Insektenfreundliches Grünland

© BIO AUSTRIA/Müller

Einen bunten Wiesenblumenstrauß zu pflücken, kann heute schon eine Herausforderung sein. Dabei waren bunt blühende Wiesen bis vor wenigen Jahrzehnten die Hauptnahrungsquelle für blütenbesuchende Insekten wie Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und Co. Ackerwildkräuter wie z.B. Kornblume, Kornrade, Ackersenf und Hederich sind noch früher aufgrund von immer effektiverer Unkrautbekämpfung von den Äckern verschwunden.

Darum mussten die Blütenbestäuber auf die Wiesenblumen ausweichen. Eine immer intensivere und häufigere Nutzung des Grünlands gibt jedoch den meisten Blütenpflanzen keine Gelegenheit mehr zur Blüte, und so ist das Nahrungsangebot nach der Blüte von Obst, Löwenzahn und Raps ab Anfang Juni oft so gering, dass sich diese Insekten nicht mehr ausreichend ernähren können. Üblicherweise fällt der erste Schnitt auf Anfang Mai und ist damit viel früher als noch vor wenigen Jahrzehnten. Innerhalb weniger Tage bricht dadurch die Nahrungsversorgung der blütenbesuchenden Insekten zusammen, oft in ganzen Regionen innerhalb weniger Tage. Auch später bieten die Wiesen kaum noch ein Nahrungsangebot. Doch es gibt auch im Grünland Möglichkeiten, die Situation der Blütenbesucher zu verbessern, ohne dass man als Landwirt wirtschaftliche Einbußen hinnehmen müsste.

Differenzierte Nutzung

Die Nutzung der Wiesen sollte an die Standortbedingungen angepasst sein. Das heißt, Wiesen, die aufgrund geringerer Bonität weniger Ertrag liefern, sollten extensiviert werden. Das heißt, sie sollten nur auf Entzug gedüngt und wenn möglich nicht so oft gemäht werden wie ertragsstarke Flächen. Somit werden die magersten Flächen eines Betriebes deutlich extensiver bewirtschaftet als die ertragsstarken Wiesen. In der Praxis bedeutet dies einen reduzierten Einsatz von Gülle auf solchen Flächen sowie eine geringere Schnitthäufigkeit. Scheinbare arbeitswirtschaftliche Vorteile bei gleicher Bewirtschaftung aller Flächen können durch geringere Düngungskosten sowie einen reduzierten Arbeitskraft- und Maschineneinsatz oft ausgeglichen werden.
Bei einem Nutzungsintervall von deutlich über 6 Wochen kommen Kräuter zur Blüte und können z.T. auch aussamen, was bei häufigerer Schnittnutzung nicht möglich ist. So zeigen 2- bis 3- Schnittwiesen die größte Blütenvielfalt. Neben Löwenzahn im Frühjahr bieten auf solchen Wiesen Weiß-, Gelb-, Wiesen- und Hornklee, aber auch Kräuter aller Art das ganze Jahr über eine gute Nektar- und Pollentracht. Die Voraussetzung: Möglichst acht Wochen Abstand zwischen zwei Nutzungen, sowie eine angepasste bzw. zurückhaltende organische Düngung, die einen vielseitigen Pflanzen-Bestand ermöglicht. Auf Grünland, das 5 mal oder öfter gemäht wird, findet man außer Löwenzahn und evtl. im Herbst Weißklee kaum Nektar und Pollen spendende Pflanzen.
Magerwiesen ergeben auch mit Düngung keinen nennenswerten Ertrag, die Artenvielfalt verschwindet aber dauerhaft bereits nach kurzer Zeit als Folge des Stickstoffüberschusses. Eine Nutzung von Magerwiesen zur Ernte von Kräuterheu durch extensive Bewirtschaftung gibt dagegen die Möglichkeit, durch die Fütterung gezielt die Gesundheit der Nutztiere zu fördern. Dazu gibt es eine Arbeit – „Die Bedeutung von Kräutern in der Rinderhaltung“ – die gerne an Interessierte weitergeleitet werden kann.

Randstreifen

Wollen Sie Blütenbesuchern sowie Kleintieren das Überleben erleichtern, lassen Sie Wiesenrändern beim Mähen stehen. Werden die Ränder der Wiesen abwechselnd nur jedes zweite Mal gemäht, so kann der schockartige Zusammenbruch der Nahrungsversorgung abgemildert werden. Da der Ertrag der Ränder sowieso geringer ist als in der Fläche, ist der Minderertrag gering. Ein Ausgleich für den Ertragsausfall ist die Einsparung der vor allem bei kleinen Flächen relativ hohen Arbeitszeiten und Maschinenkosten für das Mähen der Ränder bei jeder zweiten Nutzung. Wiesenränder tragen so zur Biotop-Vernetzung bei. Je breiter die Ränder sind, desto größer ist natürlich der Effekt für die Tiere. Um eine Pflege der Flächen zu gewährleisten, werden die Ränder bei den Wiesen im Wechsel gemäht, das heißt, bei einem Teil der Flächen bleiben die Ränder bei der ersten Mahd stehen, beim anderen Teil bei der zweiten Mahd und so weiter. Dadurch bleiben immer Rückzugsräume für Tiere erhalten und die Flächen verwildern nicht. So wird die Artenvielfalt der Pflanzen gefördert, die sich vom Randbereich in die Fläche ausdehnen kann. Das Schnittgut von den Rändern ergibt strukturreiches Futter, das in der Mischung mit dem ansonsten strukturarmen Futter die Verdaulichkeit erhöht.

Gestaffelte Mähzeiten

Optimal für Wildbienen und Co wäre die traditionelle „Staffelmahd. Sie entschärft Arbeitsspitzen und ermöglicht angepasste Futter-Qualitäten für verschiedene Tierarten. Wenn die Wiesen nicht alle zum gleichen Zeitpunkt gemäht werden, so bleiben immer Rückzugsräume und Nahrungsangebot erhalten. Dies ist bei intensiver Milchwirtschaft in der Regel aus betriebswirtschaftlichen Gründen nicht möglich. In der Mutterkuhhaltung ist das meist leichter umsetzbar, aber auch in Milchviehbetrieben ergibt sich vielleicht die eine oder andere Möglichkeit zur Staffelmahd.

Weiden

Weideflächen, die eher extensiv genutzt werden, weisen in der Regel eine größere Artenvielfalt auf als intensiv genutztes Grünland. Hier blühen viele Klee- und Kräuterarten. Fixe Zäune sind für Blütenbesucher besonders wertvoll, da sie immer einen kaum genutzten Grünstreifen unter dem Zaun ausbilden.

Heu oder Silage?

Flächen, die zur Heugewinnung genutzt werden, werden deutlich später und seltener gemäht als Silageflächen. Dadurch ist eine größere Artenvielfalt möglich und Kräuter kommen zur Blüte. Somit stehen sie Blüten besuchenden Insekten als Nahrung zur Verfügung. Die Heuwiesen sind somit wesentlich wertvoller als intensiv genutzte Silageflächen. Weiter weg gelegene Flächen oder Wiesen mit starker Neigung eigenen sich besonders zur Heugewinnung.

Insekten schonende Mahd

Große Verantwortung übernimmt der Landwirt bei der Mahd von Grünland und Futter- Gemengen oder beim Mulchen von Stilllegungs-Flächen. Mäht er, wenn mehr als eine Biene pro Quadratmeter zu sehen ist – was an warmen Tagen oft der Fall ist – müssen zahllose Bienen im Mähwerk ihr Leben lassen. Eine Untersuchung am Schweizer Institut für Bienenforschung ergab in unterschiedlichen Varianten bis zu 90.000 getötete Bienen pro Hektar – das sind drei ganze Bienenvölker je Hektar!
Neben dem Mäh-Zeitpunkt bestimmt die verwendete Mäh-Technik erheblich das Ausmaß der Verluste: Werden nach dem Kreiselmähwerk Mäh-Aufbereiter verwendet, kommen wesentlich mehr Bienen um als ohne Aufbereiter. Mähen oder Mulchen sollten Sie deshalb möglichst außerhalb des intensiven Bienenfluges, also nicht in der Mittagszeit bei strahlendem Sonnenschein. Optimal wäre die Mahd vor 9 Uhr oder nach 18 Uhr und an bedeckten Tagen oder bei kühleren Temperaturen. Wenn möglich auf den Einsatz von Mähaufbereitern verzichten.

Quelle und weitere Empfehlungen: https://bluehende-landschaft.de

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