Rechtzeitig vorbeugen

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Krankheiten von Schafen und Ziegen können ein ganzes Studium füllen. So weit geht dieser Artikel nicht, er gibt einen kurzen Überblick über wichtige Erkrankungen.

Maedi-Visna und CAE
Maedi-Visna ist eine Viruskrankheit bei Schafen. Die Ansteckung geschieht vor allem über Kolostrum und über Körpersekrete. Es führt zu erschwerter Atmung, Abmagerung und chronischen Gelenksentzündungen. Mit dem Maedi-Visna-Virus verwandt ist die CAE = Caprine Arthritis-Enzepahlitis. Sie ist eine chronische Infektionskrankheit bei Ziegen, die vor allem zu Gelenksentzündungen führt. Da gegen Maedi-Visna und CAE keine Behandlung möglich ist, gibt es von den Zuchtverbänden und Tiergesundheitsdiensten ein Untersuchungsprogramm. Infizierte Tiere werden geschlachtet. Das Programm zur Bekämpfung von Maedi-Visna und CAE kann beispielsweise unter www.tgd.at unter den TGD-Programmen abgerufen werden. Die Betreuungstierärzte können daüber Auskunft geben.

Schafrotz
Pasteurellose oder Schafrotz ist eine Infektion mit Bakterien, die zu einer schlimmen, oft sogar tödlichen Lungenentzündung führt. Gefährdet sind hauptsächlich Lämmer und Kitze. Zum Ausbruch kommt es durch Mängel in der Haltung wie zu hohe Besatzdichte, feuchte Einstreu oder Zugluft. Auch die unzureichende Versorgung mit Energie und Mineralstoffen oder Stress durch Umstallen, Ohrmarken einziehen oder Absetzen können in einer tödlichen Lungenentzündung enden. Eine Behandlung mit Antibiotika kann am Beginn der Erkrankung erfolgreich sein. Zur Vorbeugung gibt es für gefährdete Herden eine Impfung. Für die meisten Betriebe ist es ausreichend, mit guter Hygiene, angepasster Fütterung und durch optimales Stallklima die Lämmer zu stärken. Lungenkranke Schafe und Ziegen können gut mit den gängigen Hustentees unterstützt werden.

Listeriose
Fast immer ist eine Silage-Fütterung der Auslöser für Listeriose bei Schafen und Ziegen. Listerien kommen im Erdboden vor. Wird erdverschmutztes Futter siliert und geht der pH-Wert der Silage nicht unter 5, dann können sich die Listerien auch in der Silage vermehren. Daher soll jede Silage für kleine Wiederkäuer einen pH-Wert unter 5 haben – das lässt sich mit pH-Streifen messen. Anzeichen für Listeriose sind Kopf schief halten, ein oder beide Ohren hängen lassen, einseitige Gesichtslähmung und im Kreis gehen. Eine rasche tierärztliche Behandlung kann das Tier meist retten. Listerien können auch Verwerfen und Augenentzündungen verursachen. Vorsicht: Sie sind auf den Menschen übertragbar.

Lippengrind
Lippengrind ist eine Virusinfektion, die vor allem bei Lämmern und Kitzen vorkommt, aber auch auf Menschen übertragbar ist. Es beginnt mit Bläschen an den Lippen und im Kopfbereich, manchmal auch am Euter oder oberhalb der Klauen. Nach dem Platzen der Bläschen werden die schmerzhaften offenen Stellen mit starken Krusten bedeckt. Solange die Lämmer und Kitze problemlos saugen und fressen, sind sie kaum beeinträchtigt. Selten ist der Verlauf so schlimm, dass eine tierärztliche Behandlung notwendig ist. Meist ist es ausreichend, wenn zu Beginn die Bläschen mit verdünntem Betaisodona oder verdünnter Ringelblumentinktur betupft werden und später die offenen Stellen mit Ringelblumenöl gepflegt werden. Dabei sollen Schutzhandschuhe getragen werden. Die abfallenden Kursten sind monatelang ansteckend und sollen so gut wie möglich gesammelt und verbrannt werden. Die homöopathische Unterstützung kann mit Mezereum D12 oder C30 erfolgen.

Trächtigkeitstoxikose
Die Trächtigkeitstoxikose ist keine Infektionskrankheit, sondern eine Stoffwechselstörung. Sie kommt bei hochträchtigen Ziegen und Schafen mit Mehrlingsträchtigkeit vor. Betroffen sind eher verfettete Tiere. Ursache ist eine unzureichende Energieversorgung des Muttertieres in den letzten Wochen der Trächtigkeit. Typische Anzeichen sind unzureichendes Fressen und Wiederkauen, Schwerfälligkeit beim Aufstehen, schließlich Festliegen mit Apathie oder Bewußtlosigkeit. Ohne frühzeitige tierärztliche Behandlung verendet das hochträchtige Tier. Eine an die Leistung angepasste Fütterung und ausreichend Bewegung beugen dieser Krankheit vor. Bei Zwillingsträchtigkeit wird meist eine Versorgung mit bestem Grundfutter und Kraftfutter empfohlen. Die massive Leberstörung schwächt den Körper und das Immunsystem, dadurch steigt die Gefahr für Euterentzündungen oder andere Infektionen. Außerdem nehmen unterversorgte Muttertiere nach der Geburt oft ein Lamm oder beide Lämmer nicht an.
Gefährdete Tiere können durch Zufüttern von bitteren Kräutern wie Wermut, Löwenzahn oder Enzianwurzel unterstützt werden. Auch die homöopathischen Lebermittel Lycopodium, Phosphor (passt oft bei Ziegen) oder Lophophytum sind hilfreich.

Clostridien-Erkrankungen
Clostridium perfingens, ein Bakterium, verursacht die Breinierenkrankheit der Jungtiere und die Enterotoxämie bei älteren Schafen und Ziegen. Beim Lamm oder Kitz ist der Verlauf meist so rasant, dass eine schulmedizinische Behandlung fast immer zu spät kommt. Das Jungtier sondert sich ab, knirscht mit den Zähnen, manchmal ist es aufgebläht. Nach wenigen Stunden schwankt es, kann nicht mehr stehen, liegt mit nach hinten gebeugtem Kopf, zeigt Krämpfe und verendet. Bei älteren und erwachsenen Ziegen oder Schafen ist Durchfall oder flüssiger und übelriechender Kot mit Blut und Schleim das wichtigste Symptom. Bei diesen Patienten ist eine schulmedizinische Behandlung noch aussichtsreich.
Die Ursache liegt meist in der Fütterung: junges Gras, nasse Weiden, mit Erde verschmutztes Futter, plötzlicher Futterwechsel, zu wenig Rohfaser, zu hohe Milchmenge bei Lämmern und Kitzen. All das begünstigt die Vermehrung von Clostridium perfingens im Darm, diese geben Toxine ab. Die Toxinmenge und -art sind entscheidend für den Krankheitsverlauf. Zur Vorbeugung wird die Fütterung angepasst, die Futterhygiene erhöht, der Trog regelmäßig gereinigt, sauberes Trinkwasser angeboten und eventuell eine Schutzimpfung durchgeführt. In der Homöopathie wird Atropa Belladonna und Nux vomica verwendet.

Pseudotuberkulose
Pseudotuberkulose ist eine chronische und unheilbare Infektion in den Lymphknoten durch das Bakterium Corynebacterium pseudotuberculosis. Die Schwellung der Lymphknoten ist schmerzlos. Meist treten die Schwellungen und Abszesse nur auf einer Seite auf. Die wichtigste Ansteckungsquelle für Schafe oder Ziegen ist der Eiter aus einem Pseudotuberkulose-Abszess. Solcher Eiter kann auch am Fressgitter, am Schermesser oder an schmutziger Stallkleidung zu finden sein. Wenn Abszesse unkontrolliert aufbrechen und sich der Eiter im Stall verteilt, dann können sich schnell viele Tiere des Bestandes anstecken. Auch das Kolostrum von infizierten Muttertieren ist eine Ansteckungsquelle.
Da eine Behandlung nicht möglich ist, werden im Rahmen von Bestandssanierungen mit der Unterstützung der Tiergesundheitsdienstes die infizierten Tiere durch Abtasten der Lymphknoten und durch Blutuntersuchungen identifiziert und geschlachtet. Es ist wichtig, den Status seiner Herde in Bezug aus Pseudotuberkulose zu kennen.

Floppy Kitz-Syndrom
Kitze im Alter von zwei bis 30 Tagen beginnen zu schwanken und können bald danach nicht mehr aufstehen. Es handelt sich um eine Übersäuerung ohne Durchfall (D-Laktat Azidose). Werden die Symptome rasch erkannt, reicht das Absetzen der Milch und die Gabe von Elektrolyttränken für mindesten 24 Stunden meist aus. Die Kitze sollen alle zwei bis drei Stunden getränkt werden. Wenn der Erkrankung zu spät erkannt wird, kann sie viele Todesfälle verursachen.

Parasiten-Erkrankungen, Mastitis oder Pansenazidose nach Fütterungsfehlern können hier nicht näher ausgeführt werden.
Für Tierhalter sind Diagnosen und Krankheitserreger wichtig, allerdings ist es frustrierend, wenn es keine wirksame Behandlung gibt oder diese zu spät kommt. Daher muss der Vorbeugung die größte Aufmerksamkeit geschenkt werden. Oft reichen einfache Hygienemaßnahmen wie gründliches Ausmisten oder eine Quarantäne für Zukaufstiere. Auch die wiederkäuergerechte und an die Leistung angepasste Fütterung mit einer guten Mineralstoffversorgung können einige Leiden verhindern. Und nicht zuletzt ist Fachwissen der Tierhalterin und des Tierhalters eine Voraussetzung für gesunde Tiere.

Autorin: Dr. Elisabeth Stöger, Tierärztin

Moderhinke erfolgreich saniert!

Der Schock am Bio-Milchschafbetrieb S. war groß: Nach dem Zukauf von zwei Deckwiddern fingen einzelne der fast 100 Melkschafe in der Herde leicht zu hinken an. Erst nach zehn Tagen begannen die Tierhalter das Problem bewusst zu beobachten. Mehrere auffällige Schafe wurden umgesetzt, die Klauen untersucht, schließlich wurde die Tierärztin beigezogen. Die Diagnose war leicht zu stellen: das ansteckende Hinken, der süßlich-faulige Geruch zwischen den Klauen, das sich lösende Klauenhorn waren unverkennbare Symptome für die Moderhinke. Wegen der Schmerzen in den Klauen fraßen die Schafe weniger, sie lagen lieber. Die Milchmenge ging spürbar zurück. Es war Frühherbst, die Tiere waren auf der Weide. Regen in den letzten Tagen und Bodennässe verschärften die Symptome.

Jetzt ging es darum für den Betrieb eine gangbare und effektive Lösung zu finden:
• Ein Klauenstand für Schafe wurde angeschafft, damit rasch alle Klauen geschnitten werden konnten.
• Die Schafe wurden vorzeitig eingestallt und gingen nur während der trockenen Tagesstunden hinaus – keine Nachtweide mehr.
• Die Einstreu im Stall wurde auf ein luxuriöses Maß erhöht, Ziel war ein trockener Boden.
• Die Fütterung wurde auf eine eiweißärmere Ration umgestellt.
• Im Melkstand wurden die Klauen mit effektiven Mikroorganismen besprüht.
• Schließlich wurde die ganze Herde einen Monat früher als geplant trockengestellt und mit einem Antibiotikum behandelt, so war die Einhaltung der doppelten Wartezeit kein Problem.
• Das konsequente Klauenschneiden wurde weiter gemacht.

Innerhalb von drei Monaten konnte die Herde saniert werden.
Ein Hinweis der Tierhalter: Ohne Quarantäne kommt in Zukunft kein Tier mehr in unsere Herde!