Kopfbäume als wertvolle Biotope erhalten

© BIO AUSTRIA/ Müller

Kopfbäume – vor allem Weiden, aber auch Eschen, Pappeln, Eichen und andere Baumarten – wurden früher vielfältig genutzt. Sie dienten der Gewinnung von Brennholz, als Bau-/Flechtmaterial, Viehfutter oder Stalleinstreu. Heute erfüllen sie in erster Linie ökologische und landschaftsbildprägende Funktionen.

Sie bieten vielen Tieren Lebensraum, insbesondere durch ihren hohen Totholz-Anteil und die zahlreichen Hohlräume, die durch Fäulnis infolge verletzungsbedingten Pilz- oder Bakterienbefalls entstehen. So sind sie wichtiges Bruthabitat für den Steinkauz und viele andere Höhlenbrüter. Sie bieten Deckung für Säugetiere, vor allem für nachtaktive Arten wie Iltis, Steinmarder, Siebenschläfer und verschiedene Fledermausarten. Alte, dickstämmige Kopfbäume zählen zu den insektenreichsten Pflanzen Mitteleuropas und werden von zahlreichen Totholzbewohnern – darunter zum Teil seltene Käferarten – besiedelt. Die blühenden Weidenkätzchen sind für Bienen eine wichtige Nahrungsquelle im Frühjahr. Neben Tieren siedeln sich auch Pflanzen auf Kopfbäumen an, vor allem Moose und Flechten aber auch „aufsitzende Pflanzen“. Als vielfältig besiedelte Kleinlebensräume können sie für die Biotopvernetzung wertvolle Trittsteinbiotope darstellen. Besondere Bedeutung haben sie als markante Kulturlandschaftselemente, die das typische Erscheinungsbild einer Landschaft. Regelmäßige Schnitt- und Pflegemaßnahmen sind nötig, um dem Verfall der Kopfbäume – Brechen von instabilen Kronen, „Zerreißen“ – vorzubeugen.

Einen Kopfbaum selber erziehen

Kopfweiden lassen sich einfach selber ziehen. Schneiden Sie von einer Weide einen Steckling ab. Der Ast sollte circa zwei Meter lang sein und drei bis zehn Zentimeter im Durchmesser haben. Geeignet sind Weidenarten mit schmalen Blättern. Dazu zählen die Silberweide, Purpurweide oder die Korbweide. Die Äste stecken Sie mindestens 20 bis 30 cm in die Erde, die sie gut feucht halten. Innerhalb der nächsten Wochen bilden sich Wurzeln und die ersten Äste und Blätter beginnen zu treiben.
Bereits im ersten Jahr ist es wichtig, regelmäßig alle Triebe am Stamm zu entfernen. Das beugt späteren, großen Schnittwunden vor und begünstigt die Äste, die am späteren Kopf wachsen. Schneiden Sie ihre Weide im ersten Herbst zurück, wenn er lange Äste gebildet hat. Dadurch fördern Sie den Neuaustrieb im Frühling und das Dickenwachstum des Stammes. Schneiden Sie die Kopftriebe bündig am Stamm ab. In den ersten Jahren können Sie Stummel von ein paar Zentimetern stehen lassen, damit der Baum aus den Knospen austreibt. Hat sich ein Kopf gebildet, führen Sie den Rückschnitt alle zwei bis drei Jahre durch. Fürs Korbflechten sind einjährige Triebe optimal, ältere Äste eignen sich für den Zaunbau oder als Brennholz.

Der richtige Pflegeschnitt alter Kopfweiden

Damit die Kopfweide über viele Jahre hinweg Ruten produziert, benötigt sie einen regelmäßigen Schnitt. Dadurch muss der Baum neue, dünne und biegsame Äste produzieren und die Krone wird nicht zu schwer. Je nach Wachstum der Bäume ist der Rückschnitt alle drei bis acht Jahre nötig, bei Jungbäumen alle zwei bis drei Jahre.

Um die Kopfweide zu schneiden benötigen Sie eine Astschere und eine Handsäge. Schneiden Sie alle Äste ab, die aus dem Kopf in die Höhe wachsen. Für dickere Ruten nutzen Sie die Handsäge. Lassen Sie keine Stummel stehen und achten Sie auf glatte Schnitte. Eine scharfe Säge oder Astschere verhindert, dass der Schnitt ausfranst. Damit minimieren Sie die Wahrscheinlichkeit, dass Pilze in die Wunden eindringen. Verwenden Sie keine Wundverschlussmittel, da die Bäume eine trockene Wunde besser überwallen.
Äste, die am Stamm wachsen, schneiden Sie ganzjährig ab. Diese Maßnahme fördert die Triebe im Kopfbereich und verhindert spätere, große Schnitte am Stamm. Achten Sie darauf, dass fremde Pflanzen nicht massiv auf den alten Weiden wurzeln. Gerade der Holunder spaltet mit seinen starken Wurzeln schnell den Stamm der Kopfweide, wenn er sich stark in den Höhlen im Stamm ansiedelt.

Kopfschnitt gleich Kappung?

Vorsicht! Der Kopfbaumschnitt ist im Vergleich zur Kappung ein fachgerechter Baumschnitt. Er ist für diese Baumformen notwendig, um zu überleben. Eine Kappung hingegen beschreibt den Schnitt ohne Ableitung mitten im Stamm. Dies verursacht sehr große Wunden, die der Baum nicht schließen kann. Er fault an den Schnittstellen ein und die neu ansetzenden Äste brechen aus, wenn sie zu schwer werden. Eine gefährliche und unfachgerechte Schnittmaßnahme.

Was tun mit dem Schnittgut?

Die Weidenruten sind ein hervorragendes Material zum Bauen und Basteln. Ob als Flechtzaun, Körbchen, Dekoartikel für den Garten oder lebendes Tipi, die Ruten sind für Allerlei zu gebrauchen. Gerade die Korbflechterei schätzt die biegsamen, langen Triebe. Die unterschiedlich dicken Äste verarbeiten die Flechter mit aufwändigen Techniken.
Auch als lebende Kunstwerke eignen sich die Weidenzweige. Stecken Sie die Ruten im Frühling in nährstoffreichen Boden und ordnen Sie die Triebe so an, wie sie später wachsen sollen. Anschließend flechten und binden Sie die Triebe nach Ihren Wünschen. Schon ist der Anfang Ihres eigenen, lebenden Kunstwerkes gemacht. Mit den Jahren wachsen die Zweige weiter und Sie können, abhängig von Ihrem Plan, die Triebe nutzen oder abschneiden. Mit den Jahren entwickelt sich ein dichtes, nach Ihren Vorstellungen geformtes Gerüst aus Ästen.
Dicke Äste, die Sie in einem längeren Jahresrhythmen stutzen, eigenen sich als Brennholz oder Hackgut für Hackschnitzelheizungen. Kopfbäume funktionieren damit wie Kurzumtriebsplantagen, aber mit einem kleinem Unterschied: Der Stamm bleibt erhalten und bildet ein langjähriges, ökologisch wertvolles Habitat.

Quelle: www.landwirtschaftskammer.de, www.baumpflegeportal.de

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