Mulch-Ackern für den Regenwurm

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Preisträger BIO AUSTRIA Fuchs 2012 – Stefan Edlmayr – 1. Platz

Mit dem von ihm entwickelten System Mulch-Ackern fördert der Biobauer Stefan Edelmayr das Bodenleben, löst nebenbei einige pflanzenbauliche Probleme und erhielt dafür den ersten Platz beim BIO AUSTRIAFuchs 2012.

Die Bodenverbesserung steht für Stefan Edlmayr an erster Stelle. Hinter der Entwicklung, für die er mit dem ersten Preis beim BIO AUSTRIAFuchs ausgezeichnet wurde, gibt es einige Überlegungen.
So wäre es günstig, die Herbstfurche zu vermeiden, um einer Winterbegrünung die Chance zu geben. Aber wie können auf dem schweren Boden danach Ackerbohne und Hafer gut angebaut werden?
Im Frühjahr pfluglos zu arbeiten brächte zwar einige Vorteile, jedoch sind für ein gutes Einarbeiten von Grünmasse mindestens zwei Arbeitsgänge erforderlich – und auch genügend Zeit und trockenes Wetter.
Die Alternative ist ein seichtes Pflügen. Störend dabei ist der unten oft noch nicht richtig abgetrocknete Boden mit der Folge von Verschmierungen. Das Saatbett fällt danach sehr grob, und der Bodenschluss lässt zu wünschen übrig. Ob ohne oder mit Pflug: bei diesem Boden zeigt die Erfahrung, dass gegenüber der üblichen Winterfurche eine Bearbeitung im Frühjahr im Schnitt einen Minderertrag von cirka 1000 kg bringt.

Bodenleben fördern

Demgegenüber hat die übliche Winterfurche eindeutige Vorteile: Die Böden trocknen und erwärmen sich schneller. Es kommt zu einer früheren Mineralisierung und gegenüber der klassischen Mulchsaat ergibt sich ein saubereres Saatbett.
Will man für seinen Boden das Beste, spricht jedoch der lange Winter dagegen! Der Boden liegt unbedeckt da, die Regenwürmer sind schutzlos und hungern. Falls vorhanden, muss eine gut entwickelte Gründüngung sinnvollerweise eine Woche vor dem Pflügen abliegen, damit sie nicht in Fäulnis übergeht. Sollte es in der Zwischenzeit regnen, wird es sehr schwierig, denn an ein Abtrocknen ist so spät im Jahr nicht mehr zu denken.

Pflug und Mulchschicht

Von diesen Überlegungen ist es nicht mehr weit zur Idee, den Pflug mit einer Mulchschicht direkt zu kombinieren. Für einen Versuch borgte ein Nachbar einen alten Häcksler zum Eingrasen. Ehemalige Häcksler von Zuckerrübenvollerntern sind weniger geeignet, weil sie nur nach einer Seite auswerfen. Für einen Wendepflug muss dies auf beide Seiten möglich sein.
Auch die Arbeitsbreiten sollten zusammenpassen. Für einen Pflug mit vier Scharen sind mindestens 1,5 m Breite erforderlich. Dafür gab es nicht viele Gerätetypen. Der ausgeborgte Häcksler wies nur 1,3 m auf, auch wurde das Häckselgut zu wenig weit ausgeworfen. Schließlich fand Stefan Edlmayr einen Häcksler mit geeigneter Breite im Internet. Der war allerdings aus Frankreich zu holen. Dafür hatte dieser zusätzlich ein starkes Gebläse, welches das Häckselgut stark genug ansaugt und entsprechend weit auswirft – auch bei Wind! Außerdem wird das Häckselgut nochmals geschnitten. Nach zwei Tagen Arbeit ist das Auswurfrohr hydraulisch auf die jeweilige Arbeitsseite schwenkbar, zur Einstellung der Auswurfklappe muss ein Fensterheber herhalten. Kostenpunkt gesamt € 3000,–.

Mit diesem Häcksler ist es nun möglich, eine massenwüchsige Gründüngung oder Kleegras auf den frisch gepflügten Streifen zu bringen. Was ursprünglich nur zur Verbesserung der Winterfurche gedacht war – Schutz und Futter für Regenwürmer – wird nun bei genügend Grünmasse grundsätzlich durchgeführt; auch vor dem Herbstanbau und sogar im Frühjahr vor Mais und Sojaanbau nach einer winterfesten Gründüngung.
So entsteht ein sauberes Feld mit einer Mulchdecke obenauf, mit Ausnahme der äußersten Streifen und des Vorgewendes. Auf dem Hof von Stefan Edlmayr gibt es mittlerweile kein Wintergetreide mehr, das nicht mit Mulch oder Mistkompost bedeckt ist.

Vorteile für schwere Böden

Stefan schätzt es sehr, dass sich der Boden im Frühjahr im Vergleich zu einer abfrostenden Gründüngung schneller erwärmt. Vor allem lässt sich die Förderung des Bodenlebens mit dem Pflug vereinbaren. Die Regenwürmer sind – auch nach dem langen Winter 2012/13 – sichtlich sehr aktiv.
Damit ist für Stefan Edlmayr der Gegenbeweis erbracht, dass nicht nur pfluglose Verfahren den Regenwurm schützen und genügend Futter liefern. Bei schwererem Boden zählt für ihn, dass gegenüber dem Grubber

  • die Mineralisierung schneller vonstatten geht,
  • bessere Erträge zustande kommen,
  • die Felder weniger Unkräuter aufweisen und
  • der Frühjahrsanbau mit einer Überfahrt erledigt wird.

Weiter entwickeln

Folgende Nachteile nimmt Stefan in Kauf: Bei diesem System werden zwei Fahrer und zwei Traktoren benötigt. Da das Mulchen vor dem Pflügen (oder einer anderen Bearbeitung) grundsätzlich erforderlich ist, hält sich der zusätzliche Dieselverbrauch in Grenzen. Das Häckselgut muss allerdings mit dem Gebläse hinauf transportiert werden und bedingt damit einen geringfügig höheren Verbrauch. Die Arbeitsbreite ist in diesem Fall mit 1,5 m an den Pflug angepasst. Vor allem durch öfteres Wenden dauert der Vorgang im Vergleich zu einem 3-m-Gerät etwa 2,5 Mal so lang.
Theoretisch wäre es denkbar, den Häcksler frontseitig am Zuggerät anzubringen. Das Gewicht vorne wäre für das Pflügen durchaus ein Gewinn. Jedoch müsste der Traktor mindestens die 1,5-fache Leistung haben. Dies ist für Stefan nicht vorstellbar. Technisch müsste der Häcklser sehr aufwändig am Traktor angebracht sein, da beim Wendepflug der Traktor auf Hin- und Rückfahrt jeweils gegenseitig schräg in der Furche fährt und dies ausgeglichen werden müsste.
Stefan feilt an seiner Entwicklung weiter, etwa an der gleichmäßigeren Verteilung der Pflanzenmasse. Es kommt immer wieder vor, dass sich größere Mengen an einer Stelle konzentrieren. Geht der Acker damit in den Winter, ist dies kein Problem; allerdings beim anschließenden Anbau und dies trotz Scheibenscharsämaschine.

Stefan Edlmayr kann das System weiterempfehlen: „Schließlich sind dadurch nicht nur einige pflanzenbauliche Probleme gelöst worden, sondern es fördert sichtbar das Bodenleben und wirkt sich langfristig auf den Ertrag positiv aus!“

Dr. Gerhard Plakolm, Leonding