Vierter Tiroler Bio-Bauerntag im Zeichen des Bodens

BIO AUSTRIA fordert Umdenken sonst verlieren wir für unsere Zukunft an Boden

Rotholz | 14.02.2023

„Wir müssen unsere Landnutzung radikal ändern, um die zukünftigen Herausforderungen meistern zu können! Es sind einfache Maßnahmen, die Welt zu verbessern oder sogar zu retten – sie müssen nur umgesetzt werden“, fasst BIO AUSTRIA Obfrau Christina Ritter den vierten Tiroler Bio-Bauerntag an der LLA Rotholz mit über 100 TeilnehmerInnen zusammen.

Boden ist wichtig

Die größte Bio-Veranstaltung Westösterreichs nahm in seiner vierten Ausgabe das Thema Boden in den Mittelpunkt. Boden ist Lebensraum für unzählige Mikroorganismen und Kleintiere, versorgt uns mit Nahrungsmitteln und Rohstoffen, speichert und filtert Wasser und beeinflusst unser Klima. Zwar scheint der Boden auf dem wir leben so nah und allgegenwärtig, doch haben wir als moderne Gesellschaft vergessen, dass wir vom Boden leben und vernachlässigen ihn oft sträflich. Dabei brauchen wir ihn so dringend, denn zum Gedeihen unserer Lebensmittel ist er unersetzbar, davon ist der bayrische Bodenpionier und Biolandbauer Sepp Braun überzeugt und gab während seines Impulsvortrages im voll besetzten Saal der LLA Rotholz einen Einblick in seine langjährigen Erfahrungen mit dem Aufbau von lebendigem Boden.

Braun veranschaulichte, dass durch einen gelungenen Humusaufbau nicht nur die Wertschöpfung gesteigert, sondern mit der damit einhergehenden CO2 Speicherung auch die Temperatur reguliert und aktiver Klimaschutz geleistet werden kann. Dafür braucht es jedoch die Vernetzung von Land- und Forstwirtschaft für den vermehrten Aufbau von Agroforstsystemen anstatt riesiger Monokulturen, die den Klimawandel nicht nur beschleunigen, sondern den Phänomenen, wie bspw. länger anhaltender Trockenheit, Starkregenereignissen und vielen weiteren Problemen, ungeschützt ausgesetzt sind.

Biolandwirtschaft braucht Weiterentwicklung

Während der anschließenden Podiumsdiskussion gab sich der Biopionier Braun aber auch selbstkritisch was die Bio-Landwirtschaft anbelangt, denn auch sie muss weitergedacht werden. Sei es im Bereich der Bodenbearbeitung, neuen Vernetzungssystemen oder anderen zukunftsfähigen Methoden, Stillstand darf es keinen geben. Der Meinung schloss sich die Bundesobfrau des Bio-Verbandes BIO AUSTRIA, Gertraud Grabmann, an, denn so besteht die Grundaufgabe des Bio-Verbandes darin, Wissen zu vermitteln und den BäuerInnen beratend zur Seite zu stehen. Wissen braucht es dringender denn je, denn Bodenverdichtung sowie Bodenversiegelung sind die größten Gefahren für den Boden in Tirol, so Thomas Peham, Bodenexperte des Landes Tirol. Dass sich die Bio-Landwirtschaft dabei in einem Zielkonflikt befindet, wurde von Grabmann nicht beschönigt, denn neben dem

so essentiellen Bodenschutz, den die BiobäuerInnen betreiben, sollen auch die Marktanforderungen erfüllt werden und die BäuerInnen ein gutes Auskommen durch ihre Produkte erlangen.

Schutz von Flächen zugesichert

Von Seiten der Politik, versicherte LAbg. Michael Jäger, dass man vermehrt auf die landwirtschaftlichen Vorsorgeflächen schauen muss um diese zu schützen, damit nicht Ausnahmen zur Regel werden und vermehrt auch diese Flächen durch verschiedenste Projekte versiegelt werden. Auch Jäger fordert eine nachhaltige Landwirtschaft, von der die Bäuerinnen und Bauern auch zukünftig gut leben können. Beispielsweise könnten BäuerInnen für Leistungen im Bereich des Humusaufbaues belohnt werden. Sepp Braun ist sich jedenfalls sicher, dass man die Landwirtschaft radikal zum Positiven verändern muss, um den zukünftigen Herausforderungen standhalten zu können.

Dass das Thema Boden ganz und gar nicht trocken ist, wurde im weiteren Verlauf des Bauerntages durch die Portraits des Regenwurms sowie des Rindes von der Schauspielerin Barbara Geiger lustvoll veranschaulicht. Am Nachmittag wartete wieder ein vielfältiges Wahlprogramm zu den Themen „Bio-Tierhaltung und -Grünland“, „Bio-Acker- und Gemüsebau“ und „Direktvermarktung“ auf die TeilnehmerInnen. Ein gelungener und intensiver Bio-Bauerntag mit vielen interessanten Vorträgen und Einlagen ging danach zu Ende und so wird von Seiten Landesverbandes BIO AUSTRIA Tirol bereits wieder an neuen Themen getüftelt und die nächsten Weiterbildungs- und Vernetzungsveranstaltungen geplant.

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