Vom Fleischhauer zum Tofuproduzenten

Veröffentlicht am 02. Oktober 2025
© Draxler
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Inmitten der sanften Hügel der Südsteiermark, dort wo einst Weinreben das Landschaftsbild prägten, liegt ein Hof mit Geschichte – und mit einer Zukunft, die kaum gegensätzlicher zu seiner Vergangenheit sein könnte. Dieser Hof gehört Peter Draxler, einem Mann, der mit Mut, Überzeugung und Innovationsgeist eine bemerkenswerte Transformation durchlebt hat: vom traditionellen Fleischhauer zum Pionier der Tofuproduktion.

Wurzeln und Ausbildung

Peter stammt aus einer landwirtschaftlich geprägten Familie. Der Hof, auf dem er heute arbeitet, ist seit mehreren Generationen in Familienbesitz. Seine schulische Ausbildung absolvierte er an der Landwirtschaftlichen Fachschule Hatzendorf. Anschließend erlernte er den Beruf des Fleischhauers – ein Handwerk, das ihn über Jahre hinweg prägte und mit dem er tief in die bäuerliche Praxis und Tierverarbeitung eintauchte.

Stillstand und Neuanfang

Doch wie viele Höfe in der Region blieb auch der Hof nicht von Stillstand verschont. Über viele Jahre hinweg ruhte der Betrieb. Erst im Jahr 2000 fasste Peter den Entschluss, den Hof wiederzubeleben. Mit Tatendrang und einer klaren Vision begann er, die ehemals brachliegenden Flächen umzugestalten: Aus einstigen Weinflächen wurde produktives Grünland. Seine Leidenschaft galt nun der Schafhaltung, ein Bereich, in dem er sich bald spezialisierte. Käse und Fleisch aus eigener Produktion wurden vermarktet – bodenständig, regional und mit viel Hingabe zur Tierhaltung.

Wandel durch neue Perspektiven

Doch mit den Jahren veränderte sich vieles. Peter reiste viel, lernte andere Kulturen kennen, sprach mit Menschen, entdeckte neue Sichtweisen. Diese Erfahrungen hinterließen Spuren – besonders in seiner Haltung zu Nutztieren und zum Konsum von Fleisch. Der einstige Fleischhauer begann, sein Tun zu hinterfragen. Die Vorstellung, Tiere zu schlachten, wurde für ihn zunehmend nicht mehr tragbar.

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Ein Hof im Wandel – und die Frage: Was jetzt?

Diese Entscheidung bedeutete einen tiefgreifenden Einschnitt – beruflich wie persönlich. Doch aufgeben war keine Option. Die Frage, wie der Hof künftig geführt werden könnte, beschäftigte ihn intensiv. Doch war er mit der Neuorientierung nicht allein. Gemeinsam mit seinem Bruder Thomas, der selbst 20 Jahre im Ausland lebte und viel Erfahrung mitbrachte, suchten Sie nach einer nachhaltigen, ethisch vertretbaren und zugleich wirtschaftlich tragfähigen Alternative. So stießen Peter und Thomas auf ein Produkt, das in unseren Breitengraden zwar noch selten, aber zunehmend populär ist: Tofu.

Was viele überrascht: Tofu ist kein neumodischer Fleischersatz, sondern ein traditionelles, altes bäuerliches Produkt mit langer Geschichte – vor allem in Asien. Seine Herstellung ähnelt in Teilen der Käseproduktion, was Peter sofort auffiel. So starteten die zwei Brüder mit dem Projekt: HofTofu.

Von der Schafmilch zur Sojabohne

Ein entscheidender Vorteil in der Umstellung: Die Gerätschaften der früheren Schafkäseherstellung konnten weitgehend übernommen werden. So hielten sich die notwendigen Investitionen in Grenzen. Doch die ersten Schritte in der Tofuproduktion waren alles andere als einfach. Es zeigte sich schnell: Tofu herzustellen ist komplexer als gedacht.

Es gibt kaum Fachwissen oder Ausbildungen zum Thema. Peter musste vieles selbst herausfinden – durch intensives Experimentieren, durch Versuch und Irrtum. Die Tofuproduktion ist äußerst arbeitsintensiv, verlangt präzises Arbeiten, hohe Hygienestandards und körperlichen Einsatz. Die Herstellung ist heiß, anstrengend und fordernd – doch Peters Hartnäckigkeit zahlte sich aus und mit Unterstützung von Thomas wird aktuell regelmäßig Tofu hergestellt.

Ein Sortiment mit Charakter

Heute ist die Produktion so weit optimiert, dass gleichbleibende Qualität gewährleistet werden kann – ein Meilenstein in der jungen Betriebsgeschichte. Der Hof bietet aktuell vier Sorten Tofu an:

  • Naturtofu
  • Geräucherter Tofu
  • Tofu mit Kürbiskernen
  • Tofu mit Kräutern

Ergänzt wird das Sortiment durch drei pflanzliche Aufstriche auf Tofubasis, die durch ihre feine Textur und vielfältigen Geschmackskombinationen überzeugen. Alle Produkte entstehen in sorgfältiger Handarbeit und in bester Bio-Qualität.

Blick nach vorne

Doch Peter sieht sich noch lange nicht am Ziel. Sein Hof hat noch offene Kapazitäten und die Pläne für die Zukunft sind ambitioniert. Ziel ist es, die Vermarktung weiter auszubauen, neue Tofuprodukte zu entwickeln und den Bekanntheitsgrad des Betriebs zu steigern.

Besonders wichtig ist ihm die Kooperation mit Hofläden, Bio-Geschäften und der Gastronomie, um die hochwertigen Produkte in den regionalen Wirtschaftskreislauf zu integrieren. Der Bedarf ist da – das zeigt das wachsende Interesse an regionalen, pflanzlichen Bio-Lebensmitteln.

Fazit: Eine Erfolgsgeschichte mit Herz und Haltung

Der Weg von Peter und seinem Bruder Thomas ist mehr als eine betriebliche Neuorientierung – er ist ein Zeichen dafür, dass Veränderung möglich ist, wenn sie mit Überzeugung gelebt wird. Aus einem traditionellen Tierhaltungsbetrieb wurde ein innovatives Tofuunternehmen, das zeigt, wie regionale Bio-Landwirtschaft auch im 21. Jahrhundert bestehen kann.

Wer auf der Suche nach hochwertigem, handgemachtem Bio-Tofu aus der Südsteiermark ist, wird bei HofTofu fündig.

Autor: Bernhard Haller, Bio Ernte Steiermark