Der Boden im Grünland

© A.Bohner
©A.Bohner

Für die erfolgreiche Bewirtschaftung von Grünlandflächen lohnt es sich, einen genauen Blick unter die Bodenoberfläche zu werfen. So lassen sich Zusammenhänge leichter erkennen.
Die mineralogische Zusammensetzung des bodenbildenden Muttergesteins hat einen großen Einfluss auf das bodenbürtige Nährstoffnachlieferungsvermögen eines Grünlandbodens. Deshalb sind Böden aus Quarz-reichem Gestein (Sandstein, Quarzit) von Natur aus nährstoffarm. Böden aus Glimmer- und/oder Feldspat-reichem Gestein (Granit, Gneis, Glimmerschiefer) hingegen haben ein hohes natürliches Kalium-Nachlieferungsvermögen. Böden aus Karbonatgestein (Kalk, Dolomit, Mergel) enthalten viel Kalzium und Magnesium.

Viele Wurzeln

In Grünlandböden ist die Wurzelmasse besonders hoch. Mehr als drei Viertel der Pflanzenwurzeln befinden sich in den obersten 10 cm des Bodens. Abgestorbene Wurzeln und Wurzelteile sowie Wurzelausscheidungen von lebenden Pflanzenwurzeln sind bedeutende Humusbildner und für Bodenorganismen eine ständig fließende Nahrungsquelle.
Die biologische Aktivität im Boden ist daher entscheidend von der Wurzelmasse, vom jährlichen Wurzelumsatz und von der Menge an Wurzelausscheidungen abhängig.
Individuenzahl, Vielfalt, Biomasse und Aktivität der Bodenorganismen sind meist sehr hoch. Ein wesentlicher Grund hierfür ist das große Nahrungsangebot im Oberboden bedingt durch eine große Feinwurzelmasse und einen hohen Humusgehalt.
Eine hohe bodenbiologische Aktivität erfordert günstige Bodenverhältnisse (ausreichend Bodenhohlräume, Wärme, Wasser, Sauerstoff, mineralische Nährelemente, optimaler pH-Wert) sowie ein ausreichend hohes und kontinuierliches Angebot an energie- und nährstoffreicher Nahrung.

Sehr humusreich

Grünlandböden sind meist sehr humusreich. Der Humusgehalt beträgt im Oberboden häufig mehr als sechs Prozent. Generell ist die Humusanreicherung im Grünlandboden umso stärker, je ungünstiger die Umweltbedingungen für Bodenorganismen sind. Deshalb sind vor allem grundwasserbeeinflusste Böden (Gley, Anmoor, Moor) überaus humusreich. Die Bodenfruchtbarkeit wird maßgeblich von der Humusmenge, Humusqualität und Geschwindigkeit des jährlichen Humusumsatzes im Boden bestimmt. Je rascher der Humusumsatz erfolgt, umso besser werden die Grünlandpflanzen mit mineralischen Nährelementen versorgt. Dazu ist ein reichhaltiges, vielfältiges und aktives Bodenleben notwendig.
Das Kohlenstoff:Stickstoff-Verhältnis (C:N-Verhältnis) im Oberboden ist ein Maß für die Humusqualität. In fruchtbaren Grünlandböden ist das C:N-Verhältnis niedriger als 12:1.

Optimaler pH-Wert Der pH-Wert variiert in Grünlandböden im Hauptwurzelraum zwischen 3,5 und 7,5. Grünlandböden mit einem basenarmen Ausgangsgestein (Granit, Gneis, Sandstein) sind vor allem in kühlen, niederschlagreichen Gebieten versauerungsgefährdet. Der pH-Wert sollte im Hauptwurzelraum zwischen 5,0 und 6,2 liegen. In diesem pH-Bereich sind mineralische Nährelemente für Bodenorganismen und Grünlandpflanzen optimal und in einem ausgewogenen Verhältnis verfügbar.

Bodenorganismen arbeiten Grünlandböden weisen oft hohe Gesamtgehalte an Stickstoff, Phosphor und Schwefel auf. Diese Makronährelemente sind im Oberboden überwiegend im Humus gebunden und müssen durch Bodenmikroorganismen in eine pflanzenverfügbare Form umgewandelt werden. Die Nachlieferungsgeschwindigkeit aus dem organischen Bodenspeicher hängt entscheidend von der Menge und Aktivität der Bodenmikroorganismen ab. Durch Aktivierung und Förderung der Bodenorganismen kann somit die Bodenfruchtbarkeit gesteigert werden.

Struktur beachten

Die Struktur im Oberboden ist ein wesentlicher Faktor der Bodenfruchtbarkeit und Indikator für die Bewirtschaftungsintensität. Günstig ist eine krümelige Struktur, weil Aufnahme, Speicherung und Versickerung von Wasser sowie Durchlüftung und Durchwurzelbarkeit optimal sind. Die Krümelstruktur ist charakteristisch für den A-Horizont von locker gelagerten Grünlandböden. Sie repräsentiert eine optimale Bodenstruktur für das Bodenleben. Ungünstig ist eine plattige Struktur, weil Durchwurzelung, Wasser- und Nährstoffaufnahme durch die Grünlandpflanzen vermindert sind. Die Plattenstruktur zeigt eine Bodenverdichtung und ungünstige Lebensbedingungen für nützliche Bodenorganismen an. Besonders verdichtungsempfindlich sind schluff- und feinsandreiche Böden. Vor allem Auböden haben oft einen hohen Schluff- und Feinsandgehalt.

Bodentypen und Vegetation

Der Boden beeinflusst die Artenzusammensetzung der Grünlandvegetation. Auf tonreichen Grünlandböden (Kalkbraunlehm) wachsen insbesondere in kühlen, niederschlagreichen Gebieten krautreiche Pflanzenbestände. Die Verunkrautungsgefahr ist deutlich höher als auf vergleichbaren tonärmeren Böden (Braunerde). Außerdem neigen tonreiche Böden zur Wechselfeuchtigkeit. Dies kann zu einem erhöhten Verlust an gasförmigen Stickstoff führen. Tiefgründige Braunerden, vergleyte Braunerden und verbraunte Gleye zählen zu den hochwertigsten Grünlandböden. Diese Bodentypen repräsentieren Vorrangflächen für eine intensive Grünlandbewirtschaftung.

Für die Praxis

Strukturschäden vermeiden Durch eine falsche, nicht standortangepasste Bewirtschaftung kann die Struktur im Oberboden rasch und deutlich verschlechtert werden. Strukturschäden sind im Dauergrünland nicht vollständig reversibel und haben daher langfristig eine negative Auswirkung auf das Bodenleben. Besonders gefährdet sind Böden mit Grund- oder Stauwassereinfluss wie Auboden, Pseudogley, Gley, Anmoor und Niedermoor.

Drainagen Die Mehrzahl der Bodenorganismen ist sauerstoffbedürftig. Daher fördern Drainagen das Bodenleben, weil sie den Wassergehalt des Bodens vermindern und dadurch den Sauerstoffgehalt im Boden erhöhen. Außerdem gewährleisten sie eine raschere und stärkere Bodenerwärmung, vor allem im Frühling.

Düngung und Tiefwurzler Eine regelmäßige Düngung mit Wirtschaftsdünger (Mist, Kompost) ist notwendig, um den Humusgehalt im Grünlandboden zu erhalten und die biologische Aktivität im Boden zu steigern. Eine Humusanreicherung im Unterboden zur Förderung der Bodenorganismen erfolgt in erster Linie durch tiefwurzelnde Grünlandpflanzen.

In Grünlandböden herrschen für Bodenorganismen andere Lebensbedingungen als in Ackerböden. Deshalb können einzelne Maßnahmen zur Aktivierung und Förderung der Bodenlebewesen nur bedingt vom Ackerland ins Grünland übertragen werden. Außerdem hat jede Grünlandfläche ihre eigene Bewirtschaftungsgeschichte und spezifische Standortbedingungen. Einzelne Maßnahmen können sich daher sogar auf jeder Grünlandfläche unterschiedlich auf das Bodenleben und das Pflanzenwachstum auswirken. Ständige Wissensaneignung, Beobachtungsgabe, Erfolgskontrolle, praktische Erfahrung, Augenmaß, Geduld und Mut zum selbstständigen Experimentieren sind die Basis für eine langfristig erfolgreiche Grünlandbewirtschaftung.

Autor:

Dr. Andreas Bohner, HBLFA Raumberg-Gumpenstein
Informationen über Boden und Gestein liefern die digitale Bodenkarte von Österreich (http://www.bfw.ac.at/ebod) und die geologischen Karten von Österreich (Geologische Bundesanstalt).