Kompoststall mit Elefantengras

© Hiebaum
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Beim Stallumbau war von Beginn an klar: Den Tieren soll höchster Komfort geboten werden und dafür muss eine freie Liegefläche zur Verfügung stehen. Zudem zeichnen noch viele weitere Besonderheiten den Kompoststall aus.

Der Betrieb von Iris Fritz-Pfeiffer liegt in einer Region, in der Rinderhaltung mittlerweile äußerst selten zu finden ist. In der vom Ackerbau geprägten Ost-Steiermark überrascht der Anblick der Milchkühe, die auf der saftig grünen Weide grasen. Und auch der Stall, in dem die Tiere ihre Liegefläche vorfinden, wirkt ohne fixe Abtrennungen und Mistbahnen ungewohnt leer. Doch für Iris Fritz-Pfeiffer steht fest: Mit dem Kompoststall wird höchster Tierkomfort geboten und gleichzeitig wird die Arbeitsbelastung gering gehalten.

 

Die Ausgangslage am Betrieb war – wie so oft üblich – ein Anbindestall, in dem wenige Milchkühe standen. 1991 übernimmt Iris Fritz-Pfeiffer den Betrieb und führt die erfolgreiche Fleckvieh-Zucht mit Leidenschaft weiter. Geweidet wurde am Betrieb schon immer und auch die Art der Bewirtschaftung sowie das Gedankengut waren immer biologisch geprägt. Die tatsächliche Umstellung auf Bio erfolgte 2004.

 

Schritt für Schritt

Umbaumaßnahmen wurden am Betrieb nach und nach getätigt. Bald wurde ein Auslauf gebaut, auch die Fütterung wurde mit einer Fressgitter-Achse nach außen verlegt. 2011 begann die Planung der Liegehalle. Die Bauberater der Landwirtschaftskammer fertigten erste Pläne mit einem Liegeboxensystem an. Für Iris Fritz-Pfeiffer war aber klar: Den Tieren muss eine freie Liegefläche zur Verfügung stehen. Ein Bericht über den ersten Kompoststall in der Steiermark lieferte die Inspiration für den neuen Stall am Betrieb. Nach gründlicher Recherche wurden die vorliegenden Pläne umgewandelt und das Ergebnis erfüllte alle Anforderungen.

Der Altbestand wird mit der Rohrmelkanlage, den Fressplätzen und dem Auslauf nach wie vor genutzt. Den Liegekomfort finden die Kühe im Kompoststall oder auf der Weide. Die Möglichkeit, jederzeit Liegeboxen nachzurüsten, wurde im Plan berücksichtigt. Die Kosten von rund 66.000 Euro sind vergleichsweise niedrig.

 

Elefantengras als Einstreumaterial

In Kompostställen werden oft Säge- oder Hobelspäne als Einstreu verwendet, auch Dinkelspelzen und ähnliches Material aus Verarbeitungsprozessen können Anwendung finden. Elefantengras als Einstreumaterial wurde von Pilotbetrieben erprobt und hat sich als besonders geeignet erwiesen. Vorteile finden sich sowohl im einfachen Anbau als auch bei der guten Kompostwirkung im Stall und am Feld.  Das Material wird von einem benachbarten Bio-Betrieb zugekauft. Je nach Feuchte werden etwa 15 bis 20 m³ pro Kuh und Jahr benötigt. Bei feuchten Verhältnissen, während der Wintermonate oder wenn sich die Tiere vermehrt im Stall aufhalten, ist mehr Einstreu notwendig. Die Einstreuschicht wird täglich durchgefräst. „Das lässt das Material fein wie Kaffeepulver werden und es duftet nach Walderde“, meint Iris Fritz-Pfeiffer zufrieden. Das Material ist lose oder in Rundballen gepresst erhältlich und kostet rund 100 Euro pro Tonne.

Beobachtet werden konnten Verbesserungen in allen Bereichen. Die Tiere sind sehr ruhig und trotz freier Liegefläche sehr sauber, was sich auch in den niedrigen Zellzahlen im Bericht der Milchleistungskontrolle zeigt. Dass es keine Probleme mit Euterentzündungen gibt, sieht Iris Fritz-Pfeiffer allerdings auch in der geringeren Milchleistung ihrer Kühe begründet, kombiniert mit der grundsätzlichen Robustheit ihrer reinen Fleckvieh-Herde.

Das Elefantengras wirkt sich auch positiv auf die Klauengesundheit aus, da die Tiere stets auf trockenem Untergrund stehen.Dass der Anbau des Elefantengrases nicht am eigenen Betrieb möglich ist, sieht Iris Fritz-Pfeiffer noch als kleines Manko. Die örtliche Nähe zum Betrieb lässt darüber allerdings hinweg sehen.

Muttergebundene Aufzucht

Nicht nur bei den Liegeflächen wird den Kühen Komfort geboten, auch bei der Abkalbung wird auf ein natürliches Verhalten geachtet. Ab dem dritten Tag nach der Geburt kommt die Kuh zurück zur Herde und das Kalb darf dreimal täglich am Euter der Mutter saugen. Würde die Kuh länger von der Herde getrennt sein, fänden bei der Wiedereingliederung zum Teil Rangkämpfe statt, so die Erfahrung am Betrieb. Mit dieser Variante verläuft hingegen alles ruhig. Gemolken wird bereits in der Abkalbebox. So gibt es auch keine Probleme mit dem Rückhalten der Milch exklusiv für die Kälber.

Am Betrieb von Iris Fritz-Pfeiffer wird auch speziell auf das Wohlergehen der Menschen geachtet. Die Besonderheit: Als Kooperationsbetrieb der Sozialeinrichtung „Kompetenz“ werden an zwei Tagen in der Woche benachteiligte/beeinträchtigte Jugendliche betreut, die durch die Arbeit mit den verschiedenen Tieren sichtlich aufleben.

Autorin:

Isabella Hiebaum MSc, Bio Ernte Steiermark

 

Betriebsdaten:

Iris Fritz-Pfeiffer, Großwilfersdorf, Stmk

3 ha Dauergrünland, 9 ha Kleegras, 3 ha Getreide, 10 ha Wald

18 Milchkühe der Rasse Fleckvieh, Fleckviehzucht-Betrieb

6000 kg Milch Stalldurchschnitt, Bio-Milchproduktion mit Direktvermarktung

Einstelltiere am Betrieb (Pferde, Esel, Ziegen)

Nebenerwerbsbetrieb, Auszeichnung mit dem Bundestierschutzpreis im Jahr 2014

Elefantengras

Die Wuchshöhe kann bis zu vier Meter betragen, der Anbau ist unkompliziert. So braucht Elefantengras beispielsweise keinen Dünger oder Pflanzenschutz zum Gedeihen. Einmal angelegte Felder können jedes Jahr erneut geerntet werden. Zum Teil sind Felder bereits 35 Jahre alt. Geerntet wird im Frühling mit einem gewöhnlichen Maishäcksler.

Im Tierhaltungsbereich ist es aufgrund seiner hohen Saugfähigkeit interessant. Das Mark im Stängelinneren macht es wesentlich saugfähiger als Stroh. Die Pflanze ist nicht invasiv und kann nur über Rhizome vermehrt werden. Elefantengrasfelder bilden einen hervorragenden Erosionsschutz in Hanglagen und bieten Wildtieren und Vögeln Deckung während der Wintermonate.

Kompoststall

Im Kompoststall wird den Tieren eine freie Liegefläche angeboten. Meist wird das System als Zweiflächenbucht mit eingestreuter Liegefläche und befestigtem Fressgang betrieben. Für die Einstreu wird entweder Material verwendet, das im Stall einen Kompostierungsprozess durchläuft oder es wird bereits fertiger Kompost in den Stall eingebracht. Das Material soll saugfähig und gut bearbeitbar sein und eine lockere Kompostmatratze bilden. Die zu Beginn 20 bis 25 cm hohe Einstreumatratze wird nach Bedarf mit Einstreu ergänzt und täglich mittels Grubber oder Fräse gelockert. Luft gelangt so in das Gemisch aus Kot, Harn und Einstreu und kann mithilfe aerober Mikroorganismen verrotten. Durch den Kompostierungsvorgang steigt die Temperatur auf 30 bis 45 °C an und tötet unerwünschte Keime ab, fördert jedoch die nützlichen.

Den Tieren ist freies Abliegen und Liegen in allen Liegepositionen möglich. Die einfache Baukonstruktion macht das System wirtschaftlich interessant. Auch der Arbeitszeitbedarf liegt nicht über dem für herkömmliche Systeme. Entscheidend ist die Verfügbarkeit beziehungsweise der Aufwand für das Einstreumaterial.

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Quelle: E. Ofner-Schröck, Gumpenstein