Optimales Klima im Geflügelstall

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Nach den alljährlichen Hitzewellen sollten sich Hühnerhalter Gedanken darüber machen, wie sie ihren Tieren ein nahezu perfektes Stallklima anbieten können.

Auch wenn es heuer bisher anders ist, sollten Hühnerhalter gegen die negativen Auswirkungen von Hitzetagen zwischen Juni und September gewappnet sein. Zu beachten ist: Geflügel kann nicht schwitzen und muss die überschüssige Körperenergie durch Verdunstung über den Atemwegstrakt abgeben, was bei den ohnehin schon hohen Körpertemperaturen von 41 Grad Celsius leicht zur Überhitzung durch einen Wärmestau bedingt durch falsches Klimamanagement führen kann. Wenn dann die Temperaturen schon vormittags annähernd an die 30 Grad-Marke klettern, verbunden mit starker Sonneneinstrahlung und hoher Luftfeuchtigkeit, kann das Leistungspotenzial der Tiere nur durch ein optimales Stallklimamanagement in Abstimmung mit einem perfekten Fütterungsmanagement aufrechterhalten werden.

In den Übergangszeiten inklusive der kalten Wintermonate liegt das Augenmerk vorrangig bei einer ausreichenden Versorgung mit Sauerstoff, also Frischluftzufuhr. Luftfeuchtigkeit, welche durch Atmung und Ausscheidung des Geflügels anfällt, muss regelrecht aus dem Stall herausgelüftet werden. Gleichzeitig muss vor allem für Küken, Jungtiere sowie bei Neueinstallungen von Junghennen dem Alter des Geflügels entsprechend für ausreichend Wärme gesorgt werden.

Ausreichend lüften

Was bei Jungtieren im Kükenalter erwünscht ist, sind hohe Temperaturen in Kombination mit hoher Luftfeuchtigkeit. Am besten 34 Grad Celsius gepaart mi 70 Prozent Luftfeuchtigkeit. Jedoch bereits nach wenigen Tagen ist es wichtig, dass es zu keinem Wärmestau beziehungsweise zu keiner Überhitzung der Tiere kommt. Hierzu ist es notwendig, die Tiere einerseits in Bewegung zu halten und andererseits genügend frische (kühle) Luft unter und zwischen die Tiere zu bekommen, damit die heiße verbrauchte Luft abgeführt werden kann. Durch dieses ausreichende Lüften bereits im Kükenalter bleibt das Geflügel agil, die Fresslaune und das Leistungspotenzial bleiben erhalten und die Feuchtigkeit in der Einstreu und der Luft wird somit niedrig gehalten.

Chilleffekt

Sobald das Geflügel ein bestimmtes Alter erreicht hat, die Jungtiere sollten bereits gut eingefiedert sein (beginnend ab der 6. bis 7. Lebenswoche), kann durch Erhöhung der Luftgeschwindigkeit ab einer Außentemperatur von circa 26 Grad Celsius (bei erwachsenen Tieren auch schon etwas früher) dieser Chilleffekt erzielt werden. Die Temperaturen fühlen sich dann niedriger an, wodurch das Leistungspotenzial der Tiere erhalten bleibt (siehe Tabelle).
Es macht natürlich nur Sinn, dies über computergesteuerte Lüftungsprogramme zu regeln, damit sich das Geflügel nicht verkühlt. Automatische Steuerungssysteme schalten dann zum Beispiel automatisch von der horizontalen Gleichdrucklüftung auf eben diese Tunnellüftung um. Wobei die Auslauföffnungen den Hotspot der Luftgeschwindigkeiten darstellen. Dieser Chilleffekt kann selbstverständlich auch mit zusätzlichen Lüftern, wie Heugebläse, Deckenumluftventilatoren, Schwenkventilatoren oder den vorhandenen Heizungsgebläsen und Wärmetauschergebläsen erzielt werden.

Sprühkühlung

Eine Sprühkühlung kann die Stalltemperatur um einige Grade senken. Über Hochdruckdüsen wird Wasser mit einem Druck von 70 bar und mehr als Sprühnebel in die Nähe der Zuluft-Düsen in den Stall eingebracht. Der Wassernebel entzieht dabei der Luft die Wärmeenergie, dadurch wird eine Abkühlung der Stallluft um einige Grade erreicht. Solch eine Sprühkühlung muss unbedingt über einen Klimacomputer gesteuert werden, um kein böses Erwachen von zu feuchter Einstreu zu erleben. Denn, wenn eine bestimmte Luftfeuchtigkeit im Stall erreicht wird (nahe 80 %), muss sich die Einbringung des Sprühnebels in den Stall abschalten und die feuchte Luft aus dem Stall herausgelüftet werden. Temperaturfühler und Feuchtigkeitsfühler im Stall sowie ausreichend Wasser sind für eine optimale Funktion unumgänglich. Durch das Lüften sinkt die Luftfeuchtigkeit im Stall wiederum ab und der Steuercomputer gibt die Einbringung des Sprühnebels erneut frei. An sehr schwülen Sommertagen funktioniert diese Art der Kühlung jedoch nur bedingt.

Ein Zusatznutzen: Bei der Stallreinigung wird dieses Sprühsystem auch zum Anfeuchten vor dem Stallwaschen verwendet. Und sollte die Stallluft bei der Kükeneinstallung einmal zu trocken sein, so kann diese, ohne die Einstreu zu belasten, für die Küken passend auf annähernd 70 % relative Luftfeuchtigkeit erhöht werden.

Futtermanagement

Was tun, wenn Geflügelstallungen nicht über diese neuen Standards der Stalltechnik verfügen? Durch die richtige Futterwahl und überlegte Fütterungszeiten können Tierhalter sehr viel bewirken.
So sind zeitige Fütterungen früh am Morgen immer von Vorteil. In den Wintermonaten bewirkt man am Morgen eine verstärkte Aktivität in den Stallungen, was wiederum die Energiefreisetzung seitens des Geflügels erhöht und die Stallungen dadurch weniger auskühlen. In den heißen Sommermonaten kommt es zur Futteraufnahme in den noch relativ kühlen Morgen- oder Vormittagsstunden. Bei Temperaturen ab 24 Grad sinkt die Futteraufnahme, was sich maßgeblich auf die Leistung auswirkt.
Und nicht zu vergessen ist das Tränkemanagement: Der Wasserverbrauch des Geflügels steigt, denn die Tiere kühlen sich mit vermehrter Wasseraufnahme.
Zu achten ist auch auf das Einstreumaterial. Dieses muss immer trocken, und möglichst staubfrei sein und darf von den Tieren nicht mit dem Futter verwechselt werden.

Autor: Anton Koller, LK Steiermark