Sich Ziele setzen und durchhalten!

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Vom Milchviehbetrieb im Nebenerwerb zur Bio-Schafmilchproduktion und Direktvermarktung im Vollerwerb. Seit Birgit Laner auf das Lehengut geheiratet hat, hat sie dort mit ihrem Mann Thomas vieles weiterentwickelt.

Frisch-, Schnitt- und Hartkäse, Joghurt und Butter – das feine Sortiment von handgemachten Bio-Schafmilchprodukten der Familie Laner vom Biohof Lehengut am Reitsamberg in Pfarrwerfen lässt keine Wünsche offen. Vor sieben Jahren wurde der Milchviehbetrieb im Nebenerwerb auf Bio-Schafmilchproduktion umgestellt. 2019 haben Birgit und ihr Mann Thomas eine Kleinkäserei gebaut und sich mittlerweile beide einen Arbeitsplatz am Hof geschaffen.

Nicht aufgeben

Der Weg dorthin war nicht ohne Rückschläge, doch Birgit ist eine optimistische Frau. Oft ist sie diejenige, die Entwicklungen am Hof anstößt, besprochen und entschieden wird dann aber gemeinsam. Bei der Stallarbeit in der Früh finden Birgit und Thomas Ideen und schmieden neue Pläne.

„In stressigen Zeiten ist das oft unsere einzige gemeinsame Stunde, um den Tag zu besprechen“, so die Lehengutbäuerin. Dem übergeordnet ist das Betriebskonzept, das sich die beiden selbst erarbeitet haben. „Sich nicht an die Bank zu verkaufen, unabhängig bleiben und die Freiheit haben, es bleiben zu lassen, wenn es nicht funktioniert“, betont Birgit.

Darum haben sie nach der Hofübernahme letztlich nicht in einen neuen Laufstall für die Milchkühe mit kalkulierten Baukosten von 300.000 Euro investiert.

Sie haben sich für Milchschafe entschieden. Als Birgit am Hof eingezogen ist, hat sie ein paar Schafe mitgebracht und wusste, dass das eine Tierart ist, mit der die Familie gut zurechtkommen würde. Ausschlaggebend war zudem, dass der Stall für ein Viertel der Kosten adaptiert werden konnte und die Bio-Schafmilch, so ihre damalige Überlegung, ein sichereres Einkommen als das Fleisch bringt. Birgit und Thomas haben einige Milchschafbetriebe besichtigt, die ersten Schafe der Rasse Lacaune angeschafft und Kontakt mit der Firma Leeb, eine der wenigen auf Bio-Schaf- und Ziegenmilch spezialisierten Molkerei in Österreich, aufgenommen. Diese hat damals aufgrund der gestiegenen Nachfrage auch in Salzburg nach Betrieben gesucht.

Die erste Saison startete sehr schwierig. Durch einen Tierzukauf wurde ein Abort-Erreger eingeschleppt und die halbe Herde hat die Lämmer verworfen. Eine scheinbar aussichtlose Situation. Doch BIO AUSTRIA Tierärztin Elisabeth Stöger machte Mut, dass das nach zwei Jahren bewältigt sein würde. Es brauchte Durchhaltevermögen-aber sie hatte recht! 2018 jedoch brach die Nachfrage der Bio-Schafmilch im Handel ein und die Molkerei kündigte den Vertrag.

Unabhängig werden

Eine Situation, in der viele Produzenten aufgegeben haben, nicht so die Lehengutbäuerin: „Wenn du dich auf jemanden anderen verlässt, bist du verlassen.“ Als Mensch, der keine neuen Herausforderungen scheut, begann sie zu käsen. „Den ersten Versuch bekamen die Hühner, den zweiten haben wir selbst gegessen, der dritte war schon verkaufsfähig“, lacht Birgit heute.

Etwas mit geringem finanziellem Aufwand zu beginnen und dann, wenn es funktioniert, Schritt für Schritt weiter auszubauen, zeichnet wohl viele Biobäuerinnen und Direktvermarkterinnen aus. Oft sind es auch Quereinsteigerinnen, die sich dann in weiterer Folge viel fachliche Kompetenz erwerben. Birgit selbst stammt von einem Wirtshaus mit angeschlossener Landwirtschaft. Es war immer klar, dass ihr Bruder in der elterlichen Landwirtschaft arbeitet und diese übernimmt. Sie war in der Gastronomie tätig, heute ist Birgit mit großer Freude Bäuerin, hat sich in vielen Milchverarbeitungskursen weitergebildet und ist bei den Milchprodukteprämierungen immer vorne dabei. Dem zu Grunde liegt ein ausgeprägtes Qualitätsbewusstsein in der Milchverarbeitung. Es ist für Birgit nie eine Frage gewesen, für ihre in Öl eingelegten Käse biologisches Sonnenblumenöl des BIO AUSTRIA Partnerunternehmens Raabmühle und Kräutermischungen von Sonnentor zu verwenden. Sie hofft, dass die gesamtwirtschaftliche Situation es weiter erlaubt, den Betrieb im Vollerwerb zu führen. Thomas ist seit Juli zur Gänze in der Landwirtschaft tätig. Blauäugig ist sie nicht, aber von kollektivem Jammern hält sie auch nicht viel.

Natürlich ist die Lehenbäuerin auch bemüht, neue Absatzmöglichkeiten zu erschließen. Vermarktet wird über die Genusshaltestelle, ein Selbstbedienungskühlschrank am Lehengut und auf Bauernmärkten. In der kalten Jahreszeit werden die Kunden direkt mit den Bio-Spezialitäten beliefert. Und natürlich ist auch bei der Produktentwicklung Kreativität gefragt wie zum Beispiel an die jeweilige Saison angepasste Kreationen wie ein Joghurt mit Apfel und Zimt oder ein Bauernherbstkäse mit speziellen Kräutern. Auch „Schule am Bauernhof“ wird angeboten, das bringt langfristig gesehen auch neue Kunden.

Weg als Ziel

Und wie geht sich das alles zeitlich aus? Birgit hat mittlerweile die Trockenstehzeit, die sukzessive vorverlegt wurde, zur Familienzeit gemacht. Die zwei Monate von Anfang August bis Anfang Oktober bieten die Möglichkeit, mit den Kindern die Sommerferien besser zu genießen.

Für die Zukunft wünscht sich Birgit keinen Stillstand, sie wird sich mit Thomas immer wieder neue Ziele setzen, wobei sie betont, dass der Weg das Ziel sei.

Autorin: Regina Daghofer, Beraterin für Direktvermarktung im BIO AUSTRIA Landesverband Salzburg

Weitere Informationen:

www.biohof-lehengut.at