Stall für Bio-Zuchtsauen

© Schaumberger
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Adelheid und Andreas Göschl aus Niederösterreich entschieden sich für einen zusätzlichen Betriebszweig und bauten einen Stall für Bio-Zuchtsauen in Holzbauweise.

Erste Überlegungen, die Tierhaltung zusätzlich zur Mutterkuhhaltung zu erweitern, gab es bei Familie Göschl vor fast zwei Jahren. Andreas und Adelheid Göschl entschieden sich für Zuchtsauen, weil diese gut in das Betriebskonzept passen. Es wurde viel überlegt, recherchiert und diskutiert, bis im September 2018 mit dem Bau eines neuen Stalls für maximal 40 Zuchten begonnen wurde. Der Unterbau wurde in Eigenregie vorbereitet. Im Jänner 2019 wurde das „Fertigteilhaus“ aus CLT-Platten als Warmstall aufgestellt. Anfang Februar folgten die Aufstallungselemente von der Firma Bräuer, zwei Monate später wurden die ersten vier Bio-Jungsauen eingestellt, die ersten Ferkel wurden im August ausgeliefert.

Die einzelnen Produktionsbereiche mit Wartebereich, Abferkelstall und Aufzucht wurden in drei Gebäude in einreihiger Bauweise gegliedert. Insgesamt hat das Areal etwa 1800 m2, Platz ist noch vorhanden, falls der Betrieb einmal erweitert wird. Es gibt keine aktive Kühlung in den Ställen. Die Temperaturen werden über das mit Steinwolle gut gedämmte Dach beziehungsweise über Fenster und gegenüberliegende Öffnungen reguliert. Die Kosten pro Stallplatz betrugen mit viel Eigenleistung etwa 10.000 Euro.

PigFair-Buchten

Familie Göschl hat sich für PigFair®-Buchten entschieden. Die Jungsauen werden die ersten Tage unterstützt, um den „Futtergang“ kennenzulernen. Hierzu kann man die Türen aufspreizen. „Anfangs glaubte ich, der Sau helfen zu müssen und ich ließ die Türe auf zwei Seiten schwingen. Das führte dazu, dass es zu mehr Verschmutzungen in der Bucht kam, aber sich die Sau nicht besser zurechtgefunden hat“, erzählt Andreas Göschl.
Die Ferkelnester sind mit Deckel- und Fußbodenheizung ausgestattet. Ab dem dritten Tag senkt sich die Deckelheizung automatisch jeden Tag um 1 °C Grad ab. Die dunklen Ferkelklappen in der Tür zum Auslauf wurden durch ein durchsichtiges Plastik ersetzt, so können sich die Ferkel besser orientieren. Bei der Knöchelprobe war der Beton anfangs zu rau und wurde daher nachbearbeitet.

Im gesamten Stallbereich sind 24 Kameras installiert. Das ist vor allem im Abferkelbereich hilfreich, denn so werden die Sauen überwacht, ohne sie stören zu müssen. An den Wänden der Buchten wurden Schutzbügel montiert, um die Ferkel vor dem Erdrücken zu schützen. Ob wirklich nötig, ist die Frage, aber sie geben ein gutes Gefühl. Da der Stall erst kurz in Betrieb ist, gibt es dazu noch wenig Erfahrung.

Wartebereich

Der Wartebereich ist klassisch mit Selbstfangfressständen ausgestattet. Dahinter ist eine tief eingestreute Liegefläche angebracht. Die Standfläche mit den Ständen hat eine leichte Neigung, um den Harnablauf zu sichern. Dieser Bereich ist der einzige, wo eine Tür in die Holzwand geschnitten wurde, um auch bei Bedarf mit dem Hoflader hineinfahren zu können.

Auslauf

Der Auslauf weist ein leichtes Gefälle auf und mündet in eine kleine Gitteröffnung. Der Korb darunter kann bei Bedarf gereinigt werden. Im Moment wird er einmal pro Monat gereinigt. Bei den Tränken im Auslauf mussten zusätzliche Leisten montiert werden, da Ferkel ausgebrochen sind.
Montiert ist jeweils eine Mutter-Kind Schalentränke, die gut angenommen wird. Die Wasserzuleitung erfolgt mittels Ringleitungssystem mit Heizung, die Temperatur ist auf 4 bis 5°C eingestellt, zusätzlich ist die Schale beheizt. Die Schalen können von außen gut kontrolliert und gesäubert werden. Raufutter wird in Raufen angeboten. Obwohl überdacht, hatte ein Wurf Sonnenbrand erlitten. Hier wird noch eine Schattenlösung angebracht.
Durch die gut genutzte Raumaufteilung muss der Auslauf nur ein- bis zweimal pro Woche mit dem Hoflader ausgemistet werden. Danach wird frisch eingestreut. Allfälliger Kot wird mit der Gabel über die Auslauftür nach außen befördert. Der Misthaufen befindet sich etwas abseits in der Nähe des Mutterkuhstalles. Sonst werden die Stallungen nur trocken ausgekehrt beziehungsweise die Wände – vor allem im Aufzuchtstall – mit einem Spezial-Hockdruck-Dampfreiniger gereinigt.

Die Fütterung erfolgt halbautomatisch. Beim Betreten des Stalls wird die Ausgabe des Futters gestartet und der Stallrundgang gemacht. Die Raufutter-Raufen für Heu oder Silage wurden leicht adaptiert und im Auslauf mit einer Abdeckung montiert.

Die bisherigen Erfahrungen mit dem Stallneubau waren für Familie Göschl gut. „Wichtig ist, dass man es sich so richtet, dass man eine Freude hat und gerne in den Stall geht. Es hätte vielleicht keine Heizung in gewissen Stallbereichen gebraucht, aber beim Besamen im Winter will ich selber auch nicht frieren“, sagt Andreas Göschl.

Autorin:
Dr. Simone Schaumberger, BIO AUSTRIA

Betriebsdaten:
Familie Göschl, Niedernondorf, Niederösterreich

40 Zuchtsauen, 22 Mutterkühe mit Nachzucht
75 ha, davon 51 ha Acker (5 bis 6 ha davon sind Futterflächen)
3,5 ha Wald

Simone Schaumberger, Beraterin für Bio-Schweinehaltung bei BIO AUSTRIA meint:

„Entscheidet man sich für einen Neu- oder Umbau eines Bio-Schweinestalles ist es wichtig, sich vorher über die Anforderungen in der Bio-Schweinehaltung inklusive Arbeitswirtschaft und über verschiedene Aufstallungssysteme gut zu informieren. Genauso wichtig ist es, sich einen Marktüberblick zu verschaffen: Gibt es Nachfrage und wie schaut es mit der Verfügbarkeit von Bio-Ferkeln und Bio-Zuchtsauen aus? Es im Stallbau sicher entscheidend, die Bedürfnisse der Tiere im Blick zu haben und auch möglichst effizient zu bauen. Die Arbeit soll gut zu bewältigen sein, um sich Kosten für etwaige Umrüstungen zu sparen. Auch sollte es möglich sein, dass man Änderungen oder Erweiterungen vornehmen kann, also dass man sich eine gewisse Flexibilität offenhält.“

Wenn Sie Fragen zur Bio-Schweinehaltung haben, kontaktieren Sie uns:
BIO AUSTRIA
Dr. Simone Schaumberger, Tel. 0676/842 214 264