Patent auf Tomaten? Einspruch!

Veröffentlicht am 05. Juni 2025
© Manuela Wilpernig

43 Organisationen bekämpfen ein Patent auf konventionell gezüchtete Tomaten. Viele weitere Patentanträge befinden sich in der Warteschlange.

Die meisten von uns denken bei Patenten wohl zuerst an Glühbirnen, Elektronik, Spielzeug und dergleichen. Doch Konzerne nutzen Patente immer häufiger, um Monopole auf die biologische Vielfalt zu erlangen. Das Patent mit der Nummer EP3629711 ist ein besonders dreistes und gefährliches Beispiel dafür: Dem französischen Konzern Vilmorin wurden darin Patentrechte auf Tomaten mit einer Virus-Resistenz zugesprochen.

© Oxfam Novib

Konkret beansprucht das Patent die exklusiven Nutzungsrechte für Tomatenpflanzen mit einer Resistenz gegen das „Tomato Brown Rugose Fruit Virus“ (ToBRV, „Jordan-Virus“), obwohl diese wichtige Eigenschaft durch konventionelle Züchtung entstanden ist. Eine aktuelle Recherche des internationalen Bündnisses „Keine Patente auf Saatgut!“ deckt auf: Es kursieren bereits Informationen, nach denen die Patentinhaber für den Zugang zum Züchtungsmaterial zwischen 50.000 und 200.000 Euro verlangen. Darüber hinaus können von Züchter:innen fünf Prozent des Umsatzes mit ihren eigenen Sorten verlangt werden. Und: Es wurden noch viele weitere Patentanträge eingebracht, die auf die Privatisierung von Pflanzeneigenschaften abzielen.

43 Organisationen, darunter BIO AUSTRIA, haben sich deshalb zusammengeschlossen, um diese Ungerechtigkeit zu bekämpfen und erheben Einspruch gegen dieses Patent beim Europäischen Patentamt.

© BIO AUSTRIA/Christoph Liebentritt

BIO AUSTRIA Obfrau Barbara Riegler betont: „Patente auf Pflanzen und Pflanzeneigenschaften gefährden die bäuerliche Züchtung, da sie Patentinhabern exklusive Nutzungsrechte einräumen und damit Züchterinnen und Züchtern der Gefahr von Linzenzstreitigkeiten ausliefern. Wir unterstützen den Einspruch, weil sichergesellt werden muss, dass der Zugang zu genetischen Ressourcen für alle Züchterinnen und Züchter frei bleibt, um die Landwirtschaft nachhaltig, vielfältig und widerstandsfähig zu gestalten.“


Zum Vilmorin-Patent:

Kontakt

  • Mag. Thomas Fertl

    BIO AUSTRIA, Leitung Agrarpolitik und Internationale Beziehungen
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