Kleine Schafherden gut managen
Für Betriebe mit kleinen Schafherden braucht es oftmals maßgeschneiderte und kostengünstige Lösungen. Mit der einen oder anderen Idee lassen sich Investitionskosten und Arbeitszeit sparen.
Die Schafhaltung ist in Österreich weitgehend kleinstrukturiert. So wurden im Jahr 2020 auf rund 42 Prozent der schafhaltenden Betriebe „nur“ ein bis neun Schafe gehalten. Obwohl die wirtschaftliche Bedeutung dieser Schafherden wohl als eher gering einzustufen ist, sind wir auch hier den Tieren eine artgemäße Unterbringung und Versorgung schuldig. Dass das gerade im Kleinwiederkäuerbereich auch ohne hohe Investitionskosten und großem Aufwand möglich sein kann, zeigen verschiedene Beispiele. Die folgenden Tipps und Tricks können dabei helfen.
Kreative Gebäudenutzung
Oftmals werden für die Unterbringung der Herde bereits bestehende Scheunen, Maschinenhallen oder ehemalige Rinderställe für die Haltung von Schafen adaptiert. Sollte es notwendig sein, ein neues Gebäude zu errichten, so ist bereits bei der Planung eine mögliche Nachnutzung zu berücksichtigen. Anzustreben ist auf jeden Fall die Bodenplatte auf einem Niveau ohne Höhensprünge zu betonieren. Die Höhensprünge, beispielsweise für eine Antrittsstufe hin zum Futtertrog, werden anschließend mit einer Trennlage auf die Bodenplatte betoniert, um sie zu einem späteren Zeitpunkt leichter entfernen zu können.
Holz ist genial
Der einfachste Baustoff für die Gebäudehülle wie auch für die Aufstallung ist sicherlich Holz. Mit wenig Aufwand und ein bisschen handwerklichem Geschick lassen sich aus Brettern und Staffeln die verschiedensten Boxen, Absperrungen, Fressgitter, Futtertische, Boxen für die Tierwaage und vieles mehr kostengünstig bauen. Geachtet werden muss lediglich darauf, dass keine Schrauben oder Nägel herausragen und die Tiere verletzen können.
Aus einfachen Holzabtrennungen lässt sich eine große Box auch in mehrere kleine unterteilen und es können temporäre Ablammbuchten abgesteckt werden.
Für Milchschafbetriebe kann der Melkstand in Eigenbauweise aus Holz ausgeführt werden. Kleine Herden werden oft für die Selbstversorgung mit der Hand gemolken. Der Aufwand dafür gleicht dabei schnell die Kosten für die Anschaffung und den Zeitaufwand für die tägliche Reinigung einer Melkmaschine aus. Im Internet finden sich allerdings auch kluge Anleitungen zum einfachen Bau einer Melkmaschine.
Fütterung und Wasser
Neben der Versorgung mit Grundfutter ist die Versorgung mit Wasser, Salz und Mineralstoffen unabdingbar und sollte immer gegeben sein. In kleinen Beständen schwieriger umzusetzen ist eine leistungsgerechte Fütterung, wenn keine Einteilung in Leistungsgruppen erfolgt. Zumindest Mutterschafe mit Mehrlingsgeburten sollten getrennt gehalten und gefüttert werden.
Fehlen Flächen zur Grundfuttergewinnung, kann dies beispielsweise durch zugekaufte Heupellets ausgeglichen werden – so können mitunter auch Futterverluste minimiert werden.
Oft unterschätzt, aber sehr wichtig ist die Wasserversorgung der Tiere. Auf der Weide reichen oft Eimer oder Wannen, welche mit dem Gartenschlauch oder auch mit Kanistern befüllt werden, anstatt aufwendige Wasserleitungen und Tränken zu bauen. Mithilfe von Kanistern kann sogar ein Wasserreservoir hergestellt werden, um länger mit dem Wasser auszukommen. Auf eine regelmäßige Kontrolle ist jedoch immer zu achten, da Schafe empfindlich auf verschmutztes Wasser reagieren.
Tiergesundheit im Blick
Schur, Klauenpflege oder Parasitenkontrolle müssen in kleinen wie in großen Herden gut funktionieren. Der Gesundheitszustand der Tiere darf nicht hintangestellt werden – das vermeintliche Einsparen auf dieser Ebene kann zeit- und kostenintensive Folgen haben.
In kleinen Beständen ist die tägliche Tierkontrolle einfacher, da mehr Augenmerk auf das einzelne Tier gelegt werden kann. Krankheitsanzeichen können so schneller und leichter erkannt werden. Anstatt in die Anschaffung eines Behandlungsstandes zu investieren, können die Tiere mit ein wenig Übung auch händisch und schonend umgelegt werden. Wer sich eine eigene Schermaschine oder die externe Vergabe der Schur nicht leisten will, kann die Schafe auch mit einer Schafschurschere scheren – Zeit und Vorsicht sind dabei allerdings gefragt.
Auf die Weide
Mit einem geschickten System erleichtert die Weidehaltung gerade auf kleinen Betrieben die Arbeit.
Bei der Koppelweidehaltung kann an den Außenseiten der Weidefläche ein Festzaun aus Maschendraht oder ein Strom führender Zaun mit Litzen aufgebaut werden. Die Abtrennung in einzelne Koppeln erfolgt dann mit Weidenetzen oder Litzen. Werden auch die Koppeln als Festzaun ausgeführt, bedeutet das zwar einen höheren Errichtungsaufwand, spart im Alltag jedoch maßgeblich Zeit.
Sofern es die Flächenanordnung erlaubt, ist es von Vorteil, die Tiere nah am Hof zu haben um im besten Fall direkt vom Küchenfenster aus die Herde beobachten zu können. So kann die tägliche Tierkontrolle möglichst einfach gestaltet werden.
Wann die Lämmer kommen
Da kleine Herden auf Betrieben oft nebenher funktionieren müssen, sollte bei der Ablammung das Hauptaugenmerk auf einen möglichst geringen Arbeitsaufwand gelegt werden. Deshalb werden Frühjahrsablammungen empfohlen. Denn, lammen alle Muttertiere im Frühjahr ab, kann die Weideperiode optimal ausgenutzt werden und die Stallarbeit wird reduziert. Nachteil dieses Systems ist zweifelsohne, dass weniger Lämmer pro Mutterschaf und Jahr geboren werden. Hier gilt es als Betrieb zu entscheiden, welcher Aspekt die höhere Bedeutung haben soll.
Das Halten einer kleinen Schafherde muss also nicht zwangsläufig mit einem übertriebenen Mehraufwand verbunden sein – sofern man sich einige Hilfsmittel zunutze macht und auf der richtigen Ebene spart.
Autor:
DI Peter Pieber, LK Steiermark