Junge Menschen für Bio gewinnen!

© BIO AUSTRIA/David Faber

Viele junge Menschen sind an einer nachhaltigen Lebensweise interessiert und haben ein hohes Bewusstsein für gesunde Ernährung. Jugendliche müsse man dort abholen, wo sie stehen, meint der BIO AUSTRIA Next Generation-Vertreter Simon Zwatz.

Die Georg-August-Universität in Göttingen veröffentlichte im Rahmen einer Studie 2020 den „Jugendreport zur Zukunft nachhaltiger Ernährung“. Aus dieser Studie geht hervor, dass Ernährung im Zusammenhang mit Klima- und Umweltbelastung für junge Menschen ein großes Thema ist. 40 Prozent hinterfragen ihren Fleischkonsum, 12 Prozent gaben an, vegetarisch oder vegan zu essen und auch Fleischersatzprodukte und Tierschutz stehen im Fokus. 37 Prozent geben an, auch Bio-Produkte zu kaufen.

Zu berücksichtigen ist, dass die Studie in der Pandemie-Zeit durchgeführt wurde. In einer Zeit, wo man viel zuhause war und viel Zeit zum Nachdenken hatte und die Möglichkeiten, Geld außer Haus auszugeben, begrenzt waren. Die tägliche Mahlzeit hatte für viele plötzlich einen gänzlich anderen Stellenwert. Drei Jahre später ist trotz anderer Krisen fast wieder „Normalität“ eingekehrt. Es scheint, als sei die Ernährung mit gesunden Lebensmitteln wieder etwas in den Hintergrund gerückt.

Preis spielt eine Rolle

Die Jugend ist beim Einkauf aufgrund eines geringeren Einkommens sicherlich preissensibler. Doch es ist auch eine Frage der Priorität. Und wenn junge Menschen offen für Bio-Produkte sind, sollten wir Biobäuerinnen und Biobauern auch genau hier ansetzen. „Ich denke, dass die höheren Kosten von Bio-Lebensmitteln bei jungen Leuten oft eine Rolle bei der Kaufentscheidung spielen. Um die Preisgestaltung transparent zu machen, könnte man erklären, welche Bereiche bei Biozertifikaten kontrolliert werden und welche Vorteile gegenüber konventioneller Landwirtschaft damit verbunden sind. Dadurch könnte eventuell dem Vorurteil, Bio sei nur ein Marketinggag und überteuert, entgegengewirkt werden. In Zeiten hoher Inflation überzeugt mich auch das Argument, dass Bio-Produkte eine höhere Preisstabilität als konventionelle Produkte aufweisen“, meint Lorenz Treitler, Student an Universität Wien.

Beziehung aufbauen

Ein wesentlicher Punkt für die erfolgreiche Vermarktung ist nicht nur das Produkt selbst, sondern auch das Gefühl, mit dem es gekauft wird. Gefühle spielen beim Einkauf eine wichtige Rolle. Hier kann man durch Individualität punkten. Daher gilt: Zeigen Sie sich der Öffentlichkeit, zeigen Sie die Hintergründe der Arbeitsprozesse und trauen Sie sich persönliche Geschichten zu erzählen. So wird Beziehung aufgebaut. Es gibt viele Möglichkeiten der Kommunikation: Bei Messen, mit Infotafeln und Hoffesten, über die Website oder Social Media-Kanäle.

So meint Anna Planitzer, Studentin an der Universität für Bodenkultur: „Wichtig ist, möglichst früh und regelmäßig bereits in Kindergärten und Schulen mit der Thematik biologischer Landwirtschaft in Berührung zu kommen, um die Vorteile zum Beispiel für Umwelt und Gesundheit kennenzulernen. Exkursionen auf regionale Bio-Betriebe machen die Thematik greifbarer und ermöglichen persönliche Erfahrungen und Begegnungen. Wichtig ist auch, Verständnis für das Zustandekommen der höheren Preise biologischer Produkte zu schaffen. Die Vermittlung biologischer Landwirtschaft über diverse Kanäle wie Soziale Medien, Fernsehen, Radio, Podcasts könnte die Erreichbarkeit junger Menschen verbessern. Persönliche Geschichten über den Alltag, die Ambitionen und Herausforderungen von Biobäuerinnen und Biobauern können zum Nachdenken anregen und den Kauf von Bio-Produkten fördern.“

Besonders für die Jugend ist das Smartphone ein ständiger Begleiter. Und Whats App-Stories und Instagram Reels müssen nicht zwingend von atemberaubenden Berggipfeln oder idyllischen Stränden erzählen. Brot backen und Kühe melken – das macht doch mindestens genauso viel her!

Autor: Simon Zwatz, Jungbauer aus Arriach in Kärnten und Vertreter der BIO AUSTRIA Next Generation (BANG) im Bundesvorstand