Gut einstreuen!
In der Aufzucht und Mast von Masthühnern und Puten als auch bei Legehennen findet man häufig an den Fuß- und Zehenballen entzündliche Veränderungen. Eine gute Einstreuqualität zählt zu den wichtigsten vorbeugenden Maßnahmen.
Veränderungen an den Fuß- und Zehenballen beim Geflügel werden als Pododermatitis oder auch Fußballendermatitis (Foot Pad Dermatitis, FPD) bezeichnet. Diese ist gekennzeichnet durch Entzündungen der Haut in Form von Hyperkeratosen und Verfärbungen.
Die Ursachen für das Auftreten von FPD sind komplex. Die Einstreuqualität in Abhängigkeit von Tränkentyp, ungeeigneter Stallausrüstung, Luftfeuchtigkeit, Jahreszeit, Kotmenge und Konsistenz sowie Besatzdichte und Einstreuart stellen diesbezüglich bedeutende Faktoren dar. In neueren Studien hat sich die Feuchtigkeit der Einstreu als Hauptrisikofaktor erwiesen.
Mastgeflügel und Puten
Erste Verletzungen können sich bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt der Mast entwickeln, wobei der Schweregrad häufig mit dem Alter beziehungsweise der Mastdauer zunimmt. Tiefergehende, schwere Verletzungen können neben einer Beeinträchtigung der Lauffähigkeit auch zu einem gesundheitlichen Problem werden, da sie das Eindringen von nachfolgenden Infektionserregern begünstigen können. Die Einschränkung der Laufaktivität erhöht das Risiko von Veränderungen im Brustbereich (Schlachtkörperqualität) durch vermehrtes Sitzen und damit häufigerem Kontakt mit der Einstreu und kann zu Leistungsdepressionen durch verminderte Futter- und Wasseraufnahme führen.
Trockene Einstreu Wichtigste Managementempfehlung zur Vermeidung von FPD ist daher eine trockene Einstreu über die gesamte Haltungsperiode. Dies beginnt bereits bei der Einstallung mit dem rechtzeitigen Vorheizen des Stalles, wobei sowohl Stallluft als auch Bodentemperatur beachtet werden müssen. Nicht zu vergessen ist die Überprüfung der Funktionsfähigkeit der Wasserversorgung, da laufende Tränken schnell zu einer unerwünschten Vernässung der Einstreu führen können. Die Funktionsprüfung der Wasserversorgung, die altersentsprechende Höherstellung der Tränkebahnen und eine korrekte Einstellung der Wasserstände und des Wasserdruckes sind wesentliche Voraussetzungen für eine trockene Einstreu in der gesamten Mastperiode.
Gute Qualität Die Einstreu sollte stets von sehr guter Qualität (trocken, staubarm, frei von Schimmel) sein, wobei die Einstreumenge von der Einstreu- und Tierart abhängt.
Beispielsweise sollte sie bei Stroh mit circa 3 bis 5 cm Halmlänge etwa 800 bis 1000 g je m² Stallgrundfläche und bei Hobelspänen circa 600 bis 800 g je m² Stallgrundfläche für Masthühner betragen. Bei Puten, die in Ringen eingestallt werden, sollten 6 bis 8 cm Hobelspäne eingestreut werden. In ringloser Haltung werden 5 cm Hobelspäne empfohlen, wobei die Menge bei Einsatz einer Fußbodenheizung noch reduziert werden kann.
Stallklima Ein optimales Stallklima kann nur durch die Abstimmung von Einstreu, Heizung und Lüftung erreicht werden. Ein zu geringer Luftaustausch führt zu einer feuchteren Einstreu und damit verbundenen höheren Ammoniak- und Kohlendioxid-Werten. Aus diesem Grund muss bereits in den ersten Lebenstagen ein Mindestluftaustausch erfolgen, wobei Zugluft unbedingt vermieden werden soll. Die gleichmäßige Verteilung der Tiere im Stall oder im Ring, also das Tierverhalten, zeigt deutlich, ob die Stalltemperatur optimal ist.
Tiergesundheit kontrollieren Die Tiergesundheit kann ebenfalls einen bedeutenden Einfluss auf die Trockenheit der Einstreu haben und sollte aus diesem Grund regelmäßig kontrolliert werden. Bei Masthühnern hat sich der Einsatz von sogenannten Kotkisten zur regelmäßigen Kontrolle der Kotbeschaffenheit bewährt. Findet man auffallend dünnflüssige Exkremente vor, sollte schnellstmöglich die Ursache dafür ermittelt werden. Wichtig ist, dass gegebenenfalls nasse Stellen aus der Einstreu entfernt werden, diese durchgearbeitet und nachgestreut werden. Kritische Stellen sind vor allen die Bereiche um Tränken und Tröge. Bei Puten zeigte sich, dass die Aufenthaltsdauer in diesen Bereichen mit zunehmendem Alter, besonders zum Mastende, ansteigt. Die dort vorhandene Einstreufeuchte hat damit einen entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung von FPD und sollte möglichst unter 30 % gehalten werden, um deren Entstehung entgegenzuwirken.
Legehennen
Veränderungen im Bereich der Fuß- und Zehenballen können auch bei Legehennen durch eine länger anhaltende Beanspruchung der Fußballenhaut auftreten, die oftmals auch zu einer stärkeren Verhornung führen kann. Geringfügige Verletzungen der oberen Haut können ebenso wie beim Mastgeflügel das nachfolgende Eindringen von Krankheitserregern fördern und so zu tiefergehenden Geschwüren im Gewebeinneren führen. Dadurch kann die Bewegungsfähigkeit der Tiere negativ beeinträchtigt werden.
Bei Legehennen findet man Schwellungen und/oder kreisrunde Geschwüre, wobei Haltungsfaktoren, die mit einer erhöhten Feuchte (Einstreu, nasser Auslauf) und Verschmutzungen einhergehen oder auch eine ungeeignete Stallausrüstung wie zum Beispiel Sitzstangen als mögliche Risikofaktoren diskutiert werden.
Die Einstreuart und Einstreumenge haben diesbezüglich ebenso eine große Bedeutung wie das Futter- und Wassermanagement und sollten bei auftretenden Problemen eventuell geändert werden. Wichtig ist, dass die Einstreu locker, scharrfähig und krümelig ist, so dass sie zum Picken, Scharren und Staubbaden anregt. Bei auftretenden Verkrustungen kann eine mechanische Bearbeitung sinnvoll sein und zur Minderung des Problems beitragen.
Die tägliche Kontrolle der Einstreuqualität kann das Risiko der Entstehung von entzündlichen Hauterkrankungen reduzieren und damit wesentlich zur Gesunderhaltung der Fuß- und Zehenballen beitragen. In Kombination mit einer regelmäßigen stichprobenartigen Kontrolle der Fußballen, beginnend in der Junghennenaufzucht, stellt dies eine effektive Möglichkeit dar, um rechtzeitig Probleme zu erkennen und bei Bedarf entsprechende Gegenmaßnahmen einzuleiten.
Autorin: Dr. Jutta Berk, Institut für Tierschutz und Tierhaltung, Celle, Friedrich-Loeffler-Insitut