer gesunden Darmflora und zur „Pflege des Darmmikrobioms“ sind Maßnahmen im Bereich der Fütterung, der Stallhygiene und der direkten Umgebung der Tiere wichtig.

Gesundes Stallklima

Hygienemaßnahmen und die bewusste Gestaltung des „Stallmikrobioms“ mit probiotischen Stabilisatoren (PIP) helfen, das Wachstum unerwünschter Keime zu unterdrücken, was in Folge das Infektionsrisiko für die Tiere senkt, die Belastung für das Immunsystem reduziert und die Gesundheit des Darmmikrobioms fördert.
Man kann davon ausgehen, dass auch nach einer gründlichen Reinigung und Desinfektion etwa drei bis vier Prozent der Keime der „Vorpartie“ im Stall verbleiben. Nach Abtrocknung des Desinfektionsmittels können sich diese Keime wieder vermehren und Krankheitserreger die nachfolgenden Tiere leicht infizieren. Es ist daher sinnvoll, den Stall nach der Desinfektion flächendeckend mit probiotischen Bakterien zu besiedeln und so das Infektionsrisiko für die neu eingestallten Tiere zu reduzieren.

Stabile Mikrobengemeinschaften Durch die Verabreichung einer natürlichen Geflügeldarmflora beim Küken und die konsequente Ausbringung probiotischer Stallstabilisatoren kann man stabile, gesunde Mikrobengemeinschaften erzeugen. Es entwickelt sich ein „probiotischer Kreislauf“ zwischen den Tieren und dem Stall. Dadurch werden der Darm stabilisiert, die Verdauung und Futterverwertung verbessert, das Risiko für Infektionen, Darmentzündungen und Störungen des bakteriellen Gleichgewichts im Darm gesenkt und so ein wichtiger Beitrag zur Gesunderhaltung der Tiere geleistet.

Autorin:

Dr. Doris Gansinger, Tierärztin in Aurolzmünster, Oberösterreich