Trocknen von Qualitätsheu
Heu ist nicht gleich Heu! Wer in eine Heutrocknungsanlage investieren will, sollte sich zuerst über das Ergebnis Gedanken machen.
In der Heutrocknung bestimmt das Ziel den Weg und nicht umgekehrt wie im bekannten Sprichwort. Das bedeutet, wenn eine Heutrocknungsanlage schon bei der Planung richtig auf einen Betrieb abgestimmt wurde, stimmen Preis und Leistung oder besser Erwartung und Ergebnis. Leider funktioniert nicht, was sich viele wünschen: Man sucht aus einem Katalog eine Anlage der Größe S bis Größe XXL aus und damit ist das Problem gelöst. Unabhängig von der Betriebsgröße müssen vor einer Investition einige Punkte geklärt werden:
• Betriebsausrichtung (100% Heu, teilweise Heu) ->Bedingungen bei der Heuernte
• Für welche Tiere ist das Futter gedacht ->Energiegehalt und Inhaltsstoffe
• Standort und Ertrag der Futterfläche -> Schnittzeitpunkt und Menge
• Schlagkraft der Außen- und Innenmechanisierung -> Leistungsgrenzen der Anlage
Man kann aus der Heutrocknung eine Wissenschaft machen, wirklich entscheidend sind letztendlich nur zwei Dinge: Stabile Lagerfähigkeit innerhalb möglichst kurzer Zeit zu erreichen. Das Trocknen an sich ist ein einfacher physikalischer Vorgang. Wie es gemacht wird, ist leider etwas schwieriger.
Bodenheu hat Nachteile
Wer Qualität erreichen will, kommt übrigens um eine Trocknungsanlage nicht herum. Laufende Untersuchungen des Futtermittellabors Rosenau und der HBLFA Raumberg-Gumpenstein zeigen eindeutig die gravierenden Nachteile von Bodenheu auf. Hier stehen Aufwand und Nutzen in keinem guten Verhältnis.
Die größten Nachteile im Überblick:
• Verspäteter Schnittzeitpunkt, da kurze Schönwetterphasen nicht genutzt werden können
• Lange Feldliegezeiten bis das Heu unter Dach gebracht werden kann
• Viele mechanische Arbeitsgänge verringern den wertvollen Blattanteil im Futter.
• Selbsterwärmung am Lager bringt Energieverlust im Futter
• Schimmelbildung durch zu geringe Vortrocknung (auch wenn Schimmel noch nicht sichtbar!)
Durch jeden Schritt sinkt die Futterqualität bei gleichem oder höherem Arbeitsaufwand.
Pferdeheu Auch wenn für Pferde energiearmes, extensives Futter gefordert wird, muss dieses trotzdem perfekt konserviert werden. Da Pferdeheu nicht mehr viel Energie verlieren kann, reicht oftmals eine Kaltbelüftung plus Dachabsaugung aus.
Für bessere Qualitäten muss das Heu unter Dach belüftet – besser getrocknet werden. Der Unterschied liegt in der Temperatur und relativen Luftfeuchte der Trocknungsluft. Eine Anwärmung der Trocknungsluft um 5°C bewirkt cirka eine Verdoppelung der Wasseraufnahme der Trocknungsluft.
Eine Kaltbelüftung funktioniert am Beginn der Trocknung noch halbwegs gut, da die Feuchte im Futter noch höher ist. Problematisch wird es erst gegen Ende des Trocknungsvorganges, da zum fertig Trocknen eine Luft mit weniger als 50 Prozent relative Luftfeuchte nötig ist. Diese wird im Frühjahr und im Herbst wegen der niedrigen Temperaturen kaum erreicht, darum ist eine Belüftung alleine für gutes Grundfutter zu wenig.
Kostenfaktor Futter
Wie auf jedem Milchviehbetrieb stehen auch am Heumilchbetrieb die Futterkosten mit einem Anteil von etwa 50 Prozent an den variablen Kosten an vorderster Stelle. Der betriebliche Erfolg hängt also stark mit dem Erfolg der Grundfutterkonservierung zusammen. Heumilchbetriebe sind im Vergleich zu Silagebetrieben durch die begrenzte Schlagkraft bei der Ernte und die längere Feldliegezeit stärker dem Wetterrisiko ausgesetzt. Um dem entgegenzuwirken, sind auf den Heumilchbetrieben unbedingt Heutrocknungsanlagen einzusetzen, ansonsten kann das volle Potential des Grundfutters nicht ausgeschöpft werden. Alle Verlustarten, die dem Grünland und der Ernte zuzuschreiben sind, nehmen ohne den Einsatz einer Heutrocknungsanlage massiv zu. Tabelle 1 zeigt die einzelnen Verlustarten, welche in Summe im Idealfall unter 10 Prozent liegen. Die Unterschiede zwischen guten Gundfutterkonservierern und weniger guten liegen oft bei 20 bis 25 Prozent und darüber.
83 Prozent der Heumilchbetriebe schicken ihre Kühe im Sommer auf die Weide. Grünfütterung durch frisch gemähtes Gras und Alpung sind weitere kostengünstige Varianten der Sommerfütterung. Die Verluste bei Beweidung und Grünfütterung liegen bei 4 bis 10 Prozent, wodurch die Flächen sehr effizient genutzt werden können.
Nutzen der Heutrocknung
Oft werden Heutrocknungssysteme auf die höheren Anschaffungskosten reduziert, dabei wird der Nutzen meist zu gering bewertet. Eine Studie aus dem Jahr 2016 zeigt klar die Vorteile einer modernen Heutrocknung. In der Umfrage gaben 1069 Heumilchbetriebe bekannt, welches Trocknungssystem sie einsetzen und welche (errechnete) Grundfutterleistung sie am Betrieb haben. Dabei lag der Unterschied zwischen Bodentrocknung und Warmbelüftung (Dachabsaugung, Entfeuchter oder Ofen) im Durchschnitt bei mehr als 1200 kg Milch je Kuh und Jahr.
Aufgrund der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ist eine effiziente Betriebsführung enorm wichtig für die Zukunft des Betriebes. Wer seine Grundfutterqualität und Grundfutterkosten im Griff hat, hat den wichtigsten Beitrag zum Betriebserfolg geleistet. Gerade biologisch wirtschaftende Betriebe müssen auf den Nährstoffkreislauf besonders Acht geben, da Defizite nur langsam und mit hohem Aufwand ausgeglichen werden können. Jede auf den Betrieb abgestimmte Heutrocknungsanlage rechnet sich, da sie die Arbeitsleistung vom Feld vergoldet!
Autor: Ing. Mag. Matthias Kittl, LK Salzburg