Neuanlage und Einsaat von artenreichem Grünland

© Bernhard Krautzer

Bodenvorbereitung

Prinzipiell müssen die Samen einer passenden Saatgutmischung auf offenem Boden abgelegt werden, damit ein Keimungserfolg möglich ist. Hier spielt die verwendete Technik eine entscheidende Rolle. Dabei muss man unterscheiden, ob man eine Saatgutmischung in einen Bestand einsät (Übersaat) oder ob man mit Maschineneinsatz ein Saatbeet schafft und anschließend neu ansät (Neuansaat). Gut vorbereiteter Boden, oberflächliche Ablage bei regelmäßigem Streubild und gute Rückverfestigung des Saatgutes mittels geeigneter Profilwalze sind dabei die wesentlichen Erfolgsfaktoren. Die Anlage erfolgt optimalerweise im Spätsommer (letztes Augustdrittel), alternativ auch im Frühjahr, welches in den letzten Jahren aber immer sehr trocken war, mit entsprechend schlechten Anwuchsergebnissen.

Übersaat:

Ziel ist die botanische Anreicherung bestehender Grünlandflächen mit regionalen Wildkräutern. Der Boden wird durch den Starkstriegel wie bei der Bekämpfung der Gemeinen Rispe intensiv geöffnet, das anfallende Material geschwadet und mit dem Ladewagen abgeführt und kompostiert. Danach erfolgt die Übersaat einer geeigneten Saatgutmischung aus heimischen Wildkräutern (z.B. ReNatura K2 Kräutermischung für Wiesen und Weiden, 2g/m²) mit nachfolgendem Einsatz einer Profilwalze.

Neuansaat:

Ziel ist die Anlage von Blühstreifen aus zertifizierten regionalen Wildpflanzen oder die Neuanlage größerer Wiesenflächen mit passenden Saatgutmischungen von regionalen Wildpflanzen. Mithilfe einer Rotorumkehregge oder einer Kreiselegge wird ein feinkrümeliges Saatbett geschaffen, welches gut abgesetzt bzw. rückverfestigt sein muss. In einem zweiten Arbeitsgang wird mittels Übersaatgerät das Saatgut oberflächlich abgelegt und mittels Profilwalze rückverfestigt.

Saatgutmischung

Je nach Standort und beabsichtigter Nutzungsintensität kann man auf zertifizierte Blühmischungen zurückgreifen, bei denen alle Einzelkomponenten aus zertifizierten Wildpflanzen zusammengesetzt sind. In ihrer botanischen Zusammensetzung sind solche Saatgutmischungen zum Beispiel als Glatthaferwiese oder für höhere Lagen als Goldhaferwiese oder auch als Feucht- oder Halbtrockenwiese konzipiert. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, im Handel erhältliche Grünlandmischungen für mittelintensive Bewirtschaftung (bis zu drei Nutzungen), beispielsweise ÖAG-Dauerwiese B, mit passenden Kräuterzusätzen zu mischen und auszusäen. Hier kombiniert man dann Zuchtsorten von Gräsern und Leguminosen mit zertifizierten Wildkräutern. Eine weitere Möglichkeit besteht in der Verwendung von Wiesen-Kräutermischungen, die entweder in einen bestehenden Grünlandbestand eingesät werden oder als Blühstreifen oder auch großflächig angesät werden.

Wichtig ist die Verwendung von zertifiziertem, heimischem Wildpflanzensaatgut. Darin sind nur Arten enthalten, die in Österreich auch heimisch sind und deren Genetik an die Bedürfnisse unserer Blütenbestäuber angepasst ist. Solche Wiesenmischungen sind nur im Spezialhandel erhältlich (z.B. www.saatbau.at).

Anlage

Bei Wildpflanzensaatgut ist eine Ansaatstärke von etwa 2.000 Samen/m² anzustreben, das entspricht einer Aussaatmenge von 2-3 g/m² (je nach Qualität des Saatbeets bzw. vorhandener Technik). Es ist zu beachten, dass konkurrenzschwache Arten (die meisten Blütenpflanzen) sich bei geringer Saatstärke deutlich besser etablieren als bei hoher Saatstärke (geringerer Konkurrenzdruck durch schnellwüchsige Arten). Das Saatbeet muss gut abgesetzt und feinkrümelig sein. Das Saatgut muss oberflächlich abgelegt werden. Ein seichtes Einarbeiten von Ansaaten auf 0,5 cm ist speziell bei der Begrünung von humusarmen Böden (Rohböden) und bei trockenen Bedingungen von Vorteil. Ein anschließendes Verfestigen der Ansaat durch Walzen mit einer geeigneten Profilwalze ist unbedingt zu empfehlen. Aufgrund möglicher Spätfröste sollen die Mischungen nicht zu früh, also ab Mitte April bis Anfang Mai ausgesät werden. Sehr gute Ergebnisse bringt auch eine Einsaat im Spätsommer (drittes Augustdrittel bis spätestens erstes Septemberdrittel).

Anwuchspflege

Bei starker Verunkrautung der Neuansaat ist ein Pflegeschnitt (Schröpfschnitt) unter Einhaltung einer Schnitthöhe von zumindest 7 cm 4 bis 6 Wochen nach der Anlage durchzuführen. Um ein Absticken des jungen Anwuchses zu vermeiden ist bei höheren anfallenden Biomassemengen das Mahdgut abzuführen. Dieser Schnitt kann im Anlagejahr öfter wiederholt werden. Ab dem zweiten Standjahr von mehrjährigen Mischungen muss der erste Schnitt so spät im Jahr erfolgen, dass alle wichtigen Arten einen ausreichenden Reifezustand erreichen (je nach Standort Ende Juni bis Ende Juli). Das Mahdgut des ersten Schnittes muss vor der Abfuhr am Boden getrocknet werden, um ein Ausfallen der Samen und damit eine Regeneration des Bestandes zu ermöglichen. Viele der eingesäten Arten bevorzugen einen moderaten Nährstoffgehalt des Bodens, eine mäßige Mistdüngung im Herbst (keine flüssigen Wirtschaftsdünger) ist daher möglich.

Erhaltungspflege bei ein- bis zweischnittigen Flächen:

Wichtig für den Erhalt dieser extensiven, kräuterreichen Wiesen ist ein später erster Schnitt Ende Juni/Anfang Juli mit Heuwerbung gefolgt von einem Herbstschnitt, der beliebig genutzt werden kann.

Erhaltungspflege bei dreischnittigen Flächen:

Es empfiehlt sich jedenfalls ein relativ später erster Schnitt mit Heunutzung, die Folgeschnitte können beliebig genutzt werden.

2021-03-17, Dr. Bernhard Krautzer

© Bernhard Krautzer

Bild: Vergleich einer unbehandelten Grünlandfläche mit einer Kräutereinsaat mittels Rotorumkehregge

Rückfragehinweis

Dr. Bernhard Krautzer
HBLFA Raumberg-Gumpenstein / Institut für Pflanzenbau & Kulturlandschaft
Raumberg 38
8952 Irdning-Donnersbachtal
T +43 3682 22451 – 310
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