Abferkelstall: Was beim Neubau zu beachten ist
Der Fokus bei Abferkelbuchten liegt fast immer auf der Aufstallungstechnik. Tatsächlich ist es aber nicht nur die Bucht selbst, sondern vielmehr das Gebäude mit allen Ausführungsdetails, das über Zufriedenheit und Erfolg im Abferkelstall entscheidet.
An der HBLFA RAumberg-Gumpenstein wurde 2016 ein neuer, modular aufgebauter Holzfertigstall für ferkelführende Sauen errichtet. Anhand der Erfahrungen mit diesem Stall werden nachfolgend wesentliche bauliche Details diskutiert.
Gebäudeausrichtung
Abferkelställe sollten im Hinblick auf Sonnenstand und Hauptwindrichtung ausgerichtet werden. Da die Hitze mehr Schwierigkeiten als die Kälte bereitet, ist eine Süd- beziehungsweise Südostausrichtung zu bevorzugen. In den Sommermonaten steht die Sonne im Süden hoch und kann von der Auslaufüberdachung gut abgeschirmt werden. Die Westsonne, die großen Anteil an der Aufheizung der Gebäude hat, trifft gegen Abend nur mehr auf die Schmalseite des Gebäudes und verliert so an Wirkung.
Bei doppelreihiger Bauweise ist ein Auslauf nach Süden gerichtet, der andere nach Norden. Das ist weder für ferkelnde Sauen noch für die kleinen Ferkel ideal. Deshalb ist bei doppelreihiger Anordnung zu überlegen, ob die Nordseite eventuell für die Wartesauenhaltung genützt wird. Tragende Sauen sind witterungsunempfindlicher und können auch nordseitig gehalten werden. Bei zweireihiger Nutzung wird zur Trennung der beiden Seiten unbedingt eine dichte Mittelwand (PVC-Wände) empfohlen, um Zugluft zu vermeiden.
Gebäudeform und Material
Bei einreihiger Bauweise sind Pultdächer weit verbreitet, die sich nach Süden beziehungsweise Südosten öffnen. Zur Vermeidung von Hitzestau unter dem Dach werden Auslaufüberdachungen entweder sehr hoch oder aber in gedämmter Bauweise ausgeführt (mindestens 4 cm Dämmung bei Sandwichpaneelen). Eine möglichst großzügige Überdachung schützt vor Sonnenbrand und hält den Regenwasseranfall in Grenzen. In Österreich müssen 10 Prozent der Mindestauslauffläche von 2,5 m² je säugender Sau unüberdacht bleiben. Bei Buchtenbreiten von 2,5 m entspricht das 10 cm, unabhängig von der Gesamtauslauffläche.
Häufig werden Ställe aus vorproduzierten Betonelementen gefertigt. Dämmmaterial wird bereits werksseitig zwischen den Betonaußenteilen befestigt, der Hohlraum zwischen den beiden Schalen wird auf der Baustelle mit Beton ausgefüllt. 35 cm Wandstärke sind üblich. Vergleicht man Beton mit Holz, so sind folgende Vorteile auf Seiten des Holzbaues zu verbuchen:
• Preis: Durch den hohen Vorfertigungsgrad der Holzelemente (Fräsungen für Türen und Lüftungsöffnungen) und die geringe Wandstärke (10 cm Vollholz) kann die Holzfertigwand preislich mit Beton mithalten.
• Montage: Sind die Fundamente exakt vorbereitet, ist das Aufstellen des Holzbaues ein Kinderspiel. Mittels Kranwagen werden die Elemente aneinandergesetzt und mit dem Fundament verschraubt. Gleiches gilt für die Dachelemente. An einem Tag lassen sich Holzelemente für etwa 15 Abferkelbuchten versetzen.
• Schall: Im Inneren des Gebäudes soll Ruhe herrschen. Durch die gefräste Oberfläche der Fertigelemente wird der Schall besser gebrochen, als bei schalglatten Betonwänden.
• Aufstallungsmontage: Sämtliche Verschraubungen an der Wand können direkt im Holz erfolgen; durch die werksseitigen Fräsungen passen Auslauftüren und Lüftungsklappen exakt. Elektro- und Wasserinstallationen können ebenfalls direkt an der Holzwand montiert werden.
Als Nachteil des Holzbaues kann die mangelnde Reinigungsmöglichkeit angeführt werden. Ständiges Waschen mit hohem Druck verträgt Holz schlecht. Im tierberührten Bereich kann mit Siebdruckplatten oder Fliesen eine gut zu reinigende Oberfläche hergestellt werden.
Belüftung und Kühlung
Während der Sommermonate heizen sich auch gut gedämmte Gebäude stark auf, wenn für die Belüftung nur Luft aus der stallnahen Umgebung zur Verfügung steht. Dagegen kann nur mittels aktiver Kühlung vorgegangen werden. Neubauten können über die Zuführung von vorkonditionierter Luft (zum Beispiel Schotterspeicher unter dem Gebäude) oder Einsatz von Coolpads wirksame Abkühlung liefern. Hochdruckvernebelungsgeräte können Erleichterung schaffen, da bei der Verdunstung dem Tier Wärme entzogen wird. Es ist darauf zu achten, dass die Tröpfchengröße klein genug ist, um Feuchtstellen am Tier, an der Aufstallung oder am Boden zu verhindern.
Details für den Auslauf
Ausläufe sollten möglichst einfach zu entmisten sein. Dazu sind sowohl stallseitig als auch an der Außenseite Betonkanten als Mistabschiebekanten vorzusehen. So kann die Hofladerschaufel besser geführt werden. Stalleinrichtungsteile wie Tränke, Raufe, oder Trenngitter werden hinter den Kanten montiert und sind auf diese Weise geschützt.
Raufen Die EU-Bio-Veordnung gibt vor, dass der Tagesration von Schweinen frisches, getrocknetes oder siliertes Raufutter beizugeben ist. Dies kann sowohl am Boden (wenn dadurch das Material nicht stark mit Kot/Harn verschmutzt wird) als auch in Raufen erfolgen. Raufen müssen so angeordnet sein, dass der Inhalt vor Regen geschützt ist.
Tränke Für Schweineställe im Allgemeinen wird empfohlen, Wasser im Kotbereich (meistens ist das der Auslauf) anzubieten. Somit müssen Tränken während der kalten Jahreszeit vor Frost geschützt werden. Eine Kombination von Ringleitung und beheizter Schale sorgt das ganze Jahr über für einwandfreies Trinkwasser für Sauen und Ferkel.
Das Modell 375 von Suevia erfüllt sämtliche Voraussetzungen und ermöglicht bereits wenige Tage alten Ferkeln eine ungehinderte Wasseraufnahme. Es ist zu beachten, dass Mutter-Kind-Tränken so montiert werden, dass Saugferkel auch daraus trinken können.
Auslauftüren Damit während der Wintermonate eine Mindesttemperatur im Stall gehalten werden kann, müssen Auslauftüren dicht schließen. Dies wird dadurch erreicht, dass im unteren Bereich der Türen flexible Gummistreifen angebracht sind, die über Hindernisse (Stroh während des Nestbaues, Kot) gleiten und einen sicheren Schluss gewährleisten. Ferkel können dieses Hindernis überwinden und gelangen schon in der ersten Lebenswoche alleine in den Auslauf und zurück.
Trenngitter Ferkel nützen den Auslauf sehr früh, wenn das Klima angenehm ist. Türen und Trenngitter sollten auf Ferkelhöhe geschlossen ausgeführt werden. Die Sauen wiederum können über Gitter Kontakt mit den Nachbartieren aufnehmen, was zusätzlich zum Kotabsatz anregt.
Auf Boden achten
Dem Boden wird nach wie vor zu wenig Bedeutung beigemessen. Beton ist nicht gleich Beton! An der Oberfläche entscheidet sich, ob sich ein Tier in der Bucht sicher fortbewegen kann. Es gilt einen Kompromiss zu finden, der sowohl für Sau als auch für Ferkel die wesentlichen Ansprüche abdeckt. Auf Sauenseite steht das Ausrutschen im Vordergrund. Kurz vor der Geburt sind die Bänder im Bewegungsapparat weich, Tiere rutschen öfter aus und können sich dabei verletzen. Die Ferkel hingegen leiden bei rauem Boden an Karpalgelenksverletzungen. Ist der Boden zu rutschig, finden die Hinterextremitäten beim Säugen keinen Halt, die neugeborenen Ferkel beginnen zu „grätschen“ und werden dadurch immobil.
Fertigbetonelemente versuchen, diesen Anforderungen mithilfe von eingearbeiteten Strukturen (zum Beispiel Rautenmuster) zu begegnen. Auch abgedeckte Harnrinnen können mittlerweile angeboten werden.
Bei bestehenden Oberflächen bietet die Diamantschneidetechnik eine Möglichkeit, mehr Halt für die Tiere zu erreichen. Rautenmuster werden in den Beton eingeschnitten, dadurch erhöht sich die Trittsicherheit enorm, ohne die Oberfläche des Betons zu verändern. Zu raue Flächen müssen geschliffen werden. Der vielzitierte „Besenstrich“ kann nicht empfohlen werden, da es dafür keinen Standard gibt und die Oberfläche damit meist zu rau bleibt.
Aufstallung
Erst am Schluss spielt auch die Aufstallung selbst eine Rolle. Moderne Abferkelbuchten orientieren sich am System der „Welser Abferkelbucht“. Ihr Hauptmerkmal ist die deutliche Trennung der Funktionsbereiche Fressen, Liegen und Aktivität. Abwandlungen davon stellen die WelCon® Bucht von Schauer oder PigFair® Bucht von Bräuer dar. Ihnen gemeinsam ist der Verzicht auf eine Mistachse im Innenberich. Die Anordnung von Ferkelnest, Futtertrog und Anfütterungsbereich parallel zum Bedienungsgang garantiert höchste Übersichtlichkeit. Der Kot wird überwiegend im Auslauf abgesetzt, Handarbeit im Stall beschränkt sich auf ein Minimum.
Unabhängig vom Buchtensystem muss beim Kauf auf einfache Bedienung, auf ein ausreichend großes und beheiztes Ferkelnest und eine gute Verschließbarkeit desselben geachtet werden.
Autor:
Dr. Werner Hagmüller, HBLFA Raumberg-Gumpenstein, Außenstelle Wels
Tipp:
Der modulare Abferkelstall der HBLFA Raumberg-Gumpenstein ist seit drei Jahren im Einsatz und kann an den regelmäßig stattfindenden Stalltagen besichtigt werden. Termine werden auf der homepage www.raumberg-gumpenstein.at veröffentlicht. Anmeldungen unter Tel. 07242/470 11 erbeten.