Jetzt wird es bunt!

© Christian Hermann
@Christian Hermann

Am Bio-Hof von Christian Hermann ist nicht nur die Produkt- sondern auch die Artenvielfalt ein wichtiger Bestandteil seiner Betriebsphilosophie.
Christian Hermann pachtete vor vier Jahren den „Biogarten – einfach vielartig“. Als gelernter Restaurantfachmann ist er Quereinsteiger, auf zwei Standorten wird Gemüse angebaut, insgesamt sind es rund 300 verschiedene Gemüsesorten. Im Frühjahr liegt der Schwerpunkt bei verschiedensten Blattgemüsearten von Asia-Salaten über gängigen Kopfsalaten bis zu Vogerlsalat und Spinat. Der Anbau des Blattgemüses erfolgt auf Mulch- beziehungsweise Mulchpapier, um einerseits die Beikräuter in Schach zu halten und andererseits ein makellos sauberes Gemüse anbieten zu können. Sobald es die Witterungsverhältnisse erlauben und das Blattgemüse ins Freiland übersiedeln kann, werden in den Folienhäusern Fruchtgemüsesorten gepflanzt. Je nach Anbaukalender runden noch diverse Kohlgemüsesorten, Wurzel- und Knollengemüsearten das Sortiment ab. Der ganze Anbau erfolgt händisch, das heißt, dass jede Jungpflanze von Hand gepflanzt wird. Auch die weitere Kulturbetreuung erfolgt händisch.

Stabileres Gefüge

Für Christian Hermann ist nicht nur die Produktvielfalt von zentraler Bedeutung, sondern auch die Artenvielfalt: „Biodiversität ist für mich die Vielfalt und Vielartigkeit in allen Bereichen der Natur. Nicht nur im ökonomischen Sinn stellt die Vielfalt der Gemüsesorten einen Vorteil dar, auch im ökologischen Sinn schaffe ich dadurch ein stabileres Gefüge. Fällt eine Sorte oder eine Kultur aus, so wird ihr Verlust durch die anderen Kulturen aufgefangen. Auch im Bereich der Nützlinge zeichnet sich ein ähnliches Bild ab. Schadinsekten werden zum Teil durch verschiedene Nützlinge vom Boden als auch von der Luft aus unter Kontrolle gehalten.“

Dass das Schaffen von Lebensräumen innerhalb und am Rande der Betriebsflächen durchaus Sinn macht, ist für Christian Hermann eine Selbstverständlichkeit geworden.
Seit letztem Jahr werden zwei von BirdLife Kärnten unterstützte Projekte umgesetzt. Zum einen das Artenschutzprojekt „Genuss belebt“ in Kooperation mit BIO AUSTRIA Kärnten. Durch das Anbringen von verschiedenen Nistkästen sollen die Bestände jener Vogelarten gefördert werden, die bevorzugt in Streuobstgärten brüten. Die Auswertungen der letzten fünf Jahre von Birdlife bestätigen den stetigen Artenrückgang, besonders höhlenbrütende Vögel leiden unter einem eklatanten Wohnungsmangel. Es konnten aber auch positive Beobachtungen gemacht werden. Eine davon ist ein zweiter Brutstandort der Zwergohreule in Kärnten sowie die Wiederentdeckung der Bechsteinfledermaus, die im Land schon als ausgestorben galt.
Aus dem Nistkastenprojekt hat sich für Christian in weiterer Folge ein zusätzliches Biodiversitätsprojekt ergeben, bei dem eine 600 Meter lange und fünf Meter breite Hecke angelegt wurde. Mit vielen freiwilligen Helfern wurden über 250 Bäume und Sträucher gepflanzt. Das Sortenspektrum reicht von Schlehdorn, Weißdorn, Quitte, Holunder, Dirndl über Edelkastanien bis hin zu Haselnüssen. Mit der Hecke wird nicht nur ein Lebensraum für Wildtiere geschaffen, sondern Christian Hermann erhält eine Bezugsquelle für Wildbeeren und Nüsse. Diese zertifizierten Wildfrüchte, speziell die Nüsse werden mit seinem Vater, der Bio-Imker ist, zu Honig-Nussaufstrichen verarbeitet.

Mit der Natur

Die Teilnahme und die aktive Mitarbeit an den Artenschutz- und Biodiversitätsprojekten resultieren aus der Grundeinstellung, mit und für die Natur zu arbeiten. Schon von Beginn an dienten brachliegende Anbauflächen als Rückzugsort für Nützlinge oder als Bezugsquelle für Zutaten, aus denen Tees oder Pflanzenjauchen zur Stärkung der Gemüsepflanzen hergestellt werden.
„In der Landwirtschaft – denke ich – wird es in Zukunft nur mehr so wirtschaftlich gehen. Es gibt jetzt schon immer mehr Höfe, wo es auf den Feldern immer bunter wird. Dabei werden auch andere Betriebs- und Vertriebszweige erschlossen, die den Wünschen der Menschen gerecht werden. Dazu braucht es aber noch eine stärkere Bewusstseinsbildung für einen fairen Preis für das Produkt und die Produktionsweise.“

Autor:
Stefan Kopeinig, BIO AUSTRIA Kärnten