Lebensräume für das Rebhuhn

© BirdLife/Josef-Limberger

Der Rebhuhn-Bestand hat in Österreich in den letzten 20 Jahren um mehr als 80% abgenommen, bei regional starken Unterschieden. In vielen Gebieten ist dieser ehemals typische Bodenbrüter bereits ausgestorben. Gemeinsam mit BIO AUSTRIA Betrieben versucht der Ornithologe Hans Uhl von Birdlife herauszufinden, mit welchen Maßnahmen das Rebhuhn gefördert und die Populationen erhalten werden können.

Das Projektgebiet liegt im Raum Ried im Innkreis, wo gezielt Maßnahmen gesetzt werden und die Entwicklung der Rebhühner beobachtet und dokumentiert wird.

Betriebe, die nicht im Projektgebiet liegen, können dennoch etwas für das Rebhuhn tun. Wenn Sie bereits Rebhühner auf Ihren Flächen beobachten können, ist es sinnvoll, diese in ihrem Lebensraum zu unterstützen.

Das Rebhuhn braucht baumarme, offene oder halboffene Kulturlandschaften mit einer Bodenvegetation, die nahrungsreich ist und zur Nester-Anlage sowie Kükenaufzucht gute Deckung aufweist. Nester werden ab Ende April oft in Altgras, Brachen, Rainen, Blühstreifen, entlang von Hecken etc. oder – bei bestimmter Vegetationshöhe – in den Kulturen angelegt. Ein Schlüsselfaktor für den Fortbestand der Art ist ausreichende Insektennahrung für die Jungvögel.

Mit folgenden Maßnahmen können Sie den Lebensraum für das Rebhuhn verbessern. Auch andere Feldvögel und sonstige Tierarten profitieren von einer Aufwertung des Lebensraumes. Wichtig ist es, auf genügend Abstand zum Wald und zu Straßen zu achten.

Auf dem Acker bringen mehrjährige Blühstreifen und Blühflächen den besten Effekt. Das Rebhuhn braucht lichte Vegetation am Boden, bei gleichzeitig ausreichender Deckung nach oben. Positiv ist eine zweigeteilte Bewirtschaftung, bei der alljährlich maximal die Hälfte des Streifens neu bearbeitet wird. Gut geeignete Aussaatmischungen sind: „Bienenweide“ oder „Göttinger Mischung“ von Veitshöchheimer.

Selbstbegrünende oder auf Teilflächen mit Rebhuhn-freundlichen Mischungen begrünte, mehrjährige Brachen und Ackerstilllegungen bieten ebenfalls beste Lebensbedingungen. Es haben sich Einsaaten eines mind. 3 m breiten Streifens mit Sommergetreide, Hafer, Buchweizen, Sonnenblumen u. ä. bewährt. Leguminosen sind ungünstig, da sie zu dichter Bodenvegetation führen. Als Kombinationsbrache ausgeführt, bleiben Teilflächen über den Winter stehen, andere Teile können im Herbst gemäht werden.

Ackerrandstreifen

Möglichst lange Bewirtschaftungspausen im Frühjahr und Sommer auf mindestens ca. 6 m breiten Ackerrandstreifen, wenn möglich ab der Aussaat bis zur Ernte, inkl. Verzicht auf Striegeln und Pflanzenschutzmittel.

Lichtäcker

Verringerung der Aussaatstärke auf ca. 50% des Üblichen auf mindestens 10% des Schlages, z. B. auf 10 m breiten Streifen alle 100 m; wenn möglich, Verzicht auf mechanische Beikrautreglierung auf diesen Streifen

Streifenbewirtschaftung

Ein kleinflächiges Nebeneinander von unterschiedlichen Kulturen (günstig auch Hackfruchtfelder) schafft einen hohen Grenzlinienanteil. Ev. moderne, GPS- unterstützte Methoden der Streifensaat anwenden. Die Rebhühner können kleinräumig in für sie jeweils günstige Kulturen wechseln.

Schnittzeitverzögerung und überjährige Streifen in Luzerne/Kleegras

Die Biodiversitätswirksamkeit dieser Kulturen wird durch ausreichend nutzungsfreie Zeiträume (8 bis 10 Wochen) auf Teilflächen deutlich erhöht. Überjährige Streifen sind von Rebhühnern als Nistplätze nutzbar, wenn sie bis Juli des zweiten Jahres stehen bleiben.

Späte Stoppelbearbeitung, überwinternde Stoppel

Wertvolle Nahrungsflächen im Sommer und Herbst entstehen, wenn die Stoppel bis mehrere Wochen nach dem Drusch oder ganz bis zur Frühjahrsbearbeitung stehen gelassen werden. Als Alternative dazu kann man Winterbegrünungen und Zwischenfrüchte optimiert anlegen.

Winterbegrünungen

Für Rebhuhn optimierte Winterbegrünungen bieten nicht nur möglichst lange Deckung über das Winterhalbjahr, sondern auch zusätzliche Samennahrung. Möglich ist eine frühzeitige Ansaat von breitblättrigen Kohlsorten in Gemenge mit Getreide (Quinoa, Hafer, Triticale, Hirse u. ä.) oder anderen Samenträgern (z. B. Sonnenblume), die ihre Samenreife vor den Winterfrösten erreichen. Umbruch möglichst spät, z. B. ab 20.3.

Raps

Diese Kulturen bieten Rebhühnern v. a. ab Oktober während des Winterhalbjahres gute Deckung und Nahrung, da sie sich um diese Zeit vegetabil ernähren. Ähnlich verhält es sich mit herbstlichen Zwischenfrüchten wie Gelbsenf.

Empfehlung zur optimierten Anlage von Blüh- und Brachestreifen für das Rebhuhn

  • mehrjährig anlegen
  • 6, noch besser > 20 m breit
  • Mindestabstand zu Wald und Baumhecken: 150m
  • Mindestabstand Straßen: 50 m
  • günstig: ein Netz von mehreren Flächen od. Streifen, ca. 150 m Abstand
  • Einsaat dünn, mit Mischungen, die Insekten fördern
  • lichte, magere, nicht zu hohe Deckungskulturen schaffen
  • nicht vor 15.8.(1.8.) bearbeiten
  • Flächen sollen schon im März Deckung aufweisen

Maßnahmen Grünland

Altgras- und Brachestreifen

Das sind spät gemähte, mindestens 3 m breite Streifen, die erst bei der zweiten Mahd mit bewirtschaftet werden. Noch besser sind mehrjährige Brachestreifen, die temporär jedes zweite oder dritte Jahr gemäht werden.

Landschaftselemente

Neuanlage von Niederhecken und Kleinbrachen: Vor allem in großräumig ausgeräumten Landschaften schafft die Neuanlage von Niederhecken und Kleinbrachen bzw. deren naturschonende Pflege wertvolle Rückzugsräume auch für Rebhühner.

Raine entlang von Feldwegen und Hecken

Spärlich genutzte, auch schmale, Wiesen- und Feldraine entlang von unbefestigten Feldwegen, Gräben oder Hecken sind wichtige Lebensraumrequisiten, v. a. zu Jahreszeiten, wenn die Hauptkulturen hoch und dicht stehen.

Betriebsführung

Vielfältige Fruchtfolge, kleinschlägige Bewirtschaftungseinheiten, reduzierte Düngung auf Teilschlägen oder Erhaltung von Landschaftselementen etc. tragen wesentlich zur Förderung der Biodiversität allgemein und zur Verbesserung von Rebhuhn-Habitaten bei.

Nähere Informationen zum Rebhuhnprojekt und zur Förderung von Lebensräumen: