Marktgärtnerei: Viel Handarbeit auf begrenztem Raum

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Marktgärtnereien bieten besonders für Einsteiger und kleinstrukturierte Betriebe Chancen. Für den langfristigen Erfolg braucht es Wissen, Erfahrung und ein gutes Controlling.

Der Begriff „Marktgärtnerei“ (oder im Englischen „Market Garden“) verweist auf einen hochspezialisierten Ansatz für den Anbau von Gemüse, der eine unmittelbare Vermarktung an Endverbraucher einschließt. Obwohl es keine starre Definition für dieses Konzept gibt, gibt es dennoch grundlegende Kriterien, die Market Garden-Betriebe verbinden und sie von herkömmlichen Gemüseanbaubetrieben differenzieren.

Geringer Flächenbedarf

Die auffälligste Eigenschaft in Marktgärtnereien ist zweifellos ihr geringer Flächenbedarf. Die wirtschaftliche Rentabilität kann bereits auf 1000 bis 2000 Quadratmetern erreicht werden. Betriebe, die mehr als einen Hektar Land bewirtschaften, sind eine Seltenheit und praktizieren meist eine Mischform aus Marktgärtnerei und traditionellem Feldgemüseanbau.

Auf diesen vergleichsweise kleinen Flächen wird nahezu sämtliche Arbeit von Hand verrichtet. Der Grad der Mechanisierung ist äußerst gering. Obwohl einige Betriebe auf Einachstraktoren zurückgreifen, etwa bei der Vorbereitung der Beete oder bei der Einbringung von Mulchmaterial, werden die grundlegenden Tätigkeiten des Alltags wie das Pflanzen, Ernten und die Beikrautregulierung mit handgeführten Werkzeugen erledigt.

Die Entscheidung, auf Traktoren mit ihren vielfältigen Anbaugeräten zu verzichten, mag auf den ersten Blick ineffektiv erscheinen, da sie die potenziell zu bearbeitende Fläche deutlich reduziert. In der Praxis erlaubt jedoch die Konzentration auf Handarbeit eine intensivere Nutzung des verfügbaren Raums.

Enge Pflanzabstände

Die Pflanzabstände in einer Marktgärtnerei können je nach den angebauten Gemüsesorten und den spezifischen Anbaubedingungen variieren. In der Regel sind die Pflanzabstände jedoch enger als im klassischen Gemüseanbau, um den begrenzten Platz optimal zu nutzen.

Beispielsweise werden Blattgemüse wie Salat und Spinat in der Regel in Reihen mit einem Abstand von etwa 15 bis 30 Zentimetern gepflanzt. Bei Wurzelgemüse wie Karotten und Rüben variieren die Pflanzabstände je nach Sorte, können aber nur etwa 5 bis 10 Zentimeter zwischen den Reihen betragen.

Die engen Pflanzabstände sind möglich, da keine Rücksicht auf die Nutzung von Geräten wie die Fahrspuren eines Traktors oder die Anforderungen von Sämaschinen genommen werden muss. Das Pflanzen erfolgt von Hand und das Säen wird durch handbetriebene mechanische Sägeräte durchgeführt. Die Beikrautregulierung erfolgt ebenfalls manuell, wobei Hand- und Radhacken verwendet werden.

Die Wahl der engen Pflanzabstände in Marktgärtnereien zielt darauf ab, den Ertrag pro Quadratmeter zu maximieren und gleichzeitig die Bodenbedeckung zu fördern. Die Salate, Radieschen oder Rüben bedecken mit ihren Blättern durch die enge Standweite den Boden vollständig, so dass der Beikrautdruck verringert wird und weniger Arbeit für die händische Regulierung notwendig ist.

Mehrfache Belegung

Neben den engen Pflanzabständen zeichnet sich die intensive Nutzung der Fläche in Marktgärtnereien durch die Mehrfachbelegung der Beete aus. In der Regel werden auf derselben Fläche nacheinander drei verschiedene Gemüsekulturen während einer Saison angebaut. Zum Beispiel folgt auf eine schnell wachsende Kultur wie Salat eine Kohlsorte, gefolgt von Blattspinat. Die Kohlpflanzen können bereits in den Salatbestand gepflanzt werden und erreichen bis zur Salaternte bereits eine gewisse Größe, was wiederum die Zeitspanne bis zur Kohlernte verkürzt. Diese Vorgehensweise steigert den Ertrag pro Quadratmeter und fördert sowohl eine durchgehende Durchwurzelung als auch die Bodenbeschattung.

Gesunden Boden aufbauen

Der Boden in Marktgärtnereien wird aufgrund der intensiven Nutzung besonders beansprucht. Daher ist eine gezielte Bodenpflege wichtig, um die Bodengesundheit langfristig zu fördern und aufzubauen. Ein zentrales Element zur Erreichung dieses Ziels ist die Anlage von Dauerbeeten.

Üblicherweise wird der Boden zu Beginn der Flächennutzung einmalig tiefgründig gelockert, beispielsweise durch Pflügen, Grubbern oder Tiefenlockern. Anschließend werden Beete mit standardisierten Abmessungen angelegt, die häufig 75 Zentimeter breit und 10, 20 oder 30 Meter lang sind. Diese Beete werden in den folgenden Jahren nur minimal invasiv bearbeitet. Doppelgrabgabeln kommen zur Belüftung und tiefgründigen Lockerung des Bodens zum Einsatz. Die Beikrautregulierung erfolgt wie zuvor beschrieben mit Handhacken.

Organisches Material in Form von Kompost wird regelmäßig in den Boden eingebracht, um den Bodenaufbau zu fördern. Die kontinuierliche Durchwurzelung und Bodenbeschattung fördert Bodenlebewesen und trägt dazu bei, Bodenverdichtungen auf natürliche Weise zu beseitigen.

Ein solch lebendiger Boden ist in der Lage, die Gemüsekulturen auch bei intensiver Nutzung zu versorgen. Er ist außerdem essentiell, um den Verzicht auf Maschinen wie den Traktor zu kompensieren. In einen verdichteten Boden können nur schwer tausende Jungpflanzen von Hand gesetzt werden und auch Direktsaaten mit handbetriebenen Sämaschinen erfordern eine feinkrümelige Oberfläche, die nicht maschinell, zum Beispiel mit einer Fräse, hergestellt werden muss.

Regionale Direktvermarktung

Für den wirtschaftlichen Erfolg von Marktgärtnereien ist die direkte Vermarktung des angebauten Gemüses unerlässlich. In der Regel erfolgt diese Vermarktung über Abokisten, um eine planbare Nachfrage zu gewährleisten. In einigen Regionen kann auch der Verkauf auf Wochenmärkten oder die Spezialisierung auf bestimmte Gemüsesorten und Zielgruppen wie zum Beispiel die Gastronomie lukrativ sein.

Die Direktvermarktung bedeutet jedoch auch, dass Marktgärtnerinnen und Marktgärtner selbst für viele Aspekte verantwortlich sind, die normalerweise von Handelsunternehmen übernommen werden, darunter den Aufbau des eigenen Vertriebs, Werbung, Marketing und Verkauf. Dies erfordert eine gewisse Kommunikationsbereitschaft und die Fähigkeit, Kundenkontakte zu knüpfen und zu pflegen, ehrliche Preise festzulegen und transparent zu agieren.

Niedrigschwelliger Einstieg

Die Marktgärtnerei bietet eine vergleichsweise niedrigschwellige Einstiegsmöglichkeit in die Landwirtschaft. Da die Arbeit hauptsächlich von Hand ausgeführt wird, sind keine Vorkenntnisse im Umgang mit schweren Maschinen erforderlich. Wissen über den Anbau verschiedener Gemüsesorten ist leicht verfügbar und in sozialen Medien gibt es einen regen Austausch zwischen Marktgärtnern.

Die bürokratischen Anforderungen sind überschaubar und aufgrund des geringen Platzbedarfs ist der Gemüseanbau sogar im städtischen Umfeld möglich.

Ein wesentlicher Grund für die Vielzahl der Neugründungen von Marktgärtnereien in den letzten Jahren dürften wohl die geringen notwendigen Investitionskosten sein. Wie oben beschrieben haben Marktgärten eine schlanke Infrastruktur und verzichten auf teure Maschinen und Wirtschaftsgebäude. Ein großer Garten mit einem Geräteschuppen kann schon ausreichend sein. Das führt zu geringen Startinvestitionen. Darauf folgt auch eine geringe monatliche finanzielle Belastung durch Abschreibungen etc. Aufgrund dieser niedrigen laufenden Kosten und das Erzielen höherer Verkaufspreise in der Direktvermarktung kann eine Marktgärtnerei schnell wirtschaftlich erfolgreich sein.

Präzise arbeiten

Der niedrigschwellige Einstieg birgt jedoch auch Gefahren. Das hohe Maß händischer Arbeit erfordert präzises und effektives Arbeiten. Hier stehen Marktgärtnerinnen und Marktgärtner vor der Herausforderung, permanent selbst Controlling zu betreiben und die immer wiederkehrenden Prozesse wie pflanzen, jäten und ernten zu optimieren.

Zwar braucht es für das Gründen und Betreiben einer Marktgärtnerei keine Ausbildung. Es ist aber in jedem Fall empfehlenswert, durch Praktika Erfahrungen zu sammeln und effiziente Handarbeitstechniken zu verinnerlichen. Mittlerweile gibt es auch eine Vielzahl an Beratungen, Workshops, Seminaren und Online-Weiterbildungen, die notwendiges Wissen zum Gründen und Führen einer Marktgärtnerei befähigen.

Im Bewusstsein dieser Herausforderungen kann die Marktgärtnerei ein vielfältig kreatives, selbstbestimmtes und wirtschaftlich erfolgreiches Arbeitsfeld bieten.

Autor: Urs Mauk, Berater für Marktgärtnerei

www.marketgarden.de