Stallneubau für Bio-Ziegen

© Lienhart
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Am Bio-Hof Moos der Familie Gramshammer wurden im Zuge der geplanten Hofübergabe gleich zwei Entscheidungen getroffen: Stallneubau und Umstieg auf Milchziegen.
Der 300 Jahre alte Anbindestall am Erlerberg in Tirol war in die Jahre gekommen, er war niedrig und dunkel. Bei der Entscheidung, einen neuen Stall für das Milchvieh zu bauen, sollte es jedoch nicht bleiben. Hermann Gramshammer war an Ziegen interessiert und dieses Interesse teilte sein Sohn und zukünftige Hofübernehmer. So wurde ein neuer Stall für Milchziegen geplant. Immer wieder wurden die Pläne an neue Ideen angepasst, bis schlussendlich die für die Familie beste Lösung für Heulagerung und Stall mit angeschlossenem, überdachtem Auslauf gefunden wurde. Berücksichtigt werden mussten die Hanglage und die Schneesituation im Winter.
Das Holz für den Neubau kam fast zur Gänze vom eigenen Wald. Die Wände des Stalles und Heulagers wurden aus Beton errichtet, lediglich bei der Stalldecke bestand Hermann Gramshammer entgegen einiger Ratschläge auf eine Holzdecke. Diese wirkt sich positiv auf Stallluft und Luftfeuchtigkeit aus, ist er überzeugt. Die Kosten betrugen rund 600.000 Euro.

Hitze vermeiden

Viel Wert wurde auf das Sonnenlicht gelegt. Um im Sommer kein Hitzeproblem zu bekommen, wurde das über dem Stall liegende Heulager an der Südseite vergrößert, sodass der darunterliegende Auslauf überdacht ist. Die Überdachung ist gleichzeitig Hitzeschutz, da die Sommersonne nicht direkt in den Stall scheinen kann. Und die Ziegen haben auch bei Regenwetter ein trockenes Freigelände, das sie gerne nutzen.
Weiters wurde die Kapazität des Heulagers erhöht. Es ist genug Platz, um die einzelnen Schnitte separat zu lagern. So kann je nach Bedarf die Ration an die Leistung angepasst werden. Eingebaut wurde auch eine Heutrocknungsanlage mit Entfeuchter und Dachabsaugung.

Auf Bedürfnisse achten

Das Futter wird über zwei Öffnungen in den Stall geworfen, die Vorlage am Futtertisch erfolgt händisch, da dieser nicht befahrbar ist. Vor dem Fressgitter wurde ein Podest aus Beton errichtet. „Wenn man sich anschaut, wo Ziegen in der Natur leben, ist es wichtig, dass sie nicht nur auf weichem Untergrund stehen“, sagt Hermann Gramshammer. Das 20 cm hohe Podest ist gut für Bänder, Sehnen und Klauen. Ein solches gibt es auch im Jungtierbereich, der sich auf der anderen Seite des Futtertisches befindet.
Der Gang um die beiden Jungtiergruppen dient während der Melkzeiten als Wartebereich. Im Melkbereich wurde ein 8er-Melkstand eingebaut. Dieser ist ausreichend für die tägliche Melkarbeit, dennoch wäre etwas mehr Platz wünschenswert. „Heute würde ich insgesamt etwas großzügiger planen und mir damit auch eine einfachere Möglichkeit für eine wachsende Herde schaffen“, meint der passionierte Ziegenzüchter.
Auch hinsichtlich der Verletzungsgefahren für die Tiere wurde in den letzten Jahren viel gelernt. So werden keine Schafzäune mehr verwendet, in denen sich die Tiere verfangen können. Stattdessen erfüllen nun drei Litzen mit ausreichend Strom die lenkende Aufgabe. Bei Brettern und anderen Stall- und Zaunbestandteilen muss darauf geachtet werden, dass sie so montiert sind, dass sich die Abstände nicht verjüngen. Sonst besteht die Gefahr, dass sich Tiere ein Bein einklemmen.

Gute Luft und viel Licht waren bei der Stallplanung zwei sehr wichtige Themen. Dem niedrigen und finsteren Altstall geschuldet, wurde besonders auf hohe Räume mit vielen Fenstern und einer Südausrichtung des Auslaufes geachtet. Herauszufinden, ob die Luft im Stall gut und frisch ist, ist für Hermann Gramshammer eine einfache Sache. „Da braucht man sich nur auf den Boden setzen und auf Höhe der Ziegen tief einatmen, da merkst du sofort, ob es passt oder nicht.“ Vor drei Jahren wurde eine Vernebelungsanlage eingebaut. Diese kühlt nicht nur, sondern hilft auch gegen Fliegen.

Als Strukturelement steht ein alter Anhänger. Dieser bietet den Tieren einen gerne angenommen Niveauunterschied und bringt Ruhe in die Herde. „Die Ziegen sind auf und unter dem Anhänger und für manche ist er ein wichtiger Zufluchtsort, wenn der Bock mal wieder nicht nachgeben will“, schmunzelt Hermann Gramshammer. Auf der Weide dienen den Tieren Steine und ein Erdrutschbereich als beliebte Kletterelemente.

Anspruchsvolle Fresser

Früher wurde Wert auf hohe Milchleistungen gelegt. Das hatte auch seine Kehrseite, die sich bei der Tiergesundheit und der Fruchtbarkeit bemerkbar machte. Heute liegt der Fokus auf einer hohen Grundfutterqualität und raufutterbetonen Rationen, um Milch vom Grünland und nicht vom Acker zu produzieren. Im Schnitt bekommen die Ziegen etwa 500 g Kraftfutter pro Tag, aufgeteilt auf beide Melkzeiten. Bei der Rationsgestaltung und Kraftfutterzuteilung wird stark auf das Leistungsstadium geachtet. Wenn es um das Futter geht, sind Ziegen sehr anspruchsvoll. „Da lernt man immer etwas dazu, altes Futter greifen sie nicht mehr an“, weiß der Moosbauer nur zu gut. Regelmäßig frisch vorgelegtes Futter ist bei Milchziegen daher sehr wichtig.

Gesund und fruchtbar

Bei der Auswahl der drei Böcke stehen die Tiergesundheit und die Milchinhaltsstoffe im Vordergrund. „Mir ist wichtig, dass meine Ziegen die Milch aus unserem eigenen Futter produzieren,“ sagt Hermann Gramshammer, „derzeit geben sie durchschnittlich 750 Liter, das ist für mich völlig in Ordnung, dafür brauche ich auch wenig Kraftfutter.“ Damit geht Hermann Gramshammer mit seiner Herde einen Weg, den ihm die Tiere mit Gesundheit und guter Fruchtbarkeit danken.
Auch beim Tierzukauf wird besonders auf die Gesundheit geachtet. Zugekauft wird ausschließlich von Partnerbetrieben, die frei von Pseudotuberkulose sind. Vor der Eingliederung kommen die Tiere ein Monat lang in Quarantäne. Sicher ist sicher.

Autor:
Tobias Lienhart B.Sc., BIO AUSTRIA Tirol

Betriebsdaten:
Hermann Gramshammer, Erlerberg, Tirol

5,5 ha Grünland
10 ha Almfläche, 7 ha Wald
1000 m Seehöhe
50 bis 70 Gemsfarbige Gebirgsziegen
Vermarktung von Ziegenfrischkäse, Topfen und Kitzfleisch ab Hof, über das eigene Gasthaus und die Sennerei Hatzenstätt