BIO AUSTRIA zum Milchdialog: Agrarpolitscher Paradigmenwechsel zur Lösung der Milchkrise erforderlich

© BLE, Bonn/Dominic Menzler

13.06.2016

Notfallmaßnahmen dringend notwendig – Langfristige Lösung heißt Fokus auf Nachhaltigkeit und Ernährungssouveränität sowie marktangepasste Produktion statt Leistungsmaximierung.

Wien (OTS) – Anlässlich des morgen, Dienstag, stattfindenden Milchdialogs findet BIO AUSTRIA Bundesobfrau Gertraud Grabmann deutliche Worte zur gegenwärtigen Situation am Milchmarkt. „Die Milchkrise ist nicht nur ein branchenspezifisches Phänomen, sondern offenbart eine grundlegende Systemkrise in der Landwirtschaft“, so Grabmann. Die europäische Agrarpolitik sei nach wie vor primär auf eine Maximierung der Produktion und Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit am globalen Markt ausgerichtet. Mit dem Wegfall der Milchquoten sei das letzte Korrektiv gefallen. Diese Strategie ginge nicht nur auf Kosten von Umwelt, Klima und Tierwohl, sondern auch auf Kosten der Bäuerinnen und Bauern, konstatiert Grabmann.

„Neben einer kurzfristigen Nothilfe für die konventionellen Milchbauern brauchen wir daher einen Paradigmenwechsel in der Agrarpolitik: Nur der Umbau von einer auf Höchstleistung und permanentes Wachstum ausgelegten Landwirtschaf hin zu einer ökologisch nachhaltigen, auf Ernährungssouveränität ausgerichteten Produktion kann mittel- bis langfristig stabile Lösungen bringen“, betont die BIO AUSTRIA Obfrau.

Ziel des morgigen Branchendialogs müsse es auch sein, langfristige negative Struktureffekte auf die österreichische Landwirtschaft zu verhindern. „Eine Preis-Katastrophe wie diese gefährdet das Rückgrat der österreichischen Landwirtschaft, die bäuerlichen Familienbetriebe. Daher muss die Politik rasch reagieren, um einen unumkehrbaren Kahlschlag zu verhindern“, so Grabmann, die den vom Landwirtschaftsministerium einberufenen Runden Tisch als richtigen und wichtigen Schritt zu einer Lösungsfindung begrüßt. Kurzfristige, einmalige Maßnahmen könnten aber die Gesamtproblematik im Agrarsystem nicht lösen, diese seien nur „ein Pflaster auf einer klaffenden Wunde“, betont die BIO AUSTRIA Obfrau.

Die Milchkrise offenbare, wo die eigentlichen Fehler im System lägen: Kühe auf höchste Milchleistung zu züchten und mit Kraftfutter die Milchleistung immer weiter zu maximieren, sei ein fragwürdiger Zugang. Hier müsse gegengesteuert werden. „Wir brauchen eine Rückbesinnung. Kühe müssen wieder mit Nahrung versorgt werden, die ihrer natürlichen Anforderung als Wiederkäuer entspricht. Das bedeutet primär Grundfutter aus der Region. Es braucht eine Abkehr von der Fokussierung auf Milchleistung je Kuh hin zur Milchleistung je Hektar Grünland“, fordert Grabmann. Die Produktion müsse dabei marktabhängig gesteuert werden. „Hier sind alle Beteiligten aufgerufen, neue Systeme der Mengensteuerung zu entwickeln.“

Im Gegensatz zum konventionellen Bereich sind die Erzeuger-Preise für Bio-Milch derzeit relativ stabil. Es gebe aber trotz positiver Zukunftsprognosen keine Garantie dafür, dass dies auch so bleibe. Daher sei es hier besonders wichtig, behutsam vorzugehen und den Markt mit der Produktion im Einklang zu entwickeln, so Grabmann, die in diesem Zusammenhang abschließend potenzielle Bio-Umsteller dazu anhält, ihre individuellen Marktchancen im Vorfeld mit den Verarbeitern abzuklären.

Hintergrund:

BIO AUSTRIA ist das Netzwerk der österreichischen Biobäuerinnen und Biobauern. Als größter Bio-Verband in Europa repräsentiert BIO AUSTRIA die österreichische Bio-Landwirtschaft – mit über 12.500 Mitgliedern, 360 Partnerunternehmen und 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf Landes- und Bundesebene. Nähere Informationen unter www.bio-austria.at

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