Kooperationen für Bio

© BIO AUSTRIA/Fertl

Das internationale Projekt „KSC4farmers“ unter der Beteiligung von BIO AUSTRIA hat Kooperationsprojekte im Bio-Bereich sowie Unterstützungsmöglichkeiten dafür im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU analysiert. Die Ergebnisse stehen ab sofort als Handbuch zur Verfügung.

BIO AUSTRIA hat gemeinsam mit dem Bio-Dachverband IFOAM EU und anderen europäischen Bio-Verbänden ein Handbuch erstellt, das Möglichkeiten für Kooperationen und Kompetenzaufbau im Bio-Bereich sowie Unterstützungsmöglichkeiten dafür im Rahmen der Ländlichen Entwicklung 2014-2020 aufzeigt. Neben Österreich waren Verbände aus Belgien, Frankreich, Irland, Niederlande, Spanien und Schweden beteiligt.

Das Handbuch, das sich allen voran an Bio-Verbände, Beraterinnen und Berater sowie Pädagoginnen und Pädagogen richtet, enthält:

  • einen Überblick zu Fördermöglichkeiten im Rahmen der Ländlichen Entwicklung der EU – von der Unterstützung für Wissenstransfer und Beratungsleistungen bis zur Gründung von Erzeugergemeinschaften und gemeinschaftlichen Entwicklungsinitiativen
  • „Beste Praxis“-Beispiele von europäischen Biobäuerinnen und Biobauern sowie anderen Akteuren, die Kooperationen in Produktion und Vermarktung auf nationaler und regionaler Ebene umgesetzt haben
  • Empfehlungen für erfolgreiche Kooperationen im Bio-Sektor – von der Bedeutung der Mitwirkung der Bäuerinnen und Bauern über das gemeinsame Definieren von geeigneten Zielsetzungen bis zum Gewährleisten der notwendigen Expertise
  • Informationen über verschiedene europäische und nationale Organisationen und Plattformen, wo Stakeholder nähere Informationen über Ländliche Entwicklung und Möglichkeiten für Kooperationen und Innovationen im Bio-Bereich erhalten können

Die wichtigsten Bestandteile und Botschaften des Handbuchs

Das Handbuch liefert einen Überblick über die Grundzüge der Ländlichen Entwicklung im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik, u. a. auch Informationen über die letzte GAP-Reform, die zwischen 2010 und 2013 stattgefunden hat und die Basis für die neuen nationalen und regionalen Programme für Ländliche Entwicklung bildet.

Beispiele für Maßnahmen, die zur Unterstützung von Kooperationen und Kompetenzaufbau im Biobereich genutzt werden können, sind:

  • Qualifizierung, Berufliche Weiterbildung, Präsentationen und Informationskampagnen
  • Entwicklung von landwirtschaftlichen Beratungsleistungen und Training von Beraterinnen und Beratern
  • Unterstützung für Informations- und Absatzmaßnahmen betreffend Produkte und Produktionsmethoden
  • Investitionen in landwirtschaftliche Infrastruktur, Verarbeitung und Vermarktung
  • Gründung von Produzentengruppen um die Produzenten bei Verhandlungen zu stärken
  • Gemeinschaftliche, Multi-Stakeholder Entwicklungsinitiativen in ländlichen Regionen

„Beste Praxis“-Beispiele für Kooperationen

Im Agar- und Lebensmittelsektor, der stark vom konventionellen Landwirtschafts- und Lebensmittelsystem geprägt wird, hat Zusammenarbeit und Innovation unter Biobäuerinnen und Biobauern eine lange Tradition, um die Wirtschaftlichkeit ihrer Betriebe absichern zu können.

Die sieben Best-Practice-Beispiele, die im Handbuch kurz dargestellt werden, zeigen, wie unterschiedliche Akteure in Europa ihre Programme für Ländliche Entwicklung nutzen, um die Entwicklung des Sektors durch verstärkte Kooperation voranzutreiben. Bei jedem Beispiel werden Schwerpunkte und Hintergrundinformationen über die jeweiligen Initiativen sowie Ergebnisse und Erkenntnisse beschrieben, Angaben zur Förderung gemacht und Kontaktadressen genannt.

Die „Beste Praxis“-Ansätze für Kooperationen im Bereich der biologischen Landwirtschaft in ländlichen Regionen beinhalten:

  • Unterstützung der Entwicklung von Wintergemüseanbau (Österreich)
  • Förderung Wissensaustausch zwischen Bäuerinnen und Bauern und Forschung (Belgien)
  • Entwicklung eines Bio-Getreidesilos (Frankreich)
  • Gemeinsame Vermarktung und Wertschöpfung von Bio-Milch (Irland)
  • Koordination von Stakeholder-initiierter Forschung und Wissenstransfer (Niederlande)
  • Förderung von Umstellung auf Biolandbau durch Austausch von Bauer zu Bauer (Spanien)
  • Lokale Produktion von Bio-Eiweiß-Futter als Antwort auf den Klimawandel (Schweden)

Empfehlungen und weitere Informationen

Die Kooperationsinitiativen sind, abhängig von den lokalen Bedürfnissen der Biobäuerinnen und Biobauern, sowohl in der Form als auch Größe sehr unterschiedlich. Dennoch konnten im Rahmen des Projektes insbesondere durch den direkten Austausch eine Reihe genereller Empfehlungen erarbeitet werden.

Fünf Beispiele aus dem Handbuch:

  • Mitwirkung der Bäuerinnen und Bauern: Bauern sollten einen großen Einfluss bei der Gründung von Kooperationen in ihrem Ort, ihrer Region oder ihrem Land haben – basierend auf einem “Bottom-up“-Ansatz. Es ist oft eine Voraussetzung für den Erfolg einer Initiative, dass die Bäuerinnen und Bauern ein Mindestmaß an Steuerung im Projekt haben oder eine Führungsrolle in gemeinsamen Initiativen mit anderen Stakeholdern aus dem Landwirtschafts- und Lebensmittelsektor einnehmen.
  • Definition gemeinsamer Zielsetzungen: Gemeinsame Ziele sollen klar definiert und verstanden werden bevor die Kooperation beginnt. Kompetenz-Aufbau ist nicht einfach, Zeit und Geduld sind notwendig, insbesondere bei ambitionierten Zielsetzungen.
  • Klare Rollendefinition: Sowohl für eine rein bäuerliche Initiative als auch eine gemeinschaftliche Initiative unter bäuerlicher Leitung ist es wichtig, die Rolle der verschiedenen Partner anzuerkennen und die entsprechenden Fachkenntnisse zu nutzen.
  • Sicherstellung von Expertise: Bäuerinnen und Bauern werden nicht immer die erforderliche Expertise haben, die notwendig ist, um die gewünschten Ziele zu erreichen. Daher sollten sie das wissenschaftliche und wirtschaftliche Wissen anderer Akteure nutzen.
  • „Outsourcing“ kann Spielräume schaffen: Wenn bestimmte Aktivitäten an andere übertragen oder auslagert werden, haben Bäuerinnen und Bauern mehr Zeit, sich auf ihre eigenen Aktivitäten zu konzentrieren, während sie an der Projektverantwortung des Projekts bzw. der Initiative festhalten.

Im Anhang des Handbuchs finden sich Hinweise, wo man Genaueres über Kooperationen im Bio-Bereich und die Programme für Ländliche Entwicklung erfahren kann.

Logo_ErasmusÜber das KSC4farmers Projekt

Das Handbuch ist eines der wichtigsten Ergebnisse des EU-Projekts „Closing Knowledge Gaps and Improving Skills & Competence for Sustainable Farming Enterprises“ (KSC4 Farmers). Das Projektziel war Bewusstsein zu schaffen für die vorhandenen Möglichkeiten, Kooperationsansätze für die Entwicklung der Bio-Produktion im Rahmen von nationalen und regionalen Programmen für Ländliche Entwicklung zu unterstützen. Es soll zudem auch den Wissenstransfer zwischen den Bio-Verbänden erleichtern.

KSC4farmers ist ein zwei-jähriges Leonardo da Vinci Partnerschaftsprojekt, das Teil des Programms „Lebenslanges Lernen“ der Europäischen Union ist. Das Projekt umfasst acht Partner von der gesamten EU, die mit Biobäuerinnen und Biobauern arbeiten: IFOAM EU (BE), Irish Organic Farmers and Growers Association (IE), Biohuis (NL), Fédération nationale d´agriculture biologique (FR), Sociedad Espanola de Agricultura Ecológica (ES), Bioforum Vlaanderen (BE), BIO AUSTRIA (AT) und Ekologiska Lantbrukarna (SE).

Das Handbuch ist in englischer Sprache verfasst und kann auf der Webseite von BIO AUSTRIA unter folgendem Link heruntergeladen werden:
W www.bio-austria.at/manual

Cover_Manual

 

 


Erfahrungsaustausch im Linsen-Acker

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Bio-Landwirtschaft kann Nitrat-Eintrag reduzieren

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„Bio-Silo“, das „Beste Praxis“-Beispiel aus Frankreich

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