Zurück zu den Wurzeln
Petra Höfler ist Grafikerin, kehrte auf den Hof ihrer Eltern zurück und übernahm den landwirtschaftlichen Betrieb. Für die Mutterkühe plante sie einen neuen, funktionalen Tierwohl-Stall und beteiligt sich am Projekt „Stressfreie Hofschlachtung“.
Der Mentlhof ist ein Bergbauernhof auf 950 m Seehöhe in der Nähe von Deutschlandsberg in der Weststeiermark. Dort wohnen und arbeiten Petra Höfler und ihre Eltern. Der Hof ist seit Generationen im Besitz der Familie. Einst ein Milchviehbetrieb, so finden heute insgesamt elf Rinder, davon vier Mutterkühe, der Rasse Fleckvieh, zwei Pferde und ein paar Hühner einen Platz in dieser idyllischen Umgebung.
Grafikerin und Biobäuerin
Petra Höfler ist gelernte Grafikerin. Sie arbeitete und lebte nach der Matura in Wien und Graz. Mit dem Kauf eines Pferdes verfestigte sich der Gedanke, der Stadt den Rücken zu kehren und den Hof zu übernehmen. Ein starkes Motiv für diese Entscheidung war der Wunsch, Bio-Lebensmittel selber zu produzieren und so auch die Bio-Landwirtschaft in der Region zu stärken. Ihren Beruf als Grafikerin musste sie dafür nicht aufgeben. Sie ist selbständig und kann ihren Arbeitsplatz frei wählen, eine gute Internetanbindung ist hier das wichtigste Kriterium.
Doch Petra traf die Entscheidung nicht voreilig, dafür waren die Auswirkungen auf ihr bisheriges Leben zu einschneidend. Sie hat sich diesen Schritt sehr gut überlegt und zunächst eine betriebswirtschaftliche Analyse vorgenommen, um zu wissen und beurteilen zu können, wo sie zukünftig ihre eigenen Akzente in der Bewirtschaftung setzen will.
Mit der Übernahme des Hofes erfolgte dann auch die Ausbildung zur landwirtschaftlichen Facharbeiterin.
Im Zuge ihrer Ausbildung hat sie den neuen Stall selbst entworfen. Dabei war ihr wichtig, diesen einfach, leicht abänderbar und funktional zu gestalten. Das Holz stammt vom eigenen Wald. Der alte Stall wird als Abkalbestall im Winter sowie für Pferdeboxen genutzt.
Stressfrei schlachten
Petra Höfler engagiert sich für die Schlachtung am Hof, denn die Rinder sollen bis zur Schlachtung so wenig Stress wie möglich haben. In der Vergangenheit wurden die Tiere verladen und zu einem naheliegenden Schlachtbetrieb gebracht. „Das war zuviel Aufregung für die Tiere. Mir ist es wichtig, dass das Rind bis zum Tod durch die Schlachtung im gewohnten Umfeld bleibt“, erklärt sie. So wurde sie Mitwirkende am Projekt „Stressfreie Hofschlachtung“, wo mittlerweile elf Bauern aus der Region dafür sorgen, dass die Rinder direkt am Hof geschlachtet werden. Petra ist überzeugt, dass das die stressfreiste Variante für das Tier ist.
Andere einbinden
Neben den Rindern ist Petra sehr aufgeschlossen für neue Entwicklungen in der Bio-Landwirtschaft und ist an Innovationen interessiert, die sich am Hof etablieren könnten. So möchte sich die Biobäuerin in naher Zukunft an der Fisch- und Pilzzucht versuchen. Und hier holt sie sich auch Unterstützung von anderen Familienmitgliedern und Freunden. Sie meint dazu: „Ich möchte möglichst viele Menschen in die Landwirtschaft einbinden. Interessierte aus dem Familien- und Freundeskreis sollen mitwirken, Ideen einbringen und tatkräftig mithelfen. „So habe ich eine tragfähige Gemeinschaft, auf die ich zurückgreifen kann und die mich unterstützt.“
Frauen sind zwar bei Fortbildungen und Veranstaltungen noch oft in der Minderheit, doch damit habe sie kein Problem, betont die Biobäuerin. „Ich würde nicht behaupten, dass Frauen die Landwirtschaft anders gestalten. Aber es ist sicherlich so, dass Frauen oft andere Impulse setzen oder schneller etwas Neues ausprobieren, vielleicht auch vorhandene Strukturen leichter verändern oder durchbrechen wollen. „Ich denke, dass eine bunte Mischung individueller Meinungen das beste Ergebnis bei der Ideenfindung und Umsetzung von Projekten erzielt.“
Ziele setzen
Ihren Beruf als Grafikerin will Petra nicht aufgeben. Das Wort „Nebenerwerb“ findet sie für ihren Betrieb nicht angemessen. Es hört sich an, als würde der Bauernhof nur nebenbei bewirtschaftet werden, was nicht stimmt. Beide Arbeitsbereiche tragen ihren Teil zum Lebensunterhalt bei.
Ein Leitsatz von Petra Höfler lautet: „Es braucht gute Ideen und umsetzbare Ziele, die einen Betrieb spannend und lebendig halten.“ Ihre derzeitigen Ziele für den Hof sind klar. Sie will ihn weiterentwickeln und ist offen für Veränderungen, die ihre Familie optimistisch denkend in die Zukunft leiten. Mit einem guten Netzwerk innerhalb der Familie und Freunden, sowie Freude an den Tätigkeiten auf dem Hof, wird sie das auch schaffen!
Autor: Bernhard Haller, Bio Ernte Steiermark
Weitere Informationen: www.mentlhof.wordpress.com