Mensch und Tier müssen sich wohlfühlen

© Hehenfelder

Hochwertige Lebensmittel fördern die Gesundheit. Regina und Josef Hehenfelder aus Zell am Pettenfirst in Oberösterreich haben mit dem Blick auf das Wohlergehen ihre Mutterkühe den Schlüssel dafür selbst in der Hand.

Entspannt grasen die zwölf Mutterkühe am Bio-Hof Toferl auf der Weide neben dem Stall. Die Rinder leben im Herdenverband. Der Stier geht mit der Herde mit und achtet auf alles, was rund herum passiert. „Es ist immer wieder schön zu beobachten, wenn alle Tiere miteinander vertraut sind, eine Kuh die andere oder der Stier ein Kalb ableckt“, sagt Josef Hehenfelder. „Die Kälber wachsen in der Herde ganz anders auf. Sie werden von ihren Müttern beschützt und sind den ganzen Tag über mit vielen Dingen beschäftigt, die sie geistig fordern und sie das soziale Verhalten in der Herde spielend lernen lassen.“

Am Hof schlachten

Vor einigen Jahren haben Regina und Josef Hehenfelder sich entschieden, am Hof einen eigenen Schlachtraum einzurichten. Ein Teil der Jungrinder wird direkt am Betrieb geschlachtet und das Fleisch ab Hof an langjährige Kunden verkauft. Für Josef ist das Schlachten zwar nicht die angenehmste Arbeit am Hof, aber es gehört dazu. „Mir geht es darum, dass wir unseren Tieren den ganzen Stress, der beim Verladen und beim Transport entsteht, ersparen.“ Im Winter werden die Tiere, die geschlachtet werden sollen, ein paar Tage vorher von der Herde separiert. Sie kommen in den Gang, der zum Schlachtraum führt. Dort werden sie gefüttert und sie können sich an die neue Umgebung gewöhnen. Dabei haben sie immer Sichtkontakt zum Rest der Herde. Im Sommer, wenn die ganze Herde auf der Weide ist, werden alle Tiere in den Stall getrieben und die zu schlachtenden Tiere dort von der Herde getrennt. Meist werden zwei Rinder geschlachtet, damit ist die Trennung von den anderen Tieren weniger aufregend für das einzelne Tier.

Gerne genutzt

Der Auslauf auf der Südseite des Stalls ist im Winter ein heiß begehrter Ort für die Mutterkühe. Einige Tiere schlafen auch in den kältesten Nächten draußen. Der Grund dafür ist der Mist aus dem Pferdestall, der in der hinteren Ecke des Auslaufs zwischengelagert wird. Das Gemisch aus Stroh, Sägespänen und Mist ist trocken und bietet den Tieren einen warmen Liegeplatz. Sobald der Mist in den Auslauf kommt, haben auch die Kälber ihre Freude damit. Sie springen am Haufen herum und verteilen ihn so. In einer überdachten Rundballenraufe wird Stroh zum „Knabbern“ angeboten. Zwei Bürsten stehen zur Körperpflege zur Verfügung. An zwei Stellen hat Josef zwei zusätzliche Scheuermöglichkeiten angebracht. Er hat einen alten Traktorreifen in der Mitte auseinandergeschnitten und die beiden Hälften im Auslauf aufgehängt. Die Kühe nehmen das Angebot sehr gerne an.

Auf Klauen achten

Im Frühjahr, bevor es auf die Weide geht, gibt es am Betrieb Hehenfelder einen wichtigen Termin. Der Klauenpfleger kommt. Die Kühe müssen sich draußen um ihr Futter selbst umschauen, da ist es wichtig, dass sie gut zu Fuß sind und keine Schmerzen haben. „Wir haben selbst auch einen Klauenstand stehen. Sollte unterm Jahr einmal eine Kuh Probleme beim Gehen bekommen, weil sie sich zum Beispiel einen Stein eintritt, dann wird sofort nachgeschaut.“

Beobachten bringt viel

25 Jahre lang hat Familie Hehenfelder Erfahrungen in der Mutterkuhhaltung gesammelt. Schon beim Zukauf von Kalbinnen wird großer Wert daraufgelegt, dass die Tiere auf den Hof und in die Herde passen. Sie müssen mit der grundfutterbasierten Fütterung gut zurechtkommen, damit sie später genügend Milch für das Kalb haben und nach der Abkalbung nicht zu viel an Gewicht verlieren. Für Josef Hehenfelder ist das laufende Beobachten der Tiere ein wesentlicher Aspekt, dass alles so funktioniert, wie es sein soll. „Im Winter ist der Umgang mit den Tieren viel ruhiger und entspannter. Da habe ich einen viel intensiveren und direkteren Kontakt mit ihnen. Ich bin zweimal am Tag in der Bucht zum Nachstreuen oder sie sehen mich am Futtertisch beim Einfüttern. Im Sommer bin ich zwar auch beim Zaunumstecken auf der Weide oder wenn ich das Wasserfass umstelle. Aber die Distanz zum Tier ist dort einfach größer.“ Apropos Wasserversorgung auf der Weide, auch hier wird auf das natürliche Verhalten der Mutterkühe Rücksicht genommen. Josef hat drei 1000 Liter-Wasserfässer mit je einem Tränkebecken auf einen Anhänger montiert. So haben auch rangniedrigere Tiere jederzeit Zugang zu Wasser. Zusätzlich sind noch drei Salzlecksteine am Tränkewagen befestigt. Damit die Tiere beim Trinken nicht so stark von Insekten belästigt werden, wurde der Wagen mit einer Bremsenfalle ausgerüstet. Dazu dient ein schwarzer Ball, wie er auch in der Pferdehaltung genutzt wird. Die fahrbare Wasserstelle wird regelmäßig umgestellt, damit der Boden rundherum nicht aufgetreten wird und sich dort Parasiten ansiedeln können.

Wieso hat das Tierwohl für die Familie Hehenfelder einen so hohen Stellenwert? Dem überzeugten Biobauern fällt spontan ein: „Das System funktioniert nur, wenn es dem Bauern und seinen Tieren gut geht. Wir wollen höchste Qualität erzeugen und das geht nur mit einem guten Umgang mit unseren Tieren.“

Familie Hehenfelder
Zell am Pettenfirst, Oberösterreich

  • 16 ha Grünland, knapp 5 ha Acker
  • 13 Mutterkühe
  • 7 Pferde
  • 1 Stier

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