Obmann Otto Gasselich fordert: Mehrwertsteuer auf Bio-Grundlebensmittel senken!

Hand mit Paprika am Bio-Bauernmarkt Center West
© Bio Ernte Steiermark/Königshofer

Qualität statt Quantität: Mehrwertsteuer auf biologische Grundlebensmittel senken!

Herr Obmann ÖkR Gasselich, die hohe Inflation ist das bestimmende Gesellschaftsthema in Österreich. Sind Bio-Lebensmittel Preistreiber?

Nein, bestimmt nicht. Ganz im Gegenteil: Bio ist sogar eine ‚Inflationsbremse‘ in dieser schwierigen Zeit. Wir verzichten strikt auf leicht lösliche Mineraldünger als auch auf chemisch synthetische Pflanzenschutzmittel –  das sind alles künstliche Mittel, die enorm viel fossile Energie bei ihrer Produktion brauchen und so extrem von der Preisdynamik am internationalen Öl- und Gasmarkt abhängen. Einmal abgesehen von den erheblichen Umwelt- und Klimaschäden, zeigt sich nun deutlich, dass der globale Weg der konventionellen Landwirtschaft unsere gesamte Gesellschaft in eine gefährliche Abhängigkeit geführt hat. Wer sich eine unabhängige Landwirtschaft und gesundheitsfördernde Ernährung wünscht, muss unbedingt den Biolandbau stärken.

Dennoch werden sich einige Leute denken: „Bio war immer teurer, also wird es jetzt noch viel teurer sein, und ich kann mir das nicht mehr leisten.“

© BIO AUSTRIA NÖ und Wien, Agnes Scheucher

Wie gesagt, das ist ein Trugschluss. Nochmals: In Relation zu konventionellen Nahrungsmitteln sind die Preise bei Bio-Lebensmittel signifikant weniger gestiegen. Und vergessen Sie bitte in diesem Zusammenhang nicht, dass Bio von den Bäuerinnen und Bauern einen weitaus höheren Arbeitseinsatz abverlangt und die Erträge auf den Feldern geringer ausfallen. Dafür ist aber die Qualität hochwertiger und wir erzeugen mehr wertvolle Inhaltsstoffe. Und diese Diskussion müssen wir ja auch auf der Ebene des Umwelt- und Klimaschutzes führen, und ebenso was den Umgang mit den Tieren betrifft. Denken Sie an die niedrigeren CO2-Emissionen, an das saubere Grundwasser, die vielfältigere Biodiversität und die tiergerechte Haltung – hier erbringt der Biolandbau seit Jahrzehnten enorme Leistungen für unsere Gesellschaft. Wir schauen unter- halb und oberhalb der Grasnarbe auf die Tiere und ermöglichen intakte Ökosysteme – das gehört auch honoriert.

Aktuell werden politische Maßnahmen diskutiert, wie man die Teuerungswelle bei Lebensmittel stoppen könnte. Was schlagen Sie vor?

Zuerst einmal sollte man die politische Gießkanne aus der Hand geben und endlich kritisch nachdenken. Es ist nicht sinnvoll, dass man immer reflexartig über alle Systeme Steuergeld ausschüttet. Schließlich geht es bei der Landwirtschaft und Ernährung um den wesentlichen Unterschied zwischen Qualität und Quantität. Eine verantwortungsvolle Politik muss der Bevölkerung gesundheitsfördernde Lebensmittel ermöglichen, also eine biologische Qualität. Insbesondere für sozial gefährdete und armutsbetroffene Menschen ist das immens wichtig. Niemand soll durch die hohe Inflation gezwungen sein, bei der Gesundheit zu sparen. Darum sollte die Politik als ersten Schritt rasch die Mehrwertsteuer auf biologische Grundlebensmittel senken. Selbstverständlich dürfen den Biobäuerinnen und Biobauern im Rahmen dieser Maßnahme keinerlei finanzielle Nachteile durch den Gesetzgeber entstehen.    

Unterwegs in den BIO AUSTRIA Arbeitsgruppen

Obmann Otto Gasselich ist derzeit verstärkt bei den Arbeitsgruppen-Treffen vor Ort. Unzulänglichkeiten in der GAP, die sich bis jetzt gezeigt haben, werden dabei erfasst und an den BIO AUSTRIA Bundesverband weitergeleitet, damit sie als mögliche Veränderungen bei der Evaluierung der laufenden GAP im Landwirtschaftsministerium eingebracht werden können. Weiters sollen die Marktchancen für Bio-Lebensmittel erhöht werden. Zusätzlich zur Mehrwertsteuer Entlastung wollen wir die Ausweitung des Öko-Bonus auf Bio- Produkte für armuts-gefährdete Menschen in die Diskussion einbringen. Mindestens die selben finanziellen Mittel, die zur Unterstützung der bäuerlichen Biobetriebe eingesetzt werden, sollen auch für die Marktentwicklung unserer Bio-Lebensmittel aufgewendet werden.
Bitte nutzt die Gelegenheit, euch bei diesen wichtigen Themen gut einzubringen und kommt zahlreich zu den aktuellen Arbeitsgruppen-Treffen!