Fütterung von Schaf und Ziege: Auf den Bedarf achten!

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Leistungsgerecht, wiederkäuergerecht und wirtschaftlich – das sind auch in der Fütterung von Schafen und Ziegen die vorrangigen Ziele. Dabei sollte Kraftfutter nur bei höher leistenden Tieren zum Einsatz kommen.

Tiere, die mehr leisten, benötigen auch mehr Nährstoffe. Insbesondere bei Kleinwiederkäuern, bei denen wir häufig Zwillings- oder gar Drillingsgeburten sehen, ist auf eine bedarfsgerechte Fütterung großer Wert zu legen.

Hoher Nährstoffbedarf

Ab dem vierten Trächtigkeitsmonat steigt der Nährstoffbedarf für die Föten stark an. Gleichzeitig sinkt der Platz im Bauchraum aufgrund der stark wachsenden Föten. Sie sind somit bei der Menge an Futter, das sie aufnehmen können, eingeschränkt. Damit die Muttertiere sowie die Jungen dennoch keinen Mangel erleiden und nicht an Trächtigkeitstoxikose erkranken, muss die Nährstoffkonzentration erhöht werden. Dazu wird meist Kraftfutter eingesetzt. 

Auch in den ersten zwei Laktationsmonaten nach dem Ablammen haben die Tiere aufgrund der hohen Milchproduktion einen erhöhten Bedarf an Nährstoffen. Hinzu kommt, dass sie sich von der Trächtigkeit und der Geburt erholen müssen. Je nach Leistung wird in dieser Zeit eine Ergänzung mit Kraftfutter empfohlen. 

Wenn während der Decksaison, also drei Wochen vor bis drei Wochen nach der Brunst, rund 200 Gramm Getreide pro Tier und Tag zum Beispiel in Form von Weizen- oder Maiskörnern zugefüttert werden, kann zudem die Fruchtbarkeit erhöht werden. So können über eine erhöhte Eisprungrate Mehrlingsgeburten gefördert werden.

Regeln einhalten

Kraftfutter beinhaltet nicht sonderlich viele Rohfasern und ist selten strukturreich. Daher gilt es, bei der Fütterung von Kraftfutter gewisse Regeln einzuhalten, um einer Pansenübersäuerung vorzubeugen:

  • Fütterung mit Heu oder Grummet beginnen
  • Genügend strukturwirksame Futtermittel verabreichen
  • Qualitativ einwandfreie Futtermittel mit viel Rohfaser einsetzen
  • Kraftfutter auf mehrere Gaben pro Tag verteilen, maximal 200 g Kraftfutter pro Gabe
  • Futterumstellung schrittweise vornehmen 
  • Kraftfutter nicht zu fein mahlen
  • Beim Einsatz von Futtermischwägen die Futtermittel gut, jedoch nicht zu lange mischen (Verlust von Struktur vermeiden)

Raufutterqualität

Grundsätzlich gilt, zunächst die Grundfutterration zu optimieren. Dadurch ist es einfacher, die Tiere wiederkäuergerecht gesund zu halten. So kann zum Beispiel auch durch den Einsatz von Zuckerrübenschnitzeln und Mais in Form von Pellets oder Silage die Energieversorgung gewährleistet werden, während Luzerne und Graspellets helfen, Proteinmangel auszugleichen. 

Durch den Einsatz von gutem Raufutter mit einem Energiegehalt von über 5,5 MJ NEL kann vom ersten bis zum dritten Trächtigkeitsmonat auf die Verabreichung von Kraftfutter verzichtet werden. 

Für eine wirtschaftliche Milchproduktion ist es zudem empfehlenswert, insbesondere bei Milchziegen Futterreste von 20 Prozent und mehr zu akzeptieren. Durch das Selektieren des Futters können die Tiere die Nährstoffkonzentration in der Ration erhöhen, wodurch Kraftfutter eingespart werden kann. Jedoch ist auch hier Vorsicht geboten: Wenn die Tiere zu intensiv die nährstoffreichen Futteranteile heraus selektieren, fehlt ihnen die Struktur in der Ration. Dann kann es ebenfalls zu Pansenübersäuerung kommen. Beim Einsatz von Futtermischwägen ist daher zu beachten, dass das Futter immer noch in der Hand „sticht“,wenn man es aufnimmt und zu einem Schneeballen formt. Dafür darf das Futter nicht zu lange gemischt werden. 

Langsame Futterumstellung 

Weiters kann durch ein gut geplantes Weidemanagement Kraftfutter eingespart werden. Lammen die Tiere im Frühjahr ab, so können diese auf dem qualitativ sehr hochwertigen und energiereichen Frühjahrsgras geweidet werden. Die Tiere müssen beim Schossen oder spätestens beim Beginn des Rispenschiebens der Pflanzen auf die Weide gehen. Futterumstellungen, insbesondere von der raufutterlastigen Winterfütterung auf die grasbetonte Sommerfütterung, sollten schrittweise über ein bis zwei Wochen erfolgen. Werden die Tiere auf die Weide gelassen und kurz darauf aufgrund von längeren Regen- und Schneefällen wieder eingestallt, so können diese ständigen Futterumstellungen den Tieren schaden und zu Pansenübersäuerung und Blähungen führen. 

Weide erfordert Wissen

Die Weidehaltung soll betriebsspezifisch geplant und umgesetzt werden. Die Weidedauer auf der Wiesenfläche muss gut auf den Pflanzenbestand abgestimmt werden. Die Weide darf nicht zu lange genutzt und die gleiche Fläche nicht zu rasch wieder bestoßen werden, um der Vermehrung von Parasiten vorzubeugen. In der Kleinwiederkäuerhaltung hat sich Umtriebsweide im Wechsel mit Schnittnutzung bewährt. 

Gras von gut bewirtschafteten Weiden liefert einen Energiegehalt von 6,6 bis 7 MJ NEL. Dadurch kann leistungsabhängig auch Kraftfutter eingespart werden. Hierzu braucht es aber großes Fachwissen, wie auch ein regelmäßiges Beobachten der Weide und der Tiere sowie das Messen der Grashöhe.

Nur gesunde Tiere können ihr Leistungspotenzial voll ausschöpfen. Die bedarfsgerechte Fütterung ist dafür Voraussetzung. 

Autorin: Sanja Stuber, Plantahof, Schweiz