Nische mit Potenzial
Bio-Imkerei ist eine Herausforderung, wer sich ihr aber stellt, kann damit durchaus wirtschaftlich erfolgreich sein. Verbunden mit Kreativität finden sich neue Produkte, die an Bedeutung gewinnen.
Auf dem Grünlandbetrieb am Zeltschachberg in Friesach entwickelte sich die Bio-Imkerei für Manfred und Beate Sackl in den letzten sieben Jahren neben der Mutterkuhhaltung zu einem zweiten Betriebsstandbein. Sie war sogar der Anlass, den gesamten Betrieb auf Bio umzustellen. Es waren die enorm schlechten Erträge der Kirschbäume, mangels einer nicht ausreichenden Bestäubung, die dazu führten, dass die Bienen auf den Hof kamen. Vor sieben Jahren wurde mit zwei Stöcken begonnen, die Anzahl nach und nach auf 45 Wirtschaftsvölker erhöht und die Bio-Imkerei zu einem lukrativen Betriebszweig entwickelt. Durch die ausgezeichnete Bestäubungsleistung der Bienen wurde der Obstgarten um eine Streuobstanlage erweitert. Die Imkerei hat ihm einen ganzheitlicheren Blick als Land-und Forstwirt gebracht.
Wirtschaftlich interessant
Manfred Sackl kalkuliert mit einem durchschnittlichen Honigertrag von moderaten 20 kg pro Volk und einem Kilo-Preis von 15 Euro, was einen Jahresumsatz bei 45 Wirtschaftsvölkern von etwa 13.500 Euro ausmacht. Der durchschnittliche Honigertrag hängt stark von der Trachtlage ab und ob man Stand- oder Wanderimkerei betreibt. Die Kosten für Bienenfutter, Wachs, Varoabehandlung, Abschreibung für Maschinen und Geräte, Verpackungsmaterial etc. machen rund 50 Prozent des Jahresumsatzes aus. Bei einem Arbeitsaufwand von 300 bis 350 Stunden ergibt sich ein Stundenlohn zwischen 19,00 und 22,50 Euro. In dieser einfachen Kalkulation ist der Mehrertrag durch Spezialprodukte nicht berücksichtigt. Zwischen Mai und Ende Juli muss man je nach intensiver Bewirtschaftung mit zwei bis drei Arbeitsspitzen rechnen.
Kreative Produkte
In seiner Marketingstrategie setzt Manfred bei Wald- und Cremehonig auf kleinere Verpackungseinheiten, wie 500 g und 250 g Gläsern. Außerdem wird sein Produktsortiment um Honigzubereitungen mit Himbeeren, Aroniabeeren, Erdbeeren und Schwarzbeeren aus dem eigenen Obstgarten erweitert. Sie sind eine gute Alternative zu zuckerhaltigen Marmeladen und auch in der Küche vielseitig einsetzbar. Abgerundet wird das Sortiment mit Oxymel (Honigessig), Perga und Cremehonig mit Perga und Propolis. Perga oder Bienenbrot ist fermentierter und damit haltbarer Blütenpollen, der nicht am Einflugloch, sondern erst aus der Wabe gewonnen wird. Dazu wird der Pollen von den Bienen fermentiert, eine leichte Milchsäurevergärung optimiert die Haltbarkeit im Stock. Der hohe Vitamin- und Eiweißgehalt machen den Pollen so wertvoll. Oxymel ist wie Cremehonig mit Perga und Propolis keine neue Erfindung und ein beliebtes Mittel der Volksheilkunde. Die Nachfrage nach diesen Spezialprodukten ist groß, zudem in Oxymel auch Kräuter und Blüten ausgezogen werden können. Auch davon bieten Manfred und Beate ein breites Sortiment an.
Die Bio-Produkte werden zu zwei Drittel direkt ab Hof vermarktet, ein Drittel wird an größere Abnehmer zugestellt.
Bedeutung steigt
Als Obmann des Bienenzuchtvereins Friesach beobachtet Sackl ein wachsendes Interesse der Jungen an der Imkerei und gerade bei Neueinsteigern große Sensibilität in Bezug auf den Einsatz und vor allem die Qualität von zugekauften Betriebsmitteln. Den Landwirten rät er, mit zwei bis drei Völkern zu beginnen: „Da ist die Arbeit überschaubar und jeder kann herausfinden, ob die Imkerei etwas für ihn ist.“ Um die Investitionen gering zu halten, könnte man beispielsweise bei einem Imker in der Nähe schleudern oder auch gemeinsam eine Schleuder und andere Gerätschaften besorgen.
Manfred Sackl sieht im Bereich der biologischen Imkerei ein großes Entwicklungspotenzial. „Generell liegt in Österreich der Eigenversorgungsgrad bei Honig bei rund 50 Prozent, da besteht noch viel Luft nach oben“, betont der Bio-Imker
Bio-Hof Sackl, Friesach, Kärnten
- 15 ha Grünland, 1,8 ha Ackerfläche, 33 ha Wald
- 6 Mutterkühe, Rasse Fleckvieh-Fleisch mit Nachzucht
- 45 Bienenvölker
- Seehöhe 1230 m